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Ungefähr ein Dutzend Software-Unternehmen und Vertreter aus den Sparten Museen und Archive waren der Einladung zum Workshop in Frankfurt am 12. Oktober 2023 gefolgt. Gastgeberin war die Arbeitsstelle für Standardisierung an der Deutschen Nationalbibliothek (DNB) in ihrer Funktion als Trägerin der technischen und organisatorischen Infrastruktur der Gemeinsamen Normdatei (GND). 

Es geht um eine verbesserte Datenqualität der Sammlungsdaten durch die Verknüpfung mit der Gemeinsamen Normdatei. Als dringender Wunsch auf dem GND Forum Museen und Sammlungen formuliert, im Leitfaden des Deutschen Museumsbundes, aber auch in anderen Communities bereits gespiegelt, wollten wir direkt mit Softwareanbietern ins Gespräch kommen, deren Produkte die Erschließungsarbeit in Museen, Sammlungen und Archiven unterstützen. Ziel des Treffens war es herauszufinden, wie man das Einbinden von GND-IDs in der alltäglichen Erfassungsarbeit leichter machen kann. Es soll einfacher werden, Aussagen zum Objekt, wie zum Beispiel zu Akteuren, zu Orten oder zu Sachbegriffen mit Entitäten der GND zu verknüpfen. In einem Datensatz zu einem Sammlungsgegenstand können theoretisch viele GND-IDs eingetragen werden, aber eben oft noch nicht in der Praxis. Der Workshop war daher ein Auftakt für eine möglichst intensive und fruchtbare Zusammenarbeit im Sinne einer verbesserten Datenqualität durch die vereinfachte und integrierte Nutzung der Gemeinsamen Normdatei in der Erschließung an Museen, Sammlungen und Archiven zwischen Software-Anbietenden und Software-Nutzenden. Zusammen wollen wir lernen, was wir verbessern können und vermitteln, wie breit der Bedarf an vernetzten Daten in der Forschung, in Museen und Archiven schon ist. Mit einem Carpe Diem für ein semantisches, maschinenlesbares Datennetz, dass allen Menschen einen schnellen und einfachen Zugang zum Kulturwissen eröffnet, begrüßte Frau Ute Schwens, stellvertretende Generaldirektorin der DNB, die Gäste im Raum 404.

Im ersten Drittel des Treffens wurde der Bedarf an einer vereinfachten Integration der GND aus der Perspektive der Museen, Archive und der Deutschen Digitalen Bibliothek geschildert. Abgerundet wurde dieser Part durch Kurzpräsentationen zur maschinell unterstützten Nachnutzung der GND über die lesende Schnittstelle, die von lobid zur Verfügung gestellt wird und die Visualisierungen der GND-Entitäten in unterschiedlichen Facetten im GND Explorer. Die Präsentationen sind nebenstehend einzeln aufgelistet. Im zweiten Drittel erarbeiteten die Teilnehmenden eine gemeinsame Übersichtskarte zum Status-quo. Das Potential der GND wird von den vertretenden Softwareprodukten klar erkannt und der aufgezeigte Bedarf zum Teil schon aufgegriffen. Fast alle Software-Produkte unterstützen nicht nur die Integration von GND-IDs zu Personen, sondern berücksichtigen alle Satzarten, wie die nachstehende Galerie der Landkarte zeigt.

Zum Anzeigen der Bilder in besserer Qualität bitte darauf klicken. Hinweis zu den Bildrechten: DNB, CC BY SA

Personen

Körperschaften


Geografika

Konferenzen

Werke

Allgemeinbegriffe

Präsentationen
Impulsvorträge

Domenic Städtler "Die Minimaldatensatz-Empfehlung für Museen und Sammlungen und die Einbindung von Normdaten-URIs" Folien

Johannes Haslauer und Fabian Näser "Erschließung in der Archivwelt - der lange Weg vom Papierregister zur normierten Erfassung" Folien
Adrian Pohl "lobid als lesende Schnittstelle zur GND" Folien
Jürgen Kett "GND Explorer. Das GND.network sichtbar machen" Folien

Sarah Hartmann

"...Und wenn es den GND-Datensatz noch nicht gibt?" Folien

und weiterführende Links:

GND Website: https://gnd.network/Webs/gnd/DE/Home/home_node.html

GND Explorer: https://explore.gnd.network/

Minimaldatensatz: www.minimaldatensatz.de

Dabei nutzen viele der Kunden der verschiedenen Softwareprodukte überwiegend die Option, innerhalb der eigenen Datenbank eigene lokale Normdatensätze, beispielsweise zu wiederkehrenden Akteuren in der Sammlung des Hauses, zu pflegen. Dort erfolgt dann auch konkret, falls die Entität vorhanden ist, die Verknüpfung mit der entsprechenden GND-Entität. Dies gilt insbesondere für Datensätze zu Personen und Körperschaften. Außerdem ist es in den meisten Softwareprodukten möglich, in einem Objektdatensatz zu einem externen Normdatensatz, wie der GND, zu verknüpfen oder gar die Nennung im Freitextfeld möglich. Wie der Vertreter der Firma Axiell mit Zustimmung aller betonte: "Der Kunde bekommt natürlich, was er will." Doch noch ist die differenzierte Ausweisung von Normdaten-IDs im eigentlichen Datensatz zum Objekt in eigenen Datenfeldern eher selten. Zwar beobachten insgesamt alle Anbietenden einen klaren Trend zur Standardisierung, der in den letzten Jahren auf jeden Fall an Momentum gewonnen hat, aber die Einsicht, dass die Vernetzung der eigenen Daten mit Normdaten einen Mehrwert für die Häuser darstellt, sei noch ausbaufähig.

Zum Ende des Arbeitreffens einigten sich die Anwesenden, diesen Austausch im Interesse des Ausbaus der Datenvernetzung fortzusetzen. Konkret bedeutet dies, dass man gemeinsam an folgenden Aufgaben arbeiten möchte:

  • Die Reconciliation-API im lobid-Portfolio des hbz soll standardisiert werden.
  • Die Anerkennung des Nutzens von Mappings interner Vokabulare auf die GND soll stärker gefördert werden.
  • Die differenzierte Einbindung verschiedener Normdaten und Thesauri je nach Datenfeld soll leichter werden.
  • Die Möglichkeiten, um nicht-valide Metadaten in GND-Datensätzen (z. B. Zeitangaben) zu verringern bzw. als solche zu kennzeichnen, sollen weiter diskutiert werden. 
  • Die Möglichkeiten für einen Abgleich der Sammlungsdaten mit der GND und für den schreibenden Zugriff in der GND, um benötigte GND-IDs anzulegen, sollen bekannter werden.

Dazu soll ein digitaler Arbeitsraum für die verteilte Arbeit in unterschiedlichen Arbeitsgruppen, an denen sich die Anwesenden einbringen wollen, eingerichtet und der Informationsfluss durch die Einrichtung einer Mailingliste verbessert werden. Ungefähr in einem Jahr möchte man sich wieder treffen, um die erzielten Fortschritte zu bewerten. Das heißt, jetzt gilt es, das kommende Jahr zu nutzen, um sich gemeinsam und je nach Interesselage darauf zu verständigen wie und möglicherweise mit welchen weiteren Partnern man die oben nur skizzierten Aufgaben angehen will.

Wie erfolgt die Einbindung der GND?

Hinweis zu den Bildrechten: DNB, CC BY SA

Im Zuge des GND-Forum zum Datenraum Architektur, Bauwerke und Denkmale wurde deutlich, wie wichtig die Qualität der Daten für ihre Vernetzung mit der GND und anderen Systemen ist. Das Deutsche Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte, Foto Marburg (DDK), lädt nun als Partner von GND4C alle Teilnehmenden des Forums ein, das Datenbearbeitungstool "OpenRefine" in einem Workshop kennenzulernen.

Nachstehend die Ankündigung und Einladung von Julia Rössel, Mitarbeiterin am DDK und in der DDB-Fachstelle Denkmalpflege.

OpenRefine ist eine Open-Source-Software, die auf vielfältige Weise für die Analyse, Anpassung und Anreicherung von Daten genutzt werden kann. Im Zuge des Austauschs von Kulturdaten wird sie bereits vielfach genutzt und eine breite User-Community stellt Informationen und Tutorials zur Verfügung.

Bei einem Hands-On Workshop am 25. und 26. Oktober möchten wir jeweils von 9.30-11.30 Uhr die Möglichkeiten des Einsatzes von OpenRefine speziell für Daten zu Bauwerken und die Erstellung von Normdaten für die GND erkunden. 

Wir erklären, welche grundsätzlichen Anforderungen an Daten bestehen, die als Normdaten zu Bauwerken in der GND publiziert werden sollen. 

Gemeinsam erkunden wir grundlegende Funktionen von OpenRefine und üben anhand von Testdatensets mit Bauwerksdaten folgende Funktionen:

  • Daten analysieren und sichten durch Facetten, Filter und Cluster
  • Spalten trennen und zusammenführen
  • Einfache GREL-Anweisungen über gesammelte Zellen je nach Filter, z.B. zur Auflösung von Abkürzungen
  • Datenanreicherung durch Abgleich mit GND oder Wikidata (Reconciliation)

Voraussetzungen für die Teilnahme am Workshop sind ein internetfähiger Computer mit Browser (Firefox oder Chrome),  Interesse an Prozessen der Datenanalyse und Verarbeitung und idealerweise die bereits installierte Software openRefine (v.3.7.4) sowie ein zweiter Bildschirm.

Veranstaltung wird durchgeführt vom Deutschen Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte - Bildarchiv Foto Marburg. Im Vorfeld senden wir Ihnen Informationen zur Installation und weitere Unterlagen zu.

Die Teilnehmer*innenzahl ist auf 25 Personen begrenzt.

Warteliste

Wir sind leider schon ausgebucht! Gern nehmen wir Sie in unsere Warteliste auf. Melden Sie sich dazu über diesen Link bei uns.

Bitte geben Sie uns Bescheid, wenn Sie bereits registriert sind, aber nicht teilnehmen können.

Für Rückfragen wenden Sie sich gern an: gnd-bau@fotomarburg.de

Alle Informationen zum Workshop finden Sie auch hier.



Rothenburg o.T. der Fleischhausbrunnen damals und heute, credit Collage aus  links Fotomarburg und rechts Tuxyso CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons von Julia Rössel (DDK) Gesamtwerk CC BY-SA 3.0

Selbst wenn Winston Churchil es nicht gesagt haben sollte, so ist der Hinweis "Glaube nie einer Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast." in Zeiten von Fake News und Informationsflut sicherlich angebracht.

Wir geben uns natürlich redlich Mühe, wenn wir unsere Datenbank analysieren, um das Verhältnis der Entitätstypen zueinander zu bestimmen. Dennoch kann es je nach Herangehensweise und wie man den Zuschnitt wählt auch hier zu Unterschieden kommen. Doch die Proportionen stimmen auf jeden Fall.

Wer zudem noch mehr über die einzelnen Entitätstypen oder auch Satzarten erfahren möchte, dem legen wir die kurzweilige Lektüre folgender Beiträge aus dem DNB Blog der Kollegin Elke Jost-Zell ans Herz:



Elke Jost-Zell ist als Bibliothekarin, GND-Redakteurin und Autorin in der Abteilung Inhaltserschließung der Deutschen Nationalbibliothek tätig.

Wann können Daten zu Normdaten werden? – Tipps für die Entwicklung community-spezifischer Relevanzkriterien

Wann ist ein Datensatz für die Gemeinsame Normdatei relevant? Nach welchen Kriterien können geeignete Daten etwa in Vorbereitung eines Imports in die GND sinnvoll ausgewählt werden? Fragen wie diese werden immer wieder unter dem Stichwort der Relevanzkriterien diskutiert. Im Folgenden wird erläutert, was darunter zu verstehen ist, welche Rolle die GND-Eignungskriterien dabei spielen und welche Anhaltspunkte bei der Entwicklung von Relevanzkriterien für die eigene Community oder Anwendergemeinschaft helfen können.


Eine sichtbare und willkommene Folge der GND-Öffnung ist, dass sich die GND durch die hinzukommenden Partner auch als Datensammlung erweitert. Das liegt in der Natur der Sache: In der Vergangenheit ergab sich der Inhalt der GND aus dem Bedarf der Bibliotheken an einheitlichen Benennungen als Ankerpunkte für die formale und inhaltliche Erschließung im Rahmen der Katalogisierung ihrer Medien. Je häufiger und konsequenter weitere Communities nicht nur Buch- und andere Textmaterialien, sondern auch materielle sowie immaterielle Objekte, archivisches Schriftgut und andere Materialarten mithilfe der GND erfassen, umso größer wird der Bedarf an weiteren für die Erschließung benötigten Normdaten in der GND.


Diese Erläuterung will Datengebenden, Communities und GND-Agenturen zur Orientierung dienen. Die Leitfragen, die sie bei der Auswahl von "GND-relevanten" Daten unterstützen sollen, sind daher als Hilfestellung zu verstehen - sie ist weder vollständig noch abgeschlossen.

Sie haben Rückmeldungen dazu oder wollen sich über Ihre bisherigen Erfahrungen mit der Ermittlung von Relevanzkriterien austauschen? Melden Sie sich gerne, damit wir ins Gespräch kommen! gnd-info@dnb.de

Daten müssen den GND-Eignungskriterien entsprechen

Für das Einbringen neuer Daten in die GND gelten die GND-Eignungskriterien. Sie fassen zusammen, welche formalen und organisatorischen Rahmenbedingungen erfüllt sein und welche Eigenschaften auf die einzubringenden Daten zutreffen müssen. Wer Daten in die GND eingeben oder importieren will, muss daher in einem ersten Schritt prüfen, ob sie diesen Kriterien genügen.

  • Eignen sich die Daten für die GND, weil sie Ressourcen außerhalb und Entitäten innerhalb der GND miteinander vernetzen? 
  • Stehen die Daten unter freier Lizenz? 
  • Ist ihre Herkunft nachvollziehbar und stammen die Angaben aus verlässlichen Quellen? 
  • Entsprechen die Daten den geltenden Regeln zur Erfassung von Normdatensätzen in der GND?
  • Besteht eine Vereinbarung mit einer GND-Agentur oder Redaktion über die langfristige redaktionelle Betreuung der Daten in der GND? 
  • Fügen sich die Daten in die bestehenden Abläufe und technischen Systeme ein?

Während sich die meisten der Fragen recht schnell und eindeutig mit Ja oder Nein beantworten lassen, fordert das erste Eignungskriterium zu einer tiefergehenden Auseinandersetzung mit den Daten auf, die in die GND eingebracht werden sollen: “Es besteht ein berechtigter Bedarf und die Daten dienen dem Zweck der GND”. 

Wie lässt sich nun herausfinden, ob der Bedarf an Daten berechtigt ist, sie den Zweck der GND erfüllen und demnach in der GND gut aufgehoben sind? Antworten auf diese Fragen können community-spezifische Relevanzkriterien liefern. Sie ergänzen die Eignungskriterien und konkretisieren sie für den Gebrauch einer bestimmten Community. Im Zusammenspiel von Datengebenden und GND-Agenturen können die Relevanzkriterien etwa als Orientierungshilfe dienen, anhand derer leichter entschieden werden kann, welche Daten letztendlich in die GND eingegeben oder eingespielt werden sollen.



Gemeinfrei. Quelle

Ansätze für die Entwicklung von Relevanzkriterien

Der Zweck der GND ist es, Brücken und Anknüpfungspunkte im Wissensgraph von Kultur und Wissenschaft zu bilden, über die Zusammengehöriges zusammenfindet. Die GND ist ein zentrales Werkzeug, um Verbindungen zwischen den unendlich vielen Informationen im Web zu strukturieren und ausfindig zu machen. Die Normdaten führen heute sowohl zu publizierten Medien in Bibliotheken und verknüpfen ganz unterschiedliche Ressourcen wie  Museumsobjekte, Archivalien und Forschungsdaten.

Ob der Bedarf an einem Normdatensatz als berechtigt und dem Zweck der GND dienlich bewertet werden kann, hängt maßgeblich davon ab, wofür er benötigt wird und ob sein Vernetzungspotenzial hinlänglich groß ist. Es sollte daher im Vorfeld abgeschätzt werden, ob er nur dem eigenen, lokalen Bedarf nützt oder tatsächlich eine Brückenfunktion über Bestands-, Sparten- und Projektgrenzen hinweg im Datennetz von Kultur und Forschung entfalten wird. Daten, die ausschließlich der lokalen Datenhaltung und ihrer Strukturierung dienen, sind demnach meist nicht für die GND relevant. Es ist die breitflächige (Nach-)Nutzung von Daten innerhalb einer Community oder dem gesamten GND-Netzwerk, die sie für die Vernetzung interessant und als Normdatensatz brauchbar machen.

Im Bibliotheksbereich bestehen verschiedene Verabredungen, die mit der Funktion von Relevanzkriterien vergleichbar sind. Diese Konventionen sind Bestandteil der Regelwerke RDA und RSWK für die formale und die inhaltliche Erfassung von Medienwerken. Sie geben vor, welche Angaben Bibliothekar*innen bei der Erschließung von Medien mit Normdaten verknüpfen sollen. Zum Beispiel, wenn:

  • …eine Person als Autor*in oder Herausgeber*in einer Publikation in Erscheinung tritt. Die meisten Bibliotheken erfassen aus Ressourcengründen nur die ersten drei Autor*innen bzw. Herausgeber*innen einer Publikation.

  • …eine Körperschaft Herausgeberin oder Thema einer Publikation ist. Bibliografische Angaben zu Verlag und Ort der Publikation werden aus Ressourcengründen dagegen nicht mit einer Normdatenverknüpfung versehen.

  • …eine Publikation inhaltlich beschrieben werden soll. Hier werden Verknüpfungen zu Sachbegriffen, Orten, Personen, Körperschaften oder Werken hinterlegt, sofern sie Thema des Titels sind. Im Bereich der Sachbegriffe fungiert die GND auch als Thesaurus mit unterschiedlich granularen Begriffen. Um diese für das spätere Information Retrieval möglichst einheitlich zu vergeben, gilt die Anwendungsregel, dass der jeweils engste Begriff verknüpft werden soll.

  • … die Gattung von Medien erschlossen wird. Hier greifen die Bibliotheken auf eine limitierte Liste von “Formschlagwörtern”, d. h. GND-Sachbegriffen zurück.

Daraus ergibt sich auch der Bedarf der bibliothekarischen Community an neu anzulegenden Normdaten. Der Umfang und die Granularität (Erschließungstiefe) dieser Verknüpfungen und Ansetzungen ist davon beeinflusst, welchen gesetzlichen oder Träger-Auftrag die Bibliothek erfüllt, wie viele Objekte erschlossen werden sollen, welche Erschließungstiefe angestrebt wird, welche Personalressourcen dafür zur Verfügung stehen und welche Funktionalität die Anwendungen bieten sollen, die auf den Normdaten aufsetzen. So verfolgen Nationalbibliotheken, Landes- oder Regionalbibliotheken andere Erschließungsstrategien als Spezial- oder Fachbibliotheken. Dennoch haben sie sich auf einen “Mindeststandard” geeinigt, der für die kooperative bibliografische Erschließung mit Normdaten sowie den Datenaustausch erforderlich ist und sich daher in den heute geltenden Erfassungsregeln der GND niederschlägt.





Gemeinfrei. Quelle



Leitfragen für die Entwicklung von Relevanzkriterien für die eigene Community

Die Entwicklung von Relevanzkriterien bedeutet, eine gemeinsame Praxis oder einen gemeinsamen “Mindeststandard” für den Umgang mit Normdaten zu finden. Die Verabredungen zur Verknüpfung und daraus resultierenden Ansetzung von Normdaten sind letztlich mit dem Ziel verbunden, Daten innerhalb einer Community und darüber hinaus besser vernetzen und austauschen zu können. Dabei müssen auch die zur Verfügung stehenden Ressourcen (Personal, Zeit, Geld, Objektmengen) in die Waagschale geworfen werden. Beispielsweise wäre auszuhandeln, auf welcher Erfassungsebene Normdaten zum Einsatz kommen sollen, welche Aussagen oder Entitäten obligatorisch mit Normdaten verknüpft werden sollten und für welche dies lediglich empfohlen wird.

Es gilt also, die Erschließungskonventionen der eigenen Community oder Anwendergemeinschaft in den Blick zu nehmen, den sich daraus ergebenden Bedarf an Normdaten zu ermitteln und so seiner Berechtigung Rückhalt und Gewicht zu geben. Unter Umständen muss sich die Community über die vorhandenen Beteiligungswege dafür einsetzen, dass ihre Bedarfe in der GND umgesetzt und mit den Eignungskriterien vereinbart werden können. Bei der Konkretisierung des Bedarfs an Normdaten der GND können die abschließenden Leitfragen helfen:


Ist die GND tatsächlich der geeignete Ort für die Entitäten, die verknüpft werden sollen?

Wofür wird die Entität benötigt? Können andere Referenzsysteme den Bedarf besser bedienen? Welche Alternativen bieten sich zur GND-Nutzung?

    • Lokale Normdaten nutzen – Grundsätzlich empfiehlt es sich, alle für die Datenerfassung relevanten Entitäten wie beispielsweise Personen, Orte, Körperschaften oder thematische Schlagwörter im eigenen System einzeln zu modellieren, zu beschreiben und über interne Identifier referenzierbar zu machen. Diese können als lokale Normdaten fungieren. Entitäten und IDs, die für die lokale Erfassung, bestimmte Funktionen und Abläufe in der Datenabfrage (Facetten, Filter,...) benötigt werden, können hier beliebig ergänzt werden.

    • Fachthesauri nutzen – Thesauri dienen dazu, Entitäten oder Merkmale über viele Datenbestände hinweg einheitlich und eindeutig zu benennen. Sie enthalten die für ein bestimmtes Themen- oder Fachgebiet wichtigen Begriffe/Konzepte und definieren ihre Relationen. Dadurch bilden sie ein in sich konsistentes, kontrolliertes Vokabular, dessen Deskriptoren weitaus granularer und für die Beschreibung treffender sind als die eher allgemeinen Begriffe der GND. Die GND lässt sich dabei über Mappings einbinden, die die Begriffsbeziehungen zwischen Thesaurus und GND maschinenlesbar abbilden. Sie ermöglichen es z. B. zu den genutzten Deskriptoren des Fachvokabulars die IDs bedeutungsgleicher oder -naher GND-Normdaten in die eigenen Daten zu übernehmen.

    • Weitere Referenzsysteme nutzen – Je nachdem, welche Funktion eine Entität in der Datenhaltung erfüllen muss, kommen neben der GND viele weitere Identifier-Systeme wie z. B. GeoNames oder Wikidata in Frage. Wikidata eignet sich insbesondere für spezifische Referenzierungsbedarfe, die möglichst schnell, etwa in befristeten Projekten, umgesetzt werden sollen.

Der Zweck der GND ist nicht, dass in externen Quellen gepflegte und in der Regel detailreiche Daten schlicht in der Normdatei “gedoppelt” werden. Sie ist weder eine Enzyklopädie, noch eine Datei, in der Deskriptoren aus externen Thesauri, Einträge aus Fachdatenbanken, Orts- oder Personenverzeichnissen oder Objekte aus Sammlungsdatenbanken “gespiegelt” vorgehalten werden oder als Ersatz für sie dienen. Die Thesauri, Objekt-, Personen-, Orts-, Ereignis- und weitere Datenbanken müssen vielmehr selbst zu Bausteinen im Semantic Web werden und ihre Inhalte als Linked Data für Referenzierungen aus anderen Richtungen und Datendomänen zur Verfügung stehen.


Wie groß ist das Verknüpfungspotenzial der zu erfassenden Entität?

    • Sind weitere Ressourcen zur Person oder zum Thema bekannt oder zu erwarten, etwa weil die Person regelmäßig in dem Erfassungskontext in Erscheinung tritt? Das könnte dann der Fall sein, wenn sie publiziert (hat) oder ein Nachlass zu erschließen ist, in dem mehrere Objekte der Person zugeordnet werden können.

    • Ist z. B. aus einem Projektkontext heraus bekannt oder abzusehen, dass außer der eigenen Einrichtung noch weitere Einrichtungen Objekte zu der Person, dem Ort oder Thema vorhalten? Werden die Normdaten zur Vernetzung oder virtuellen Zusammenführung von verteilten Objekten und Informationen im Rahmen eines konkreten Projektes benötigt?

    • Werden die Entitäten benötigt, um eine bestimmte Funktion in der Datenpräsentation zu erfüllen, z. B. Recherche, Facettierung und/oder Zusammenführung von verteilten Objekten über mehrere Institutionen hinweg?




Gemeinfrei. Quelle

Ein Beitrag von Barbara Pfeifer

Barbara Pfeifer ist als Bibliothekarin, GND-Redakteurin und Referatsleiterin (Ref. BF6) in der Abteilung Formalerschließung der Deutschen Nationalbibliothek tätig.


Auf der STA-Plattform werden die Regeln der Erschließung von Ressourcen und die Erfassung von GND-Normdatensätzen dargestellt und sind ab sofort für den deutsch sprachigen Raum öffentlich zugänglich. Als erste Anwendungen sind der Standard RDA DACH („Resource Description and Access“ für Deutschland, Österreich und die Schweiz) und die Formatdokumentation der Gemeinsamen Normdatei (GND) auf der Plattform unter https://sta.dnb.de/doc zu finden.

Der Standard RDA DACH fasst die bestehende Regelwerksanwendung für den deutschsprachigen Raum zusammen und bietet die Grundlage für die Erschließung nach RDA. Er beinhaltet in der ersten Version "Allgemeines"-Texte, alle Elementbeschreibungen und Beschreibungen zu einigen Ressourcentypen. Der Bereich Anwendungsprofile wird sukzessive aktualisiert und ergänzt werden. Erarbeitet wurden die Texte im Projekt „3R für DACH-Bibliotheken“ von Mitgliedern der Fachgruppe Erschließung und Kolleg*innen aus Bibliotheken und Bibliotheksverbünden. Die Einführung in die Benutzung der STA-Plattform und die RDA-Regelwerksanpassungen werden ab September 2023 im Trainingsangebot „Praxis-Update RDA DACH“ vermittelt.

Als nächster Standard wird die GND-Dokumentation in die Plattform eingearbeitet. Es folgen die Regeln für die Inhaltserschließung. Ziel ist es, alle Regelungen und Dokumentationen zur Erschließung und die Arbeit mit der Normdatenbank GND unter einer Adresse komfortabel und maschinenlesbar zugänglich zu machen.

Welches IT-Prinzip steht hinter der STA-Plattform?

Für die STA-Plattform werden die Fließtexte zu den konventionellen Regeln mittels eines übergreifenden Datenmodells strukturiert und als einzelne Elemente in einer Datenbank qualifiziert abgelegt. Sie sind so maschinenlesbar. Um Menschen das Lesen zu erleichtern, werden die Elemente anschließend maschinell auf der Weboberfläche wieder korrekt zu Fließtexten zusammengefügt. Diese anfängliche Mehrarbeit reduziert auf Dauer den Pflegeaufwand und unterstützt die Anwendung automatisierter Verfahren. So können künftig Änderungen an einem Element automatisch an allen Textstellen mit diesem Element angepasst werden. Die Datenbank ist besser durchsuchbar als eine Volltextsuche der vormaligen Fließtexte. Die Elemente lassen sich in unterschiedlichen Datenformaten darstellen. Man kann bei der Suche besser filtern und die Elemente weiter kategorisieren, je nach Bedarf der Anwender*innen.

Abbildung: Structured Data

Autor: Seobility, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Das neue DFG-Projekt PID Network Deutschland möchte die Verwendung von Persistenten Identifikatoren (PID) in der Forschung fördern.

In einem Projekt, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Verwendung von Persistenten Identifikatoren (PID) in der Forschung zu fördern, darf die Deutsche Nationalbibliothek als Träger der Gemeinsamen Normdatei (GND) und des URN-Service für Online-Ressourcen nicht fehlen.

In einer zunehmend digitalen Wissenschaftslandschaft ist die dauerhafte und verlässliche Identifizierung der mit Forschungsprozessen verknüpften Ressourcen, ihrer Akteure und ihrer Forschungsprodukte mittels PIDs unerlässlich geworden.

Mit der wachsenden Bedeutung von PIDs im Forschungsalltag und zunehmend auch in kulturellen Kontexten erhöhen sich aber auch die Anforderungen an deren effiziente Nutzbarkeit. Gleichzeitig werden die Nutzenden mit einer großen Vielfalt sehr unterschiedlicher Angebote an PID-Systemen und ihrer Einsatzmöglichkeiten konfrontiert.

Aus diesem Grund verfolgt das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Projekt PID Network Deutschland – Netzwerk für die Förderung von persistenten Identifikatoren in Wissenschaft und Kultur“ das Ziel, ein Netzwerk aus bereits bestehenden und sich aktuell formierenden Akteuren in Wissenschaft und Kultur zu etablieren, das die Anwendung, Implementierung, Standardisierung und internationale Anschlussfähigkeit von PID-Systemen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene fördert und konsolidiert.

Die Erkenntnisse aus dem Projekt werden in Empfehlungen einer nationalen PID-Roadmap für Deutschland münden.

Das Projektvorhaben bettet sich damit in Bestrebungen zur Förderung von persistenten Identifikatoren ein. Nationale und internationale Organisationen und Zusammenschlüsse wie DFG, Coalition S, EOSC, NFDI, und RDA sind dabei wichtige Akteure.

Die DNB verantwortet in dem Projekt insbesondere die Ansprache der Datenproduzent:innen im Kulturbereich. Hier werden wir im Laufe des Projektes Leitlinien und Schulungsmaterial entwickeln, die Mitarbeitenden in Kultureinrichtungen sowie Forschenden gerade der Geisteswissenschaften zur Verwendung von GND-IDs in der eigenen Datenbank, sowie zum regelkonformen Anlegen eventuell fehlender GND-Datensätze motivieren soll. Erste Ergebnisse stellen wir im kommenden Jahr vor.

Über das Projekt mit seinen Facetten zu zehn verschiedenen Schwerpunkten informiert die Website des Projektes.





Persistente Identifikatoren werden vielleicht nicht ganz so lange wie dieser kalifornische Mammutbaum existieren, aber wer weiß das heute schon.
credit: public domain
Es tut sich ‘was!
Zum 2.Treffen der AG “GND Community Empowerment”


Bisweilen hört man, unter anderem in den GND-Foren, die Gemeinsame Normdatei (GND) sei zwar prima, aber auch ganz schön sperrig im Gebrauch. Hierfür durch Wissensvermittlung und -anwendung Abhilfe zu schaffen, ist das Ziel der projektübergreifenden Arbeitsgruppe “GND Community Empowerment”. In dem halben Jahr seit dem ersten Treffen und Konstituierung der Arbeitsgruppe im Dezember 2022 hat sich einiges in dem Bereich getan. Das Organisationsteam aus den DFG geförderten Projekten Text+, dem NFDI Konsortium für text- und sprachbasierte Wissenschaften, und GND4C, das Forschungsprojekt zur Öffnung der GND für Kulturdaten, stellte daher den Fortschrittsbericht in den Fokus für das zweite Arbeitstreffen. Der Einladung folgten am 20. Juni 2023 gut zwei Dutzend Teilnehmende aus den etablierten und neuen GND-Agenturen sowie aus den geisteswissenschaftlich orientierten NFDI-Konsortien. Sie gaben Feedback zu den fünf vorgestellten Initiativen und vereinbarten in dem abschließenden Plenum das weitere Vorgehen.

Im Folgenden eine kursorische Darstellung der fünf Beiträge.



Eine Sammlung: Die GND-Community-Library voller Material und Medien

Den Anfang machte Marie Annisius (DNB). Sie stellte eine Tabelle vor, in der Teilnehmende der Arbeitsgruppe “GND Community Empowerment” in den zurückliegenden Monaten Materialien und Medien zur GND allgemein, ihrer Nachnutzung, der Anwendung für GND-Editor*innen sowie zur Organisationsstruktur zusammengetragen haben. Diese Sammlung soll weiter ausgebaut und aktualisiert werden. In der Tabelle sollen künftig noch besser Anpassungswünsche und Versionierungen abgebildet werden können. Viele der verzeichneten Medien sind bereits online auf der GND-Website, aber, so das Feedback aus der Gruppe, dort nicht immer leicht auffindbar. Andere Materialien werden durch Dritte angeboten und sind vielleicht einem größeren Kreis unbekannt. Daher wurde angeregt, dass die Tabelle mit leichten Anpassungen, wie dem Zusatz “user” bei Nutzende und “editor” bei Anwendende, für alle Teilnehmenden der AG editierbar gemacht wird und mittelfristig auch als Sammlung über die GND-Website der Allgemeinheit zur Verfügung stehen soll, sofern dies die jeweiligen Lizenzen zu den Materialien zulassen. 

Screenshot aus der Präsentation von Marie Annisius (DNB) zur "Community-Library"

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Ein Film: Normdaten in vier Minuten erklärt

Vier Minuten Kino! Im NFDI Konsortium NFDI4Culture hat man sich der durchaus anspruchsvollen Aufgabe gestellt: Wie erkläre ich Laien, was Normdaten sind und welchen Mehrwert sie mit sich bringen? Unterstützt durch entsprechende Profis haben vornehmlich Desiree Mayer (SLUB) und Melanie Gruß (Universität Leipzig) ein kurzes und einprägsames Video erarbeitet und vorgestellt, das leichtfüßig in die Begriffswelt der Normdaten einführt. Der Fokus liegt dabei auf der GND, aber auch andere kontrollierte Vokabulare und Sammlungen strukturierter Daten wie GeoNames oder Wikidata werden erwähnt. Das Video kann sowohl über Youtube als auch auf dem TIB Portal für audiovisuelle Medien aufgerufen oder aufgrund seiner freien Lizenzierung leicht in die Webseiten Dritter eingebunden werden. Natürlich sehen Expert*innen immer Bedarf an mehr Tiefgang, so auch bei diesem Einführungsvideo. Aber zugleich mag dies ein Ansporn sein, entsprechend weitere Beiträge selbst zu erstellen. In summa wurde das Video als ein sehr schönes Beispiel für die Art von Produkten gelobt, die im Baukasten der AG „GND Community Empowerment“ bereitgestellt werden sollen.

Der Videoclip von NFDI4Culture erklärt den Sinn und Zweck von GND-Normdaten.



Ein Prototyp: Infokarten zu GND-Nutzenden 


Letztes Jahr gab es im Designworkshop der Arbeitsgruppe neben den Vereinbarungen für die künftige Zusammenarbeit an einem offenen und modularen “Baukasten” für Materialien und Medien zur Wissensvermittlung und -anwendung mit Bezug zur GND auch einen ganz konkreten Wunsch. Um leichter weitere Einrichtungen und auch Forschende zur Einbindung von GND Identifikatoren in ihre Datensammlungen zu motivieren und diese Daten dann nach Möglichkeit zu veröffentlichen, war der Wunsch nach einer  Darstellung von Best Practice Beispielen für die GND (Nach)nutzung möglichst in standardisierter Form geäußert worden. Die Arbeitsstelle für Standardisierung stellte, ausgehend von Überlegungen, welche Informationen für andere Einrichtungen und Forschende relevant sein könnten, ein Template zur Erfassung der Angaben im Treffen vor. Einige GND-Poweruser haben das Template bereits ausgefüllt. Alle vorliegenden “Infokarten” sind in den Folien enthalten. Gestalterisch ist das Template sicher noch optimierbar, aber es enthält bereits die wesentlichen Aussagen, entschied die Gruppe. Zwei Hinweise aus der Gruppe bezogen sich auf die Einbindung eines QR Codes, um die Leser*innen direkt auf die mit der GND verknüpfte Datensammlung mit der entsprechenden Kontaktadresse zu lenken. Auch für das Ausspielen der Best Practice Beispiele gab es erste Ideen, einerseits gedruckt für Veranstaltungen, andererseits online auf der GND Website. Außerdem wurde angeregt, das Template als Fragebogen einem größeren Kreis zur Verfügung zu stellen und die Ergebnisse entsprechend zu dokumentieren. Diese Anregungen wird das AfS Team in den Weiterentwicklungsprozess aufnehmen.

Screenshot aus der Präsentation von Barbara Fischer (DNB) zur "Infokarte GND-Nutzende"

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In der Pipeline: E-Learning Angebote zur GND


Barbara Fischer (DNB) stellte den Planungsstand für zwei modulare Angebote für GND-Interessierte vor. Diese werden im Rahmen des DFG geförderten Projektes PID Network Deutschland mit Unterstützung durch eine auf E-Learnings spezialisierte Agentur erarbeitet. Mit dem Projekt wird der Einsatz persistenter Identifikatoren in Wissenschaft und Kultur gefördert. Die DNB beteiligt sich an dem Projekt mit der GND als PID-Angebot für Kulturdaten. 

Die beiden geplanten Produkteinheiten adressieren zwei Zielgruppen: Einerseits die “Nutzenden” (user) und zum anderen die “Anwendenden” (editor). Die E-Learning-Angebote sind als Einstieg in die Thematik zu verstehen. Man wird nach circa einer Stunde Lernzeit nicht erwarten können, in der Lage zu sein, maschinell die eigenen Daten mit der GND abzugleichen, um die benötigten GND-IDs importieren zu können. Auch können wir das Editieren der GND Datensätze nur simulieren, zu verschieden sind die Voraussetzungen innerhalb der Einrichtungen. Aber wir möchten ein solides Grundwissen vermitteln, das im Weiteren ausbaufähig ist. Für beide Einheiten erarbeitet das DNB-Team jeweils entsprechende Personas. Deren User Story, also was sie genau mit der GND machen wollen, auf welche Hindernisse und Herausforderungen sie stoßen, welches Wissen sie benötigen und wie sie am Ende ihrer “Geschichte” ihren Bedarf umsetzen können, bildet den “roten Faden” für das jeweilige Drehbuch der Lerneinheit. Ebenfalls werden beide Produkteinheiten einen Medienmix vorsehen und modular aufgebaut sein. Grundlage für den didaktischen Aufbau liefert die Lernzieltaxonomie nach Bloom. Durch die Definition der Lernziele wird festgehalten, was sicher an Wissen und Fähigkeiten vermittelt werden soll. Der Launch beider Produkteinheiten ist für das Frühjahr 2025 vorgesehen. Die lange Produktionszeit erlaubt umfassende Feedbackschleifen durch Expert*innen und Zielgruppen. Details sind den Folien zu entnehmen.

Screenshot aus der Präsentation von Barbara Fischer (DNB) zur "Persona GND-Nutzende"

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Die NFDI-Sektion EduTrain und DALIA

Zum Ende des Treffens gewährte uns Canan Hastik (TU Darmstadt) einen Einblick in die Arbeit der Sektion EduTrain und der gerade gestarteten NFDI-weiten Infrastruktur-Plattform “DALIA” für die Bedarfe der Sektion (siehe für Details auch die beigefügten Folien). Deutlich wurde, dass die Überlegungen in der Sektion sich nicht wirklich von denen der Arbeitsgruppe unterscheiden. Auch die Sektion empfiehlt eine Offenheit für unterschiedliche Formate und Ansätze und möchte vor allem mit DALIA eine Plattform bieten, auf der Inhalte bereitgestellt werden können. Spannend war in diesem Kontext die Diskussion um zum Einsatz kommende Kategorien zur Beschreibung der Inhalte. Als Fundament sortiert DALIA zunächst die Inhalte mit den Labels “topic”, “journey” (im Sinne eines aufbauenden Curriculums) und “genre”. Die Plattform bevorzugt Inhalte im Sinne von Open Educational Resources, schließt aber proprietäre Inhalte nicht aus. Sie möchte offen für alle sein. Das Portal wird an der TIB Hannover gehostet werden und die Inhalte sollen in den NFDI-weiten geplanten Culture Knowledge Graph einfließen können. Spätestens hier werden in Zukunft dann auch Standards und Normdaten für die Beschreibung der Inhalte relevant. Ein Thema, das auch für die AG “GND Community Empowerment” von Bedeutung ist. Insgesamt freut man sich über die Möglichkeit des fortgesetzten Austauschs und lädt zur Mitwirkung in der Sektion EduTrain ein.

Screenshot aus der Präsentation von Canan Hastik (TU Darmstadt) zu DALIA

Zum Vergrößern bitte auf die Abbildung klicken



Resümee

Zum Abschluss diskutierten alle Teilnehmenden das weitere Vorgehen. Der Fortbestand der Arbeitsgruppe stand außer Zweifel. Zum einen erfährt man viel Neues und zum anderen kann man sich in diesem Kreis auch gut miteinander vernetzen, betonte Angela Kailus (DDK – Bildarchiv Foto Marburg) stellvertretend für die AG. Daher vereinbarte man sich alle sechs Monate zu treffen. Der Kreis könne noch erweitert werden, sollte aber dennoch den Charakter eines Arbeitstreffens beibehalten, also nicht mehr als 30 Personen umfassen. Für das kommende Treffen im Dezember oder Januar stehen vornehmlich zwei mögliche Themen im Raum:

  1. Kritische Frage: Haben wir die Communities gut im Blick?

  2. Welche Bedeutung hat der Gedanke eines Curriculums für unsere Arbeit? Hierbei sollte man bedenken, dass es einmal darum gehen kann, die Lehrpläne der Universitäten für GND-relevante Themen zu öffnen und zum anderen es aber auch Ziel ist, Weiterbildungsangebote für Mitarbeitende in den Einrichtungen zu machen. Auch die Frage von Zertifizierung spielt in dieses Thema mit hinein.


Das schon bewährte Organisationsteam aus Marie Annisius (DNB), Stefan Buddenbohm (SUB) und Barbara Fischer (DNB) wird für die AG einen Wikispace einrichten und dort auch das hier vorgestellte Material, so weit wie möglich zugänglich machen. Alle, die an dem Treffen teilgenommen haben, werden zu diesem Wikispace eingeladen. Interessierte melden sich bitte unter gnd-info@dnb.de. Vielleicht findet sich für das dritte Treffen auch ein griffiger Name für die Arbeitsgruppe. (smile)

Präsentationen

Moderationsfolien und alle Vorträge außer zu EduTrain und Dalia

Folien von Canan Hastik

Bereits seit längerem stand der GND Explorer in verschiedenen prototypischen Versionen bereit und nun ist es endlich soweit: Wir freuen uns über die neue Version des GND Explorers mit einem weiteren Featurepaket!

Als größte Normdatensammlung für Kultur- und Forschungsdaten im deutschsprachigen Raum gewinnt die GND (Gemeinsame Normdatei) zunehmend über ihren ursprünglichen Zweck als Arbeitswerkzeug in Bibliotheken hinaus an Bedeutung, gerade auch im Kontext von Forschung und Wissenschaft. Um den verschiedenen – teilweise auch neu entstehenden – Anforderungen und Bedürfnissen gerecht zu werden, wird die GND permanent weiterentwickelt und an einem möglichst niedrigschwelligen Zugang gearbeitet. Um die GND besser sichtbar und durchsuchbar zu machen und verschiedene thematische Einstiege in das Wissensnetzwerk zu ermöglichen, entstand in Zusammenarbeit der DNB mit der Firma Outermedia der GND Explorer.

Die Featues des GND Explorers

Das zentralste Element und zumeist zugleich das erste, mit dem man im GND Explorer Erfahrungen macht, ist die Trefferliste in Kombination mit den Filterangeboten, die erscheinen, sobald eine Suchanfrage abgeschickt wurde. Was mittlerweile quasi als Standard erwartet wird und fast banal klingt, ist dagegen alles andere als trivial: Die GND umfasst mit ihrer Datenbank verschiedene „Entitätentypen“ wie bspw. Personen, Sachbegriffe oder auch Geografika, die trotz unterschiedlicher Inhalte und Erwartungen an deren Repräsentation in gleicher Weise durchsuch- und auffindbar sein sollen. Hier wurden verschiedenfarbige Symbole genutzt, um diese unterschiedlichen Typen direkt visuell unterscheiden zu können. Verschiedene Filter bilden unterschiedliche Eigenschaften gefundener Entitäten ab, die für eine weiterführende Suche ausgewählt oder ausgeschlossen werden können. Wer eine leere Suche abschickt, erhält dank der Facetten einen Einblick in die Vielfalt der GND – und einen ersten Ansatzpunkt zu deren Erkundung.

Orts- und Zeitvisualisierung

Eine Menüleiste am rechten Bildschirmrand ermöglicht ein Umschalten der Ansicht von der klassischen Trefferliste hin zu zwei Visualisierungen: Hier wird eine Ansicht der Treffer in einer Zeitleiste sowie einer Kartendarstellung (Ortsvisualisierung) angeboten. Der Zeitstrahl bildet die verschiedenen in den Daten vorhandenen Zeitbezüge nach jahresbezogenen Angaben ab und ermöglicht Auswahl und Ansicht von bspw. Fundjahr, Erstellungszeitraum oder Lebenszeitraum. Eine zeitliche Eingrenzung kann entweder durch Auswahl über einen Schieberegler, direkte Eingabe der Jahreszahlen in ein Eingabefeld oder Klick auf einen Balken im Diagramm erfolgen. Die Ortsvisualisierung zeigt die Orte in einer Karte an, zu denen gefundene Entitäten Bezüge aufweisen, je nach Suchanfrage erscheinen Cluster oder Einzelorte zur Auswahl. Auch hier kann die Anzeige den eigenen Interessen nach angepasst, zur Auswahl stehen bspw.  Wirkungsort, Aufbewahrungsort, Exil oder Sterbeort u. A. Durch Klick auf ein Cluster wird in den entsprechenden Bereich der Karte gezoomt und die weiteren Treffer direkt über Marker dargestellt oder weitere, kleinere Cluster angeboten. Cluster und Marker verfügen dabei jeweils über einen farbigen Kreis, der sie umgibt und welcher durch die farbigen Markierungen darstellt, welche Arten von Ortsbezügen an diesem Ort vorliegen.

Das Faktenblatt liefert alle Informationen

Wird in der Trefferliste eine Entität ausgewählt, wird das zugehörige Faktenblatt aufgerufen: Dieses ist dabei sozusagen das „Herzstück“ der Entität – es stellt alle Informationen aus unseren Datensätzen in einer übersichtlichen, tabellarischen Struktur dar. Sofern vorhanden, wird linkerhand zudem ein charakteristisches Bild eingeblendet sowie ein Zitierlink für den Datensatz im GND Explorer. Die relevantesten Informationen werden direkt sichtbar angezeigt, Abschnitte, die seltener nachgefragt sind, werden der Übersichtlichkeit halber zunächst zugeklappt angezeigt, können aber jederzeit aufgeklappt werden.

Relationen- und Hierarchievisualisierung

Das Navigationsmenü am rechten Bildschirmrand ermöglicht neben der Rückkehr zur ursprünglichen Trefferliste den Wechsel zur Relationenvisualisierung der aufgerufenen Entität, oder -  sofern vorhanden - zur Anzeige der Entität im Kontext von vorhandene Hierarchien. Hier kann zudem zwischen den Treffern durch einfaches Durchblättern gewechselt werden. Die Hierarchievisualisierung stellt den Begriff in seiner hierarchischen Einordnung dar, wenn diese vorliegt. Hier werden sowohl untergeordnete als auch übergeordnete Entitäten dargestellt sowie deren Relation. Über ein Menü am unteren Bildschirmrand lässt sich die Darstellung außerdem weiter personalisieren, und bestimmte Charakteristika können ein- oder ausgeblendet werden.

Die Relationenvisualisierung stellt den Treffer in seinem unmittelbaren Netzwerk aus Bezügen zu anderen Datensätzen dar. Hier wird die farbige Darstellung der verschiedenen Entitätentypen wieder aufgegriffen, zusätzlich wird die Art der Relation an den Verbindungen kenntlich gemacht. Der Verbindungstyp zwischen den Datensätzen wird durch die Richtung der Pfeile gekennzeichnet. Die Visualisierung kann verkleinert oder vergrößert und frei auf dem Bildschirm platziert werden. Auch kann die Darstellung auf Verbindungen zwischen den Datensätzen in zweiter und dritter Ebene erweitert werden. Ein Klick auf eine Entität oder Gruppierung von Entitäten blendet außerdem einige Basisinformationen zur ausgewählten Entität am linken Bildschirmrand ein.


Im Zuge der Entwicklung des GND Explorers wurden mehrere Tests zumeist aus einem kleinen Kreis der Community durchgeführt – kleinere Probleme sowie einige Unklarheiten oder Schwierigkeiten bei der Benutzung konnten so frühzeitig adressiert und bereits verbessert werden. Nichtsdestotrotz ist die Veröffentlichung der neuen Version des GND Explorers nur das Ende vom Anfang, denn die Entwicklung des Explorers geht weiter. In der Zwischenzeit freuen uns wir uns über Feedback, Verbesserungsvorschläge oder weitere Anregungen, die wir gerne unter gnd-info@dnb.de entgegennehmen.

Die Trefferliste des GND Explorers einer Suche nach "Deutsche Nationalbibliothek"



Anzeige der Ortsvisualsieriung zur Suche nach "Goethe"



Das Faktenblatt zu Johann Wolfgang von Goethe

Die Ansicht des Faktenblatts zu Johann Wolfgang von Goethe




Die Dokumentation der Auftaktveranstaltung des GND Forum Museen und Sammlungen ist online

Am 6. März 2023 lud ein breites Bündnis aus der Museumswelt und den wissenschaftlichen Sammlungen an Universitäten gemeinsam mit der Arbeitsstelle für Standardisierung der Deutschen Nationalbibliothek Forschende und Mitarbeitende aus Museen und Sammlungen zum GND-Forum Museen und Sammlungen ein. Ziel war der Austausch über den derzeitigen Einsatz kontrollierter Vokabulare und der Gemeinsamen Normdatei (GND) in den Museen und Sammlungen.  Diese dienen der Verbesserung der Interoperabilität der Daten aus Museen und Sammlungen. Das Interesse an diesem ersten GND-Forum Museen und Sammlungen war groß, die Teilnehmer*innenzahl lag weit über 350 und fast alle arbeiteten bis in den späten Nachmittag mit. Das nebenstehende digitale Whiteboard dokumentiert die rege Diskussion und Ergebnisorientierung der Teilnehmenden.

Ideen, wie es weiter gehen könnte:

  • ein Mapping der verwendeten Fachvokabulare und Thesauri wie zum Beispiel den AAT, Iconclass, Wikidata oder die OBG mit der GND durch die über das GNDmul-Projekt vorgestellten Arbeitsprozesse (siehe GND-Mappings zu externen Thesauri)
  • die Software-Anbieter für die Erschließung von Objekten in Museen und Sammlungen dazu motivieren, die Verknüpfung mit Normdaten unmittelbar zu integrieren, ggf. mit direkten Schnittstellen für die Abfrage von GND-IDs aus dem eigenen System heraus
  • in einem Folgetreffen vorstellen, was das Gründen einer Interessengruppe Museen und Sammlungen im GND-Netzwerk beinhaltet könnte

Die vollständige Dokumentation mit

  • allen Vorträgen
  • allen Mitschnitten
  • einer sorgsam kuratierten Linkliste
  • und Berichten zu den einzelnen Programmblöcken

hat das Organisationsteam zusammengestellt und auf der Website des Deutschen Museumsbundes veröffentlicht. Bitte klicken Sie auf

https://www.museumsbund.de/museumsforum/gnd-forum-dokumentation/


Abonnieren Sie diesen Blog, wenn Sie über weitere Veranstaltungen und Aktivitäten im GND-Forum Museen und Sammlungen informiert bleiben möchten.


Wenn man auf die Abbildung klickt, gelangt man auf das Board und kann sich in die Beiträge vertiefen. Das Board öffnet sich über den Gastzugang.


Was ist ein GND-Forum?

Lesen Sie hierzu GND-Forum. Ein Diskursraum für Communities

Bericht vom ersten projektübergreifenden Arbeitstreffen der GND-Agenturen mit Fokus auf Datenimport. Ein Beitrag von Stefan Buddenbohm (SUB) und Barbara Fischer (DNB)


Am 20. April 2023 trafen sich auf Einladung der Arbeitsstelle für Standardisierung an der Deutschen Nationalbibliothek und der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen für ein erstes Arbeitstreffen Mitarbeitende aus ganz unterschiedlichen Bereichen und Projekten. Ihnen allen ist daran gelegen, am Ausbau und an der Modernisierung der Gemeinsamen Normdatei (GND) aktiv mitzuwirken. Ein wesentliches Qualitätsmerkmal der GND ist ihre Zuverlässigkeit. Für deren hohe Datenqualität zeichnen vor allem die “zuliefernden” Agenturen mit ihrer Redaktionsarbeit und den erprobten Abläufen verantwortlich. Charakteristisch für die Arbeit der etablierten GND-Agenturen – bspw. in den bibliothekarischen Verbundzentralen – ist, dass sie beständig und regelmäßig in der GND arbeiten. Es besteht eine Kontinuität in Gestalt der beteiligten Anwender und Anwenderinnen, eine verlässliche Kommunikation mit der Community der Datengeber und anderen Anwendergruppen, sowie der sichere Gebrauch des Regelwerks.

Die neuen Agenturen holen auf.
Screenshot des im Treffen durchgeführten Mentimeters. Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken.

Neue und im Aufbau befindliche GND-Agenturen

Mit der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) und auch in anderen Kontexten, wie die Fachinformationsdienste, Museen und Archive, entwickeln zunehmend neue Nutzendengruppen und Datengebende einen Bedarf an GND-Normdaten. Mit Blick auf die NFDI sind dies die Konsortien mit geistes-, sprach- und kulturwissenschaftlicher Ausrichtung, also NFDI4Culture, NFDI4Memory, NFDI4Objects sowie Text+. Für diese Community, aber auch für andere Datendomänen im Kulturbereich, befindet sich derzeit eine Reihe von neuen GND-Agenturen und Redaktionen im Aufbau, um deren spezifischen Bedarfe zu adressieren und so die Nutzung und Anreicherung der GND voranzutreiben. Diesen Prozess unterstützt maßgeblich das DFG geförderte Projekt GND4C mit seinen Partnern.

Die eingangs angesprochene und geteilte Expertise der etablierten GND-Agenturen ist für die in Planung bzw. im Aufbau befindlichen Agenturen von zentraler Bedeutung. Mit Fokus auf den Aspekt Lieferwege in die GND trafen sich daher Beteiligte aus der GND-Zentrale, GND-Redaktionen in den Verbundzentralen sowie aus verschiedenen GND-Agenturen im Aufbau. Die 29 Teilnehmerinnen und Teilnehmer deckten “agenturmäßig” so unterschiedliche Domänen wie Archive, Bauwerke, Darstellende Künste, Museen, Provenienzforschung, Sprach- und Textdaten ab.

Die GND-Agenturen als zentraler Partner für die Integration neuer Communities.
Credit: Chantal Köppl (DNB), CC BY-SA 4.0 Mai 2022 Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken.

Themen, die die GND-Agenturen bewegen

Die im Vorfeld durchgeführte Fragen- und Themensammlung ergab folgende Fragen:

  • Wie ist das Verhältnis einer Agentur zu einer Redaktion?

  • Welche Rolle können die Verbundzentralen einnehmen?

  • Was bedeutet Community-Arbeit aus Sicht einer Agentur?

  • Welche Anforderungen stellt eine Agentur an die Daten gebenden Einrichtungen in Bezug auf die Daten?

  • Welche Verfahren lassen sich für den Abgleich mit der GND nutzen (Entwicklungsstand)?

Für das erste Arbeitstreffen votierte die Mehrheit für die letzte Frage.

Beteiligungsmöglichkeiten in der GND

Neben stehend findet sich ein Überblick über die Beteiligungsmöglichkeiten innerhalb der GND. Eine ganz wesentliche Rolle für die Umsetzung der Bedarfe spielen die GND-Agenturen. Die neu im Aufbau befindlichen Agenturen sind die konkreten Ansprechpartner für neue Communities im GND-Netzwerk.  Über viele Jahre erstellten die in den bibliothekarischen Verbundzentralen etablierten Agenturen die Datensätze der GND kollaborativ vornehmlich nach den Bedarfen der Bibliotheken. Der laufende Öffnungsprozess möchte man die GND reichhaltiger, vielfältiger und integrativer für Beiträge aus dem ganzen Kultur- und Forschungsbereich machen, nicht zuletzt um auch die Normdaten-Arbeit auch auf mehr Schultern zu verteilen. Große Bedeutung für den Austausch der Agenturen und Redaktionen mit ihren jeweiligen Nutzendencommunities kommt den Foren zu.  Das GND-Forum ist ein mittlerweile etabliertes Dialog-Format für thematisch oder Datendomänen spezifische Communities, zu dessen Auftakt die Bedarfsermittlung und Interessenvermittlung zwischen GND und Anwendenden und Nutzenden steht. Sie sind der richtige Ort, um neu in ein Thema einzusteigen, Ideen vorzustellen oder Fragen zu erörtern. Die Foren sind ein wichtiger Resonanzraum für die GND-Agenturen. Bisher wurden GND-Foren zu fünf Schwerpunkten eingerichtet: Archive, Bauwerke, Darstellende Kunst, Museen und Sprach- sowie Textwissenschaften. Im Rahmen der GND-Foren finden immer wieder neue Veranstaltungsangebote stat, um gemeinsam zu lernen und sich als Community auszutauschen. Dieses Arbeitstreffen war jedoch keinem bestimmten Forum zugeordnet, sondern versteht sich bewußt als ein projekt- und Community übergreifendes Arbeitstreffen.


Zum thematischen Fokus des Arbeitstreffens 

Drei Vorträge dienten als Impuls für die Diskussion der Teilnehmenden am ersten Arbeitstreffen der GND-Agenturen rund um das Thema “Import neuer Datensätze" in die GND. Zwei Impulse kamen aus im Aufbau befindlichen GND-Agenturen ergänzt durch einen Beitrag der GND-Zentrale. Sie alle beleuchteten aus unterschiedlichen Perspektiven Fragen zum Datenimport: Datenharmonisierung, Datenabgleich und Datenintegration. Gerade für die Integration neuer Communities in das GND Netzwerk steht am Anfang oft der Bedarf nach einem Datenimport fehlender Entitäten, die aber für die Verknüpfung von Ressourcen dringend gebraucht werden.

Lieferungsworkflow in entityXML an die GND.
Credit: Uwe Sikora (All Rights Reserved), SUB Göttingen, April 2023. Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken.

entityXML

Stefanie Rühle (Gruppe Metadaten und Datenkonversion an der SUB Göttingen) stellte mit entityXML ein konkretes Arbeitsergebnis des GND-Tasks in Text+ vor. Der GND-Task, angesiedelt in der Task Area Infrastructure/Operations und gemeinsam verantwortet von SUB und DNB, richtet sich während der Projektlaufzeit von Text+ in erster Linie an die drei Datendomänen: Editionen, Sammlungen und lexikalische Ressourcen; darüber hinaus aber auch an weitere Forschende und Einrichtungen, die mit text- und sprachbasierten Forschungsdaten arbeiten. Ziel ist es, die Nutzung der GND zu verbessern, insbesondere auch bisher noch nicht mit der GND verknüpfte Forschungsdatenbestände mit Normdaten anzureichern und ggf neue Normdaten an die GND einzubringen. Die Importdaten beziehen sich derzeit hauptsächlich auf Personen und Werke und werden konkret an drei Vorhaben erprobt, die an der Universität Göttingen bzw. der Niedersächsischen Akademie der Wissenschaften verortet sind: der Klaus Mollenhauer-Gesamtausgabe, den Carl Schmitt-Tagebüchern sowie den Gelehrten Journalen und Zeitungen der Aufklärung. entityXML dient dabei nicht nur als Werkzeug zur Bearbeitung von Daten, sondern ist gleichzeitig auch ein Austauschformat. Die Dokumentation des derzeitigen Entwicklungsstandes ist frei verfügbar unter https://entities.pages.gwdg.de/entityxml/ sowie unter https://gitlab.gwdg.de/entities/entityxml verbunden mit der Einladung zur Kommentierung. Die Folien zum Vortrag sind unter GND-Agentur_Text+_v2.pptx.pdf vollständig nachzulesen.

Ein Blick in die webbasierte GND4C Toolbox.
credit: Erdal Ayan (ThULB Jena) , CC BY-SA 4.0 April 2023. Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken.

GND4C-Toolbox

Der zweite Impuls von Erdal Ayan und Michael Markert (beide Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek (ThULB)) stellte die im Projekt GND4C in Entwicklung befindliche Toolbox vor, die ebenfalls dazu dienen soll, die GND anzureichern, sprich die Importdaten zu redigieren und validieren. Im Fokus stehen dabei Daten zu Personen, Bauwerken und Geografika. Aus diesem Grund bietet die Toolbox als Funktion ein Matching gegen verschiedene Dienste an, neben der GND, etwa Wikidata und OpenStreetMap. Eine Testinstanz des Dienstes, der 2024 in den Produktivbetrieb gehen soll, ist für Agenturpartner aus GND4C schon auf den Servern der ThULB zugänglich. Die Toolbox wird Open Source bereitgestellt und ist grundsätzlich für die Nutzung für andere Projekte und GND-Interessierte vorgesehen. Die Folien zum Vortrag sind unter ea_presentation_20_04_2023.pdf  vollständig nachzulesen.


Der Workflow für Batch-Importe aus der Sicht der Datengeber.
Mehr Information. credit: Sarah Hartmann (DNB), CC BY-SA 4.0 April 2023. Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken.

Batch-Importe in die GND

Der dritte Impuls wurde durch Sarah Hartmann (DNB) beigesteuert, die aus der Praxis größerer Paketeinspielungen in die GND berichtete. Erfüllt ein Datenbestand die Eignungskriterien der DNB, bietet er sich für den Import als Paket an. Im Alltag der GND-Agenturen der Verbundzentralen werden täglich circa 1000 neue GND-Datensätze manuell erfasst. Das Einspielen ganzer Pakete neuer Datensätze in die GND ist eher der Ausnahmefall. In projektorientierten Kontexten kann es aber erforderlich sein, größere Konvolute en bloque in die GND zu integrieren. Beispielsweise kann im Zuge eines Editions-Projektes die Integration von bisher nicht erfassten Akteurinnen und Akteuren, Orten oder Schlagworten notwendig werden, um Ressourcen aus dem Projekt für die gesamte Community verknüpfen zu können und damit sichtbarer zu machen. Dies würde bspw. dem Bedarf in Text+ durchaus entsprechen. Die Umfänge, über die gesprochen wird, reichen von wenigen hundert bis tausenden neuer Datensätze. Damit ist klar, wo die Herausforderungen liegen. Da eine manuelle Erfassung mit den projektüblichen personellen Ressourcen in den Projekten nicht skaliert, es jedoch keine Massen- oder Bulkimports ohne vorangegangene Qualitätsprüfung gibt, braucht es semi-automatische Verfahren, die den Bulk-Import unterstützen. An der DNB gibt es hierfür ein Approvalsystem mit einen angedockten Match & Merge Verfahren. Voraussetzung ist jedoch, dass die Daten auf das GND Datenmodell gemappt wurden und im Marc21 Format vorliegen. Für viele Datengebende sind daher die Anwendungen entityXML und die GND4C Toolbox wichtige Arbeitshilfeangebote, um ihre Daten für den GND Ingest vorzubereiten. Die Folien zum Vortrag von Sarah Hartmann sind unter GND_Import_20230420.pdf vollständig nachzulesen.


Der Batch-Import als Alternative oder als Einstieg in die Alltagsroutine der Erfassung von Normdaten

Ob Bulk-Upload, Batch-Import oder Masseneinspielung – auch wenn die Begrifflichkeit kontrovers diskutiert wurde, scheint klar: sowohl der von Sarah Hartmann vorgestellte Praxisbericht als auch die Tools aus Text+ und GND4C bieten für GND-Agenturen potenziell eine Arbeitserleichterung, wenn es um das projektorientierte Anreichern von Beständen bzw. deren Integration in die GND geht. Im Kontext der NFDI können Hilfsmittel wie entityXML oder die GND4C-Toolbox für die Anreicherung der GND mit Daten aus dem reichen Bestand der NFDI-Konsortien und anderen Communities sehr nützlich sein. Die vorgestellten Werkzeuge/Verfahren stellen den im Aufbau befindlichen GND-Agenturen in Aussicht, leichter neue Datenbestände für die GND aus projektorientierten Kontexten mittels semi-automatischer Verfahren erschließen zu können. Die mit dem Stichwort “projektorientierter Kontext” einhergehenden Beschränkungen, vor allem hinsichtlich zur Verfügung stehender Arbeitszeit und bibliothekarischer Expertise, dürfen nicht zu Lasten des Qualitätsanspruchs der GND gehen. Die genannten Werkzeuge/Workflows adressieren diesen Aspekt bspw. mittels iterativer Validierungsschleifen sowie einer obligatorischen redaktionellen Prüfung der Daten vor dem Import in die GND.

Der Batchimport in die GND geht mit Blick auf die bisher übliche, gängige Arbeitspraxis für Normdatenimporte in der GND also mit einem gewissen Kulturwandel einher: Parallel zur manuellen Erfassung von einzelner Normdatensätze im Zuge des Erschließungsalltags, haben die oben genannten Ansätze das Ziel, in kürzerer Zeit größere Bestände zu verarbeiten. Dies ist notwendig, weil die sich in projektorientierten Kontexten bietenden Zeitfenster üblicherweise überschaubar sind. Die Verfahren sollen sicherstellen, dass die Qualität der GND dabei nicht gefährdet wird. Über die im Aufbau befindlichen GND-Agenturen, bspw. Text+, bietet sich die Gelegenheit, die vorgestellten Verfahren zu erproben. 

Das G in GND – Etablierte und neue GND-Agenturen im Austausch 

Der oben skizzierte Unterschied zwischen der etablierten Praxis des manuellen Bearbeitens von einzelnen Datensätzen als Erfassungsroutine und  der Erprobung anderer Verfahren - wie dem Batchimport - spiegelt sich auch in den GND-Agenturen wieder. Der Bedarf für weiteren Austausch liegt also auf der Hand. Dementsprechend votierte die überwiegende Mehrheit der Teilnehmenden für eine Fortsetzung des Dialogs. Alle Interessierten können sich gern an die Veranstalter mit Vorschlägen für Themenschwerpunkte  wenden, oder sie direkt in das offene Notizbuch der Arbeitsgruppe eintragen.

Das nächste Treffen ist für Anfang 2024 geplant. Abonnieren Sie gern diesen Blog, um keine Veranstaltung zu verpassen.


Im Oktober 2022 trafen sich erstmals Kolleg:innen aus den verschiedensten Archivsparten, um sich über die Nutzung von Normdaten in der archivischen Erfassung auszutauschen (siehe 1. GND-Forum Archiv, 5. Oktober 2022 (Dokumentation). Dieses Treffen in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main zeigte, dass das Thema Normdaten und Archiv mit dem ersten Treffen noch lange nicht ausgereizt war und man hier verschiedensten Fragestellungen noch intensiver nachgehen muss. Das Organisationsteam dieses ersten Forums bemühte sich in der folgenden Zeit, den Input aus Frankfurt zu ordnen und die Anforderungen und Ideen in größere Teilgruppen zu bündeln. Das Ergebnis dieser Nacharbeit mit dem Ziel, die verschiedenen Teilinteressen in aktive Arbeitsgruppen zu überführen, wurde virtuell am 2. GND-Forum Archiv am 24. März 2023 präsentiert.

Organisiert wurde auch dieses Forum gemeinsam von der Interessengruppe Archiv – Staatliche Archive (KLA), der GND-Agentur LEO-BW-Regional und der Arbeitsstelle für Standardisierung an der Deutschen Nationalbibliothek. Neu in das Organisationsteam kam das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz. Rund 130 Personen nahmen an diesem Online-Forum teil, darunter etwa ein Drittel, die bereits das 1. GND-Forum Archiv in Frankfurt besucht hatten.

Im Laufe des Forums hat sich für die vier Themenfelder

  • Archivische Erschließung mit der GND
  • Tools und Techniken, etwa für die Datenredaktion und den -abgleich
  • GND-Agenturen und -Redaktionen für Archive
  • Information und Wissensvermittlung

jeweils eine Gruppe gefunden, die den Bereich aktiv in Form einer Arbeitsgruppe vorantreiben will. Im Verlauf des Jahres werden sich diese Arbeitsgruppen einzeln treffen und ihre Arbeit aufnehmen. Gemeinsam bilden diese Arbeitsgruppen eine offizielle Interessensgruppe Archiv im GND-Netzwerk, die bereits bestehende IG Archiv – Staatliche Archive (KLA) erweitert sich damit auf alle Archivsparten. Welche Einrichtungen sich an der IG Archiv beteiligen, sehen Sie hier. Wer nicht am Forum teilnehmen konnte, sich aber an einer der Gruppen beteiligen möchte, kann sich an die Kontaktadresse der IG Archiv wenden.

Welche Fragen, aber auch Anforderungen zu den vier Themen festgehalten wurden und in den nächsten Wochen und Monaten in Arbeitsgruppen weiterverfolgt werden, erfahren Sie in der Dokumentation des 2. GND-Forum Archiv. Die ersten Ergebnisse der Arbeitsgruppen werden am 3. GND-Forum Archiv am 24. November 2023 präsentiert.



Das 2. GND-Forum Archiv gab den Startschuss für die künftige Zusammenarbeit als Interessengruppe Archiv und damit einer Interessenvertretung der Archive aller Sparten in der GND!


Ein Gastbeitrag von Melanie Gruß und Desiree Mayer. Beide arbeiten für NFDI4Culture und mit der GND zusammen

Das Video-Tutorial von NFDI4Culture zum Thema Normdaten ist online
Was sind Normdaten? Und wie können sie in Bezug auf Forschungsdaten genutzt werden? Um diese Fragen grundsätzlich zu beantworten und den Gebrauch von Normdaten auch für Forschungsdaten zu fördern, hat NFDI4Culture ein Video-Tutorial veröffentlicht. Das Tutorial thematisiert Normdaten für verschiedene Entitäten und von verschiedenen Anbietern (GND, Wikidata oder GeoNames) und erläutert ihr Potential für das Semantic Web. Da sich Normdaten-IDs zur eindeutigen Referenzierung von Entitäten bestens eignen, sind sie attraktiv für die kulturwissenschaftliche Forschung, aber auch für Museen, Sammlungen und Archive, die sich mit kulturellem Erbe beschäftigen.


NFDI4Culture ist Teil der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur und trägt zur digitalen Transformation in den Kultur- und Geisteswissenschaften bei. Das Konsortium möchte dazu motivieren, Forschungsdaten mittels Normdaten zu verknüpfen und damit sichtbarer zu machen sowie über Normdaten die Maschinenlesbarkeit von Forschungsdaten zu erhöhen. Durch Normdaten als Knotenpunkte kann ein digitales Netzwerk von Forschungsdaten entstehen. NFDI4Culture arbeitet dabei eng mit der GND an deren Weiterentwicklung zusammen. Aus dieser Zusammenarbeit ist auch die Idee entstanden, Videos zum Umgang mit Normdaten zu produzieren.


In der Knowledge Base von NFDI4Culture sind noch zwei weitere Videos zu finden: Allen, die neugierig darauf sind, was es mit NFDI4Culture überhaupt auf sich hat, sei das Video "Was ist NFDI4Culture?" empfohlen. Das Video "3D-Objekte - Das kulturelle Erbe virtuell" illustriert, wie digitale 3D-Objekte entstehen und wie sie helfen, das kulturelle Erbe zu erforschen und zu bewahren. Alle drei Videos sind im TIB-AV-Portal publiziert und über den neu eingerichteten NFDI4Culture-Kanal erreichbar.


Die Vi­deos wer­den un­ter der Crea­ti­ve Com­mons Li­zenz CC BY-4.0 auf Deutsch mit englischen Untertiteln bereitgestellt.

Hier können Sie das Video direkt anschauen:

Bitte klicken Sie auf das Bild, um die Verknüpfung zum TIB-Portal zu starten.


Gern veröffentlichen wir in diesem Blog auch Ihren Beitrag mit Bezug zur GND. Schicken Sie einfach eine Email an unsere Kontaktadresse.


Autor:innen: Marie Annisius, Stefan Buddenbohm


Wir, das heißt das GND-Team in der Task Area Infrastructure/Operations in Text+, bestehend aus Kolleg:innen der Arbeitsstelle für Standardisierung der DNB sowie der Abteilung Forschung und Entwicklung und der Gruppe Metadaten an der SUB Göttingen, haben am 26.01.2023 das zweite GND-Forum Text+ durchgeführt. Zuerst ein Dankeschön an alle 45 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Text+, aus anderen Konsortien, aus dem großen Team der DNB selbst sowie den Fachverbänden und Fachinformationsdiensten! Ziel des Treffens war es, über den neuesten Arbeitsstand der verschiedenen Aktivitäten die GND im Zusammenhang mit Text+ betreffend zu informieren. Anders als beim Auftaktforum im Juni 2022 ging es dieses Mal vor allem darum, der Community einen Einblick in den GND-Task in Text+ selbst sowie in die übergreifenden Aktivitäten der DNB beim Thema zu vermitteln. Beim nächsten Forum werden dann die Datendomänen aus Text+ mit ihren Normdatenaktivitäten im Mittelpunkt stehen. Das dritte GND-Forum Text+ wird voraussichtlich im Sommer oder Herbst dieses Jahres stattfinden. Im Folgenden geben wir eine Zusammenfassung des letzten Workshops. (Fast Lane: Alle Materialien finden sich am Ende dieses Blogposts verlinkt.)


Aktivitäten in der Text+ Task Area Infrastructure/Operations


Ausschnitt aus dem Whiteboard des GND-Designworkshops 2022

Ausschnitt aus dem Whiteboard des GND-Designworkshops 2022

Ein kurzer Bericht vom Community-Empowerment Workshop am 06.12.2022 ((Dokumentation des Workshops Kollaborative Konzeptarbeit: Wissensvermittlung für die GND-Community)) leitete den Workshop ein und beleuchtete die Zielrichtung für Schulungsmaterialien rund um die GND. Geplant sind ein modularer Baukasten von Lerninhalten, verschiedene Vermittlungsformate und Methoden sowie eine Materialsammlung auf der GND-Website. Im nächsten Schritt wird dazu eine Customer Journey ausgearbeitet. Konsens ist, wo immer dies möglich und einfach umsetzbar ist, nach Synergien zu streben. Die NFDI bietet dafür einen verbindlichen Rahmen und mit der DNB ist ein sehr erfahrener Partner mit “langem Atem” involviert. So unterschiedlich die Datendomänen der Nutzenden sind, so finden sie doch mit der GND einen etablierten “infrastrukturellen gemeinsamen Nenner”. Daher ist es sinnvoll, für Schulungsmaterialien und Beratungen nicht das Rad neu zu erfinden und rechtzeitig in den Dialog mit anderen zu treten, die eine ähnliche Zielgruppe adressieren. Mit der Gruppe der geistes- und kulturwissenschaftlichen Konsortien – NFDI4CultureNFDI4MemoryNFDI4Objects sowie Text+ – existiert eine Peer Community, die dieses Thema gemeinsam diskutieren kann.

Logos der Teilnehmenden des GND-Designworkshops am 6.12.2022

Die Teilnehmenden des GND-Designworkshops am 06.12.2022


Die GND-Umfrage, die Ende 2022 in der Text+ Community durchgeführt wurde, hat gezeigt, dass über die GND bereits viel bekannt ist. Die Bedarfe liegen vor allem in vereinfachten Beteiligungsmöglichkeiten, Abgleichsmöglichkeiten sowie in mehrsprachigen Vokabularen. Text+ als NFDI-Konsortium setzt auf die aufzubauende GND-Agentur Text+, um der Community der Datengebenden und Datennutzenden im Kontext sprach- und textbasierter Forschungsdaten als Unterstützung zur Seite zu stehen.


GND Mul – Crosskonkordanzen zur GND

Yvonne Jahns von der DNB stellte das Projekt GND Mul (2021-2022) vor. Dabei geht es um die Vernetzung der GND mit anderen Vokabularen und Thesauri und ganz konkret um Sachbegriffe. GND Mul soll eine Infrastruktur für (sachliche) thematische Zugänge schaffen und die GND interoperabler gestalten.

Damit verfolgt die Bibliothek folgende Ziele: 


  • die Suche verbessern durch Erweiterung des Suchindex um Begriffe aus anderen Thesauri, 
  • mehrsprachige Suche ermöglichen,
  • maschinenlesbare Konkordanzen zwischen GND und z. B. LCSH, ((Library of Congress Subject Headings)) RAMEAU, ((Répertoire d’autorité-matière encyclopédique et alphabétique unifié)) STW, ((Standard-Thesaurus Wirtschaft)) NSogg ((Nuovo Soggettario )) uvm.


Mit GND Mul ist es gelungen, eine Infrastruktur zu schaffen, die sowohl Konkordanzdaten einheitlich verfügbar macht als auch neue Daten aufnimmt. Die in der Projektlaufzeit geschaffenen Strukturen und Abläufe können nun weitergenutzt werden, um zusätzliche Konkordanzen zu erstellen. Die Webseite von GND Mul ist als ausdrückliche Einladung zur Meldung neuer Konkordanzen bzw. zur Mitarbeit an Konkordanzen zu weiteren Thesauri zu verstehen. Die Kontaktdaten sind hier zu finden. Konkordanz-Datensätze sind ab Sommer 2023 aktualisiert als Open Data (in der Regel CC-BY) über die Metadatendienste der DNB verfügbar. Die Regeln für Crosskonkordanzen fassen die Erfahrungen des Projektes GND-Mul für die Pflege von Konkordanzen zusammen. Ebenso gibt es ein Handbuch unter Berücksichtigung der Thesaurus-Norm.


Folie mit den Crosskonkordazen zu Fachthesauri

Alle Ergebnisse aus GND Mul sind im DNB-Wiki verfügbar

Die Möglichkeiten für den Abgleich von Daten liegen im


  • vollständig händischen Abgleich,
  • semi-automatischen Abgleich von Datendumps nach bestimmten Bedingungen, die nach einer gründlichen Betrachtung der Datensets festgelegt werden, bspw. hierarchische Strukturierung der Daten,
  • vollautomatischen Abgleich im Bereich der Sachbegriffe, welcher weniger verbreitet und für Individualnamen besser geeignet ist.


Technische Infrastruktur der GND – Aktuelle Entwicklung

Jürgen Kett gab einen Überblick über die Entwicklungen der technischen Infrastruktur der GND, von Organisation und Kommunikation über die Erweiterung der Datenbasis, Datenvernetzung, Datenredaktion sowie Regel- und Formatdokumentation bis hin zu Werkzeugen und Schnittstellen.

Es gibt viele heterogene Anforderungen an die GND und damit auch an die Infrastruktur. Ausschlaggebend für den Erfolg der Infrastruktur ist somit ihre Anpassungsfähigkeit an verschiedene Nutzungsszenarien. Mit Blick auf die NFDI kann es bereits bei den geistes- und kulturwissenschaftlichen Konsortien zu einem Spektrum unterschiedlicher Anforderungen kommen, einfach weil mit unterschiedlichen Forschungsdaten gearbeitet wird.

Ein Ziel ist, das GND-Netzwerk sichtbar zu machen, um so zur Interaktion einzuladen und zu Feedback aufzufordern. Der GND-Explorer bietet einen einfachen Einstieg in die Suche in der GND. Geplant sind in Zukunft Features wie eine Karten- und Zeitstrahlansicht, verkürzte Meldeverfahren und auch die Darstellung von Relationen zu externen Ressourcen, welche die GND verknüpfen ebenso wie Community-Sichten (bspw. für ausgewählte Datenräume oder -typen) und die Integrierbarkeit in Partner-Anwendungen.

Ein weiteres geplantes Angebot ist der One-Stop-Shop: Hier sollen APIs angeboten werden. Dazu werden aber zunächst Integrationsschnittstellen benötigt, die nach der Fertigstellung auch als externe Schnittstellen dienen können. Als Eingabeoberflächen sind Webformulare für Geografika geplant sowie die Integration in Drittsysteme (RISMISNI). Bereits erfolgt ist die Integration von ORCID.

Screenshot aus der Präsentation von Jürgen Kett

Screenshot aus der Präsentation von Jürgen Kett

Ausschnitt aus dem Infrastrukturkonzept der GND

Im Themenbereich der Regeln und Formatdokumentation wäre eine Sonderarbeitsgruppe Text+ innerhalb der Gremienstruktur der GND denkbar. Bereits eingeführt ist das Konzept der Anwendungskontexte. Diese können das Taggen von community-spezifischen Regeln enthalten oder die Nutzung von Datensätzen als Ganzem oder nur einzelner Datenfelder (PLUS-Markierung) in einer spezifischen Weise. Anwendungskontexte bieten die Möglichkeit, verschiedene Ansichten der GND zu filtern. Aber es gilt: Wir arbeiten weiterhin alle in einer GND. Die verschiedenen Bedarfe der Communities an die Regeln und an das Datenmodell stellen somit eine bleibende Herausforderung dar.

Das Konzept für die semi-automatische Datenintegration (Massen-Integration) sieht das Matching in der Verantwortung der einzelnen Communities. Es erfolgt der Abgleich der Sammlungs-/ Objekt-/ Forschungs-Daten mit der GND. Fehlende Kandidaten können dann als Vorschläge in die GND eingebracht werden. Um GND-URIs angereicherte Sammlungs-/ Objekt-/ Forschungsdaten werden damit Teil des GND.networks.


Eine GND-Agentur für Text+ – erste prototypische Workflows

Im letzten Teil stellte Susanne Al-Eryani die geplanten Angebote der GND-Agentur Text+ mit Fokus auf die Bereiche Kontakt, Beratung und Datenservices vor und gab einen Einblick in den geplanten Workflow zur Verarbeitung von eingehenden Forschungsdaten. Dieser Workflow bildet einen wichtigen Beitrag zur entstehenden GND-Agentur Text+.

Der untenstehende Workflow in schematischer Darstellung ist das Ergebnis der Arbeit seit Projektbeginn von Text+ und spiegelt vor allem die Rückmeldungen und Erfahrungen aus der Zusammenarbeit mit drei Pilotprojekten wieder. Bei diesen Pilotprojekten handelte es sich um die Carl Schmitt-Tagebücher, die Klaus Mollenhauer-Gesamtausgabe sowie Gelehrte Journale und Zeitungen der Aufklärung, alle drei Editionsprojekte, die mit der Georg-August-Universität Göttingen verbunden sind.

Schematische Darstellung des Workflows aus der Präsentation von Susanne Al-Eryani

Schema des geplanten Workflows zur Verarbeitung von eingehenden Forschungsdaten.


Die Erhebung der Bedarfe und Ausgangsbedingungen wurde mithilfe eines strukturierten Leitfadens durchgeführt. Standen bisher Editionen im Mittelpunkt, wird der Workflow zukünftig auf andere Datentypen auszuweiten sein.

Ein wesentliches Ergebnis der Arbeit ist mit entityXML ein Austausch- und Speicherformat, mittels dessen die Normdatenmeldung aus Forschungsprojekten an die GND erfolgen kann. Das Werkzeug wird im Frühjahr 2023 offiziell veröffentlicht.

Screenshot aus der Präsentation von Jürgen Kett

Screenshot aus der Präsentation von Uwe Sikora

Wie geht es weiter?

Während der verschiedenen Diskussionen wurden Fragen aufgeworfen, die nicht alle im Verlauf der Veranstaltung geklärt werden konnten, zum Teil auch gar nicht sollten, und die es gilt, in Zukunft anzugehen, bzw. die eine Anregung für zukünftige Arbeiten darstellen können:


  • Mit welchen Datenzentren/Datenbeständen aus den Datendomänen Sammlungen und Lexikalische Ressourcen können/wollen wir im Rahmen der Forumsreihe und im GND-Task in Text+ weiterarbeiten? 
  • Welche externen Zielgruppen wollen wir einbinden? Reicht das GND-Forum Text+ oder braucht es mehr/andere Formate?
  • Besteht Interesse an einem Workshop/Erfahrungsaustausch zum Abgleich von Daten mit der GND z. B. via Open Refine?
  • Wie lassen sich die durch GND Mul geschaffenen Möglichkeiten/Infrastrukturen durch Text+ nutzen, z. B. für die Registry?


GND-Forum als Blueprint – bitte nachmachen!

Das GND-Forum Text+ bettet sich ein in eine Palette ähnlich ausgerichteter Foren, die mit Hilfe der DNB für ganz unterschiedliche Zielgruppen angeboten werden: das GND-Forum Performing Arts, das GND-Forum Bauwerke, das GND-Forum Archiv oder das GND-Forum Museen und Sammlung. Allen gemein ist die Zielsetzung, das Thema Normdaten und das GND.network an die spezifischen Bedarfe unterschiedlicher Communities heranzutragen, anzupassen, mit ihnen gemeinsamen weiterzuentwickeln. Die GND, insbesondere die Arbeitsstelle für Standardisierung, unterstützt dabei maßgeblich und ist auch – im Falle von Text+ – konkret an der Arbeit im NFDI-Konsortium beteiligt. In Text+ fließen die normdatenbezogenen Aktivitäten im GND-Task der Task Area Infrastructure/Operations zusammen. Text+ adressiert während der Laufzeit vor allem die drei Datendomänen Sammlungen, Editionen und Lexikalische Ressourcen, aber auch Kolleginnen und Kollegen aus den Fachinformationsdiensten, den Fachverbänden sowie anderen NFDI-Konsortien.

Damit wird deutlich, dass ein ganz wesentlicher und kritischer Erfolgsfaktor für die weitere Verbreitung und Nutzung (upscaling) der GND der intensive Dialog mit den spezifischen Communities ist. Für Text+ sind das vor allem Projekte und Institutionen, die sich mit text- und sprachbasierten Forschungsdaten befassen. Den Dialog in Gang zu setzen und in Bewegung zu halten ist für ein Projekt wie Text+ eine Herausforderung, da verbindliche und zielgerichtete Kommunikation Vertrauen und eine gewisse Frequenz bedingt. Aus diesem Grund sind die praktischen Umsetzungen aus den Text+ Datendomänen so wichtig, um der Community Anreize zum Mittun zu geben.

Das dritte GND-Forum Text+ ist für den Sommer/Herbst 2023 geplant und wir freuen uns, Sie wieder begrüßen zu dürfen! Wenn Sie mit uns abseits der Workshopreihe in Kontakt treten möchten, Fragen haben oder vielleicht ein kleines Projekt aus ihrem Kontext umsetzen wollen, freuen wir uns sehr, von Ihnen zu hören. Schreiben Sie dafür einfach an die Verantwortlichen für den GND-Task in Text+ Barbara Fischer, Marie Annisius und Stefan Buddenbohm oder wenden Sie sich an unseren Text+ Helpdesk.


Erstmals fand am 14. November 2022 ein GND-Forum zum Thema Bauwerke statt. Veranstaltet wurde die virtuelle Konferenz von dem Deutschen Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte - Bildarchiv Foto Marburg (DDK), der Deutschen Nationalbibliothek (DNB), dem Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung, der Technischen Informationsbibliothek Hannover (TIB) und der Vereinigung der Denkmalfachämter in den Ländern (VDL). Es wurden dabei folgende Fragen diskutiert: Wie entstehen Normdaten? Wie können sie genutzt werden? Wie werden sie bereits genutzt? Welche Zwecke und Funktionen erfüllen sie im Netz der Daten zu Bauwerken?

Die Teilnehmenden am GND-Forum waren sich einig: Normdaten sind ein zentraler Schlüssel zur Interoperabilität im Datenraum Bauwerke. Zu den Erwartungen und Vorschlägen der Teilnehmenden, wie Normdaten zur Verbesserung der Qualität ihrer Daten eingesetzt werden können, lesen Sie bitte die nachstehende ausführliche Dokumentation.


Autor*innen des Beitrages: Christina Teufer-Hansen, Slawek Brzezicki, Martha Rosenkötter, Julia Rössel, Susanne Arndt und Barbara Fischer

Dokumentation des GND-Forums zum Datenraum Architektur, Bauwerke und Denkmale

Wie entstehen Normdaten? Wie können sie genutzt werden und wie werden sie bereits genutzt? Welche Zwecke und Funktionen erfüllen sie im Netz der Daten zu Bauwerken?

Solche und viele andere Fragen waren Ausgangspunkt für die Diskussion beim ersten GND Forum Bauwerke. Mitte November kamen circa einhundert Teilnehmer*innen zu einem virtuellen Austausch zusammen. Die Veranstalter des Forums, namentlich das Deutsche Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte - Bildarchiv Foto Marburg (DDK), die Deutsche Nationalbibliothek (DNB), das Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung, die Technische Informationsbibliothek Hannover (TIB) und die Vereinigung der Denkmalfachämter in den Ländern (VDL), hatten eingeladen. Interdisziplinär diskutierte die Gemeinschaft derjenigen, die Forschung oder Dokumentation von Bauwerken und ortsfesten Werken betreiben, in diesem Kontext entsprechende Daten generieren, verarbeiten und nutzen, Fragen der Standardisierung und der Nutzung von Normdaten.

Ziel der Veranstaltung war es, einerseits über die GND zu informieren, aber auch zu zeigen, wie wichtig die Vernetzung und der Diskurs über das Thema Normdaten, deren Erstellung und Nutzung sein kann. Gerade für die aktive Beteiligung an der sich anderen Fachdisziplinen öffnenden GND ist es relevant, sich als Fachgemeinschaft zu finden, sich auszutauschen, Interessensschwerpunkte auszuloten, um die eigenen Interessen in Bezug auf Normdaten nachdrücklicher vertreten zu können.

Auf dem Programm der ganztägigen Veranstaltung, die von Barbara Fischer (DNB) und Julia Rössel (DDK) moderiert wurde, wechselten sich Vortragsblöcke mit intensiven Austausch in Arbeitsgruppen, sogenannten Break out Sessions zu unterschiedlichen Fragestellungen ab. Der Vormittag startete mit zwei einleitende Beiträgen. Angela Kailus (DDB) gab einen informativen Überblick über die Thematik der Normdaten, indem sie der Frage „Warum sollte man Normdaten verwenden?“ nachging. Es folgte ein Zwiegespräch zwischen Prof. Ina Blümel (TIB) und Dr. Christian Bracht (DDK), bei dem die heterogene Landschaft der bauwerksorientierten Fachgebiete, Projekte und Aktivitäten kartiert wurde.

Die im Aufbau befindliche Pilotagentur Bauwerke, angesiedelt am Deutschen Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg, ist einer der Akteure der wachsenden Interessengemeinschaft des Datenraums Bauwerke. Im Zuge des Projektes GND für Kulturdaten (GND4C) trägt sie aktiv zur Öffnung der GND bei und hat Anforderungen für die Erfassung von Normdaten zu Bauwerken für den Anwendungskontext der Bauwerke-Community ausgearbeitet. Diese wurde im zweiten Block der Veranstaltung von Martha Rosenkötter (DDK) und Matthias Manecke (DNB) vorgestellt. Hieran schloss sich unmittelbar eine Break out Session an, in der Fragen und Positionen zu den vorgestellten Erfassungsregeln ausgetauscht wurden. In weiteren  Break out Sessions wurde unter anderem diskutiert, welche Barrieren und Bedarfe in der Community hinsichtlich der GND gesehen werden, welche Kriterien für die Erfassung von Bauwerken in der GND gelten und wie granular diese erfasst werden sollten. In einer weiteren Session befasste man sich mit den Möglichkeiten der Koreferenzierung in Fachthesauri wie AAT oder CONA und der GND. Am Ende des Tages wurden die wesentlichen Punkte aus den Diskussionsrunden im Plenum zusammengetragen und debattiert, wie man die Arbeit fortsetzen könnte.

Das Feld auf dem wir uns bewegen - die Entwicklung der GND im Kreis ihrer "Nachbarn"

Im Zwiegespräch zwischen Ina Blümel (TIB) und Christian Bracht (DDK) wurde das Umfeld der GND im Kontext der Open-Science-Bewegung diskutiert. Normdaten und kontrollierte Vokabulare bieten bei der Auszeichnung des eigenen Datenbestandes einen wichtigen Vorteil, denn sie gewährleisten die "Eindeutigkeit von Dingen der Welt im Netz". Hierbei spielt vor allem die Vernetzung einzelner Vokabulare (z.B. Arts and Architecture Thesaurus, Wortnetz Kultur, Wikidata oder lokale Systeme) untereinander eine wichtige Rolle. In der zugehörigen Break out Session "Koreferenzierungen in der GND - Was brauchen wir und wie kann es klappen?" wurden Mappings und Konkordanzen entsprechend als "Weichenstellung für die Zukunft" verstanden.

Die GND könnte Zielentitäten für diese Vernetzung liefern, allerdings müssen solche Entitäten zunächst in die GND eingebracht werden. Noch sind die Beteiligungswege zur Einbringung von Entitäten in die GND einem Teil der Bauwerke-Community nicht deutlich genug. Insgesamt wurde ein Bedarf zur Vermittlung von Basiskenntnissen im Umgang mit GND-Daten und anderen Vokabularen erkannt, z.B. über

Einem anderen Teil der Bauwerke-Community sind die Beteiligungswege zu indirekt: die zur Qualitätssicherung notwendige redaktionelle Einbindung über die GND-Kooperative erfordert den Umweg über Bibliotheken, Agenturen und Verbundzentralen, so dass hier Hürden für eine unmittelbare und forschungsnahe Erweiterung der GND bestehen. Eine konkrete Forderung bestand in einer vereinfachten und direkteren Einbringung von Normdatensätzen in die GND durch die Community. Generell wurde eine stärkere Öffnung des Redaktionsworkflows nach dem Modell Wikidata als wünschenswert erachtet, wobei jedoch der Aspekt der Qualitätssicherung nicht außer acht gelassen werden darf.

Ein weiteres Hindernis für die Beteiligung an der Entwicklung von Normdaten wurde darüber hinaus in den erforderlichen Personalressourcen gesehen, die oftmals nicht vorhanden sind - Erschließungsarbeit in datensammelnden Einrichtungen wird meist nicht hinreichend und nachhaltig gefördert. Dies ist eine kulturpolitische Aufgabe, die die Community konstant anmahnen muss, um ihr Gehör zu verschaffen.

Screenshot der Auswertung zur Frage nach Bedarfen und Barrieren in der Nutzung und Anwendung oder Edition von GND-Datensätzen. (Abbildung 1)
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Was wünschen wir uns und was hindert uns?

Was sind die Bedarfe in der Anwendung von Bauwerksnormdaten? Wo liegen die Barrieren? In drei parallelen Break out Sessions tauschten sich die Teilnehmer*innen dazu aus (siehe auch Abbildung 1).  

Eine breite Zustimmung der Community für den zukünftigen Gebrauch von Normdaten war hörbar – es besteht der Wunsch die "kritische Masse" der GND-Bauwerknormdaten zu stemmen. Der Wille zum aktiven Beitrag zur GND ist da!

Es wurden die Fragen aufgeworfen: Wie kommen die Daten in die GND? Wer darf mitarbeiten? Dabei wurden auch erneut Probleme moniert, die in den vorigen Vorträgen und Diskussionen bereits angesprochen worden waren. Wünschenswert wäre ein niedrigschwelliges Angebot – beispielsweise ein Webformular – über welches Personen und Institutionen Bauobjekte melden oder eingeben können. Ein redaktionelles Verfahren zur Überprüfung sollte sich anschließen. Nähere Informationen zur Herangehensweise sind auch im Abschnitt "Fragen der Bauwerke-Community an die GND" zu finden.

Eine redaktionelle Betreuung der Dateneingabe wurde als Bedarf und mögliche Aufgabe einer Agentur Bauwerke herausgearbeitet. Bauwerke haben mitunter eine komplizierte Baugeschichte: Modifikationen, Zerstörung und Wiederaufbau sowie Translozierung gehören dazu. Wie können in der GND auch solche Bauwerke mit all ihren Beziehungen zu anderen Standorten und Bauwerken GND-konform eingetragen werden? Eine handhabbare Hilfestellung, wie auch eine Dokumentation des Datenmodells und die redaktionellen Hinweise dazu, wurden erbeten. Die Erläuterungen im Abschnitt "Spezielle Marker der Bauwerke-Community in den GND-Daten" zeigen, dass solche Hilfsmittel bereits in Arbeit sind.

Die Ermöglichung von Massenimporten von Bauwerkdaten aus umfangreicheren Datenbeständen war ein weiteres Thema. Hier wurden ein unkomplizierter Datenimport und funktionierende Schnittstellen als Desiderata genannt. Dies wäre sowohl für die Erstellung neuer Normdaten, wie auch für die nachfolgende Bearbeitung und Anreicherung bereits bestehender Datensätze relevant. Grundsätzlich gilt, dass insgesamt mehr Normdaten zu Bauwerken erzeugt werden müssen, um verteilte Datenbestände sichtbar zu machen. Gerade das sei wichtig, um auch bei Entscheidungsträger*innen die Sinnhaftigkeit der Normdatenreferenzierung im Kontext der „Bauwerke“ zu vermitteln. Eine gute Datenqualität der eigenen Daten und die entsprechende Anwendung von Standards für die Datenstruktur sind hierfür essentielle Voraussetzungen.

Spezielle Marker der Bauwerke-Community in den GND-Daten

In diesem Abschnitt wurden Arbeitsergebnisse des DFG-Projektes GND4C in Bezug auf die Öffnung der GND für Daten der Bauwerke-Community präsentiert. Im Fokus standen dabei das so genannte Anwendungsprofil für Bauwerke (Abbildung 2). Dieses enthält die für die Erfassung von Bauwerks-Normdaten relevanten Regeln zur Belegung der Datenfelder und wird zukünftig die einschlägige Erfassungshilfe ersetzen. Zur Integration nicht-bibliothekarischer Communities in die GND sind zum Teil community-spezifische Anpassungen dieser Regeln und deren entsprechende Darstellung und Kennzeichnung in der Feldstruktur des Datensatzes erforderlich.  In der geöffneten GND gilt dabei das "Core & Plus Prinzip". Demzufolge unterscheiden wir zwischen Core-Regeln, die für alle Communities gleichermaßen gelten und die die Zuverlässigkeit eines Normdatensatzes gewährleisten, und so genannten Plus-Regeln, die zusätzlich für community-spezifische Bedarfe gelten. Im Anwendungsprofil sind die community-spezifischen Regeln entsprechend gekennzeichnet. Darüber hinaus werden diese Plus-Regeln in Anwendungskontexten gebündelt für die Bedarfe einer Anwendergruppe zusammengefasst.  

Der auf dem GND Forum Bauwerke vorgestellte Anwendungskontext Bauwerks-Dokumentation (siehe Abbildung 2) erlaubt es somit künftig in der auf Wikibase basierenden GND-Dokumentation, sich auf die Regeln zu fokussieren, die für die Erfassung von Normdatensätzen zu Bauwerken für die Bauwerke-Community erforderlich sind und sonstige Regelungen auszublenden, die beispielsweise für die Inhaltserschließung von Bibliotheksressourcen in deren Kataloge als sinnvoll oder ressourcensparend festgeschrieben sind. Darüber hinaus wird es möglich sein, unmittelbar im eigentlichen Datensatz die Datenfelder zu kennzeichnen, die Aussagen enthalten, die nach von der Bauwerke-Community definierten Regeln erfasst wurden, selbst wenn sie für andere Communites irrelevant sein sollten - zum Beispiel Adressangaben zu Bauwerken. Damit modernisieren wir die GND, indem wir uns alternativen Ansetzungen öffnen, anderen Communities ihre spezifische Darstellung ermöglichen, aber dennoch den entscheidenden Kern der GND wahren. Sowohl die inhaltliche Definition dieser Regeln (Core und Plus) als auch ihre Darstellung und Kennzeichnung in der technischen Umsetzung sind Arbeitsergebnisse des DFG-Vorhabens GND4C.

„Hinter einem Anwendungskontext, steht eine Anwendergemeinschaft, die ihn definiert und pflegt“, führte Martha Rosenkötter (DDK) in den ersten Nachmittagsvortrag ein. Mit Blick auf die heterogene Anwendergemeinschaft der GND insgesamt wurde schnell deutlich, dass das Plus-Konzept zur Abbildung von community-spezifischen Anforderungen im GND-Anwendungsprofil Bauwerke zum Einsatz kommen muss. Das Profil stellt eine erste Sammlung bauwerksbezogener Anforderungen an die GND dar, die zunächst aus den Analysen und Anwendungsfällen und gemeinsam mit Expert*innen aus dem Cluster der GND-Agentur Bauwerke entwickelt wurden. Vorgestellt wurde ein knapper Feldkatalog (Abbildung 2), der eine Ansammlung von obligatorischen und fakultativen Feldern darstellt, die in der GND befüllt werden können. Das vorgestellte Profil ist ein noch nicht festgeschriebener Konsens der Bauwerke-Community. Die Bauwerke-Community wurde eingeladen, sich zu einer Interessensgruppe zu formieren, um sich dort auf einen Konsens für das GND-Anwendungsprofil Bauwerke zu verständigen.

Mathias Manecke (DNB) warf mit den Gästen einen Blick auf die Werkbank zur Übertragung dieser Anwendungskontexte in eine strukturierte Datenbank auf der Basis von Wikibase (vgl. Infografik in der Abbildung 3). Um dem Wunsch der Communities nach mehr Transparenz und einem einfacheren Zugang zu den GND-Erfassungsregeln entgegen zu kommen, werden diese in die neue STA-Dokumentationsplattform integriert. Hier werden zukünftig die Regeln zur Formalerschließung (RDA DACH), zur Inhaltserschließung (bisher RSWK) und zur Arbeit mit der GND unter einer gemeinsamen Benutzeroberfläche zusammengefasst. Der Transfer der Regeln in strukturierte Datenaussagen erlaubt es unter anderem, einzelne Regelbausteine wie oben beschrieben als Core-Regeln bzw. Plus-Regeln zu kennzeichnen, und diese je nach Bedarf für die Beschreibung eines einzelnen Datenfeldes , als Bestandteil eines Anwendungsprofils (beispielsweise für Bauwerks-Normdaten) und als Bestandteil eines Anwendungskontextes (beispielsweise für die Bedarfe der Bauwerks-Dokumentation) zu präsentieren.   

Zwei der anschließenden Break-out-Sessions knüpften inhaltlich an die beiden Vorträge an. Die Diskussion rund um die Praxistauglichkeit der geltenden GND-Erfassungsregeln, etwaige Relevanzkriterien damit verknüpfte Granularitätsfragen für die Erstellung von Normdaten (siehe auch der Abschnitt "Fragen und Antworten auf dem GND-Forum Bauwerke") polarisierte die Teilnehmer*innen. Grundsätzlich wurde die geplante Dokuplattform zum Regelwerk (Launch Mai 2023) als gut nutzbares Instrument für mehr Transparenz und positiv als Loslösung von den bisher PDF-lastigen Regelwerken bewertet. Die Komplexität des Regelwerkes wird dadurch jedoch nicht automatisch abgebaut und die Möglichkeiten zur Anpassung weiterer Anwendungskontexte scheint manchen eine zu hohe Hürde zur Teilhabe. Die Nachfrage nach niedrigschwelligen Angeboten und Möglichkeiten für die Nutzer sowie Forschende die GND zu erweitern (etwa über ein Webformular für Bauwerke, siehe auch der Abschnitt "Fragen und Antworten auf dem GND-Forum Bauwerke") bleibt als Wunsch der Community groß. Die Entwicklung der bislang anlassbezogen GND-Erweiterung hin zu einer bedarfsorientierten GND-Erweiterung führte zu positiven Feedback. Grundsätzlich herrscht Einigkeit darüber, dass die Anwendergemeinschaft über die Granularität und Relevanz von einzuspielenden Daten selbst entscheiden sollte. Mit dem Recht Daten beizusteuern, verbindet sich in den Eignungskriterien der GND die Pflicht, diese dann auch zu pflegen. Letztlich ist die Frage der Granularität eine Ressourcenfrage der Community.

Screenshot der Folie 8 des Vortrages von Martha Rosenkötter (DDK) zum GND-Anwendungsprofil Bauwerke (Abbildung 2)
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Das Zusammenspiel der unterschiedlichen Aktionsebenen im Gefüge der GND am Beispiel der Bauwerke-Community  (Abbildung 3)
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Wie es weitergehen kann, ein Ausblick.

Bei einem abschließenden Plenum wurden die zentralen Themengebiete des Treffens zusammengebracht und zugehörige Punkte gemeinsam diskutiert.  Allgemein konnte für die Auftaktveranstaltung die positive Bilanz gezogen werden, dass innerhalb der Community großes Interesse und Bedarf an Normdaten für Bauwerke besteht. Umso relevanter erscheint es, die Bemühungen zur Verstetigung der Pilotagentur Bauwerke, die im Rahmen des GND4C-Projektes erste Erfolge erzielen konnte, weiter zu führen und so eine Anlaufstelle für die Community zu bilden.

Im Zuge dessen könnte etwa dem mehrfach geäußerten Wunsch nach Schulungsangeboten und informative Publikationen zu technischen Infrastrukturen für die Nutzung von Normdaten im eigenen lokalen System nachgekommen werden. Darüber hinaus kann sie zu Anforderungen und Qualität von Bauwerksdaten beraten, die in der GND als Normdaten publiziert werden sollen.

Die Formierung einer Interessengruppe kann zukünftig dazu verhelfen, der Dringlichkeit weiterer beim Forum formulierter Bedarfe, wie etwa eine stärkere Beteilung der Gemeinschaft an der Eingabe  der Datensätze über eine Eingabemaske für Bauwerke, mehr Gewicht zu verleihen. Für diese müssen allerdings auch genügend GND-Redaktionen in der Lage sein, die eingegebenen Daten auf ihre formale und inhaltliche Korrektheit in zu prüfen um letztlich qualitativ hochwertige Normdaten zur Verfügung zu stellen. Aber auch fachliche Fragen, etwa nach der Abbildung von Beziehungen zwischen Vorgänger- und Nachfolgebauten oder der Aufnahme von nicht realisierten Bauwerken als Werke in der GND müssen innerhalb der Interessengruppe weitergeführt werden.

Noch gibt es viele Barrieren, die eine Mitarbeit an der GND für die Bauwerke-Communtiy erschweren: Neben den vielfach fehlenden finanziellen und personellen Mitteln auf allen Seiten, erschwert der notwendige Fokus der GND auf Institutionen als dauerhafte Mitglieder ihres Netzwerks die Partizipation kleinerer oder weniger langfristig arbeitender Akteure, wie etwa Forschungsprojekte. Da die Anreicherung der GND um Bauwerksnormdaten ein interdisziplinäres Arbeiten erfordert, ist es zudem notwendig eine gemeinsame Sprache für die Erfassungsregeln zu finden, die derzeit für Personen ohne bibliothekarische Ausbildung mitunter schwer verständlich sind. Zudem ist vielfach unklar, an wen man sich mit Anfragen zur Anpassung oder Korrektur von bestehenden Normdaten zu Bauwerken wenden kann.

Leider wird die Relevanz der Nutzung von Normdaten für die Erzeugung eigener Bauwerksdaten von Entscheidungsträgern oft als nachrangig beurteilt. Dabei sprechen viele Leitlinien, wie z.B. die FAIR-Prinzipien, davon, dass die Qualität von Daten mit ihrer Interoperabilität gewinnt. Normdaten sind ein zentraler Schlüssel hierzu. Um sie besser nutzen zu können und die Menge an Bauwerksdaten zu steigern, die wiederum die Nutzungsmöglichkeiten erhöht, ist eine aktive Beteiligung der Community notwendig. Dass viele zum gemeinsamen Engagement und zur Mitarbeit an der GND motiviert sind und somit auch die Diskussion um die Gründung und Schwerpunkte einer Interessengruppe weitergeführt werden möchte, ergab das Stimmungsbild am Ende des Plenums (Abbildung 4).

Ziel ist es, sich weiter zu treffen und auf dem nächsten GND-Forum Bauwerke die stärkere Beteiligung der Bauwerke-Community an der GND und ihre Anreicherung mit Normdaten zu Bauwerken zu konkretisieren. 

Ergänzendes Material zum GND-Forum Bauwerke


Vortrag "Warum sollte man Normdaten verwenden?", von Angela Kailus (DDK)

Vortrag "Sammlung bauwerksbezogener Anforderungen an die GND", von Martha Rosenkötter (DDK)

Vortrag "Werkstattbericht: Die GND Erfassungsregeln für Bauwerke in der neuen STA-Dokumentationsplattform", von Mathias Manecke (DNB)
Der Tweet bildet das Stimmungsbild der Community ab. (Abbildung 4)


Die Veranstalter des GND Forum Bauwerke - Dialog rund um Bauwerksdaten und Standardisierung

am 14. November 2022

Fragen und Antworten auf dem GND-Forum Bauwerke

Im Laufe der Veranstaltung wurden erfreulich viele Fragen gestellt. Viele Antworten bietet bereits die FAQ-Seite der GND-Website. Im Rahmen der Dokumentation nehmen wir daher besonders solche Fragen auf, die dort nicht beantwortet werden. Wir haben die Fragen nach vier Bereichen kategorisiert.

Zum Thema "Ressourcen"

Wie stellt sich die GND-Kooperative konkret die Mitarbeit vor? Wir haben alle wenig Kapazitäten. Ist auch an Stellen gedacht worden?

  • Die Communities, die die GND nutzen möchten, müssen selbst ihren Bedarf an einer guten Datenqualität und Referenzierung mittels Normdaten ihren Fördermittelgebern kommunizieren und die hierfür entsprechende Ressourcen einfordern. Hier gilt es, verstärkt die Bundesländer im Zuge ihrer Digitalstrategien in die Pflicht zu nehmen.

Muss man sich für ein Vokabular entscheiden?

  • Nein, man muss sich nicht für oder gegen ein Normvokabular entscheiden, auch nicht für oder gegen Wikidata, aber im Sinne einer ressourcenbewußten Arbeitsweise sollte man sich eine für die eigenen Bedarfe sinnvolle Schrittfolge der Anwendung entscheiden. Beispielsweise zuerst den Allgemeinbegriff in der GND nachschlagen, wenn man dort nicht fündig wird, im AAT und schließlich zumindest die Wikidata ID einfügen, um die Vernetzung der eigenen Daten zu befördern. Die GND bietet sehr viele Normdaten zu Personen an, für spezielle Fachbegriffe gibt es hingegen entsprechende Thesauri mit persistenten Identifikatoren, wie der AAT. Wikidata aggregiert Normdaten ist aber selbst keine Normdatenbank.

Zum Thema "Organisation und Governance"

Wer kann GND-Datensätze schreiben und wie erhält man diese Rechte?

  • Wer in der GND Datensätze anlegen und bearbeiten will, muss an die GND-Kooperative angebunden sein. Diese stellt die Qualität und Pflege der eingebrachten Daten nachhaltig sicher. Je nach Region, Thema oder anderen Kriterien bieten sich unterschiedliche Agenturen als Partner an.  Mehr Information bietet die Website.

Welche Rolle spielen die GND-Agenturen bei der Senkung der Einstiegshürden beziehungsweise für die Partizipation?

  • Agenturen spielen eine wichtige Rolle in der Öffnung der GND, um neue Anwender*innen als GND-Editor*innen zu integrieren. Eine Agentur übernimmt Beratungs-, Orientierungs- und Schulungsaufgaben für ihren Kundenkreis. Eine Agentur kann Feedback aus ihrer Community oder über die Interessengruppen einer spezifischen Domäne aufnehmen und entsprechenden Änderungen anstoßen. Mehr Information bietet die Website.

Besteht die Möglichkeit zur ehrenamtlichen Teilhabe?

  • In der Regel sind Anwender*innen, die GND Datensätze anlegen, Mitarbeitende in Einrichtungen, die der GND-Kooperative angeschlossen sind. Freiwillige der Wikipedia-Community beteiligen sich jedoch in einem speziell für sie eingerichteten Workflow an der Korrektur von GND-Datensätzen.

Zum Thema "Regelwerke und Regeln"

Wie lauten die Relevanzkriterien für Bauwerke in der GND?

  • Die GND-Gemeinschaft hat Eignungskriterien definiert. Diese legen fest, welche formalen Kriterien erfüllt sein müssen, um Entitäten als Normdaten in der GND aufzunehmen. Fachlich muss sich die jeweilige Community eigenständig zur Relevanz von Entitäten als Normdaten verständigen. Sie wird dabei abwägen müssen, was sie an Editions- und Pflegeaufwand bei den Normdaten ihres Bedarfs mit den ihr zu Verfügung stehenden Ressourcen leisten kann.

Warum definiert man die „Identität“ eines Gebäudes nicht einfach über die Geokoordinaten?

  • Zum einen gibt es Bauwerke, Teile von Bauwerken oder Monumente, die im Laufe der Zeiten ihren Standort ändern. Zum anderen sind Geokoordinaten keine Identifikatoren im Sinne einer Uniform Resource Identifier (URI) und einer daran geknüpften Internetadresse (URL).

Wie können Vorarbeiten aussehen, um Daten besser für die GND vorzubreiten?

  • Eine gute Praxis wäre die Adaption bestimmter Standards in den eigenen Beständen. Ein Ausgangspunkt könnten die Mindestanforderungen der GND für die Erfassung von Bauwerken sein. Neben der GND kann man sich anderer Standards – für Bauwerke eignet sich vor allem LIDO – bedienen, die eine feingranulare Beschreibung von Bauwerken erlauben, die in der GND nicht vorgesehen ist.

Wie ist der Diskussionsstand hinsichtlich der Einbindung von Vokabularen wie AAT und anderen in die GND?

  • Ansätze hierzu werden im GND Mul Projekt zu entsprechenden Workflows umgearbeitet. Diese Methodik wird bisher nur auf große Thesauri und Normdaten anderer Nationalbibliotheken angewendet, geplant ist, diese Art der Verknüpfung auch für kleinere Fachvokabulare zu nutzen. Dies soll weiter ausgelotet werden.

Zum Thema "technische Infrastruktur"

Wie kommen die Wissenschaftler*innen schnell an die richtigen Normdaten in der GND?

  • Einzelne Datensätze und deren Verknüpfungen lassen sich gut mit dem GND-Explorer recherchieren. Viele Software-Anbieter bieten auf Wunsch eine integrierte Recherche-Schnittstelle zur GND an. Weitere Recherchemöglichkeiten auch für umfänglichere Abgleiche findet man auf der GND-Website.

Wird es möglich sein, über ein Webformular Daten zu Bauwerken einzugeben?

  • Derzeit gibt es Webformulare zu Personen und Körperschaften, demnächst auch zu Gebietskörperschaften. Als Alternative zu den kostenintensiven Einzelentwicklungen arbeitet die DNB derzeit an einer Wikibase-basierten Lösung mit benutzerfreundlichen Oberflächen, die das regelkonforme Anlegen von Entitäten in der GND erleichtern werden.

Beitrag von Mauricia Fink, Michelle Kauß und Regina Seibel


Archive - Selbstorganisiert auf dem Weg zur GND-Partizipation

Nach dem GND-Forum Archiv ist vor dem GND-Forum Archiv! Nachdem im Oktober 2022 bereits eine erfolgreiche erste Runde des Formats stattgefunden hat, soll es nun am 24. März in die zweite Runde gehen. Von 10 bis 13 Uhr möchten wir digital in themenspezifischen Kleingruppen mit der Archiv-Community überlegen und erarbeiten, wie die archivischen Belange in die Organisation und Struktur der GND eingebracht werden können. Wir möchten Sie herzlich dazu einladen! 

Die Foren werden von der Interessengruppe Archiv - Staatliche Archive (KLA) , die von der Konferenz der Leiterinnen und Leiter der Archivverwaltungen des Bundes und der Länder (KLA) initiiert wurde, sowie der GND-Agentur LEO-BW-Regional, dem Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz und der Deutschen Nationalbibliothek veranstaltet. Die Grundidee ist es, die Vernetzung und Zusammenarbeit der Archive aller Sparten rund um das Thema „Erfassung mit Normdaten“ im deutschsprachigen Raum zu etablieren.

Das erste GND-Forum Archiv (#gndforumarchiv) hat unter dem Motto "Archive vernetzen sich" stattgefunden. Aufbauend auf das erste Forum, will das zweite Forum diese Idee weiter vorantreiben und strebt mit dem Leitgedanken "Archive organisieren sich" eine Selbstorganisation der Archive im GND-Kontext an. Dabei sollen sowohl die verschiedenen Partizipationsmöglichkeiten an der GND als auch die Bedarfe und Anforderungen der Archiv-Community, die im vergangenen Auftakttreffen benannt wurden, jetzt weiter konkretisiert und aktiv angegangen werden.

→ 2. GND-Forum Archiv | 24.03.2023, 10-13 Uhr | Programm und Anmeldung


„Selbst ist das Archiv!“ - Auf dem Weg zu einer Interessengruppe für (alle) Archive in der GND

Gemeinsam wollen wir mit dem Forum dem übergeordneten Ziel einen weiteren Schritt näherkommen, die Interessen der Archive in die GND-Entwicklung einzubringen und Archivar:innen zu ermöglichen, „autark“ mit und in der GND zu arbeiten. Wir brauchen den Erfahrungsaustausch und die Expertise der Archiv-Community, um uns besser über die Art und Weise der GND-Nutzung in der archivalischen Verzeichnung abzustimmen und gegebenenfalls gemeinsame Anforderungen an die GND zu formulieren. Es wäre denkbar, im Rahmen des Forums einen Leitfaden hierzu zu entwickeln. Zukünftig wäre beispielsweise die Eingabe oder die Verknüpfung von lokalen oder regionalen Persönlichkeiten in der GND denkbar, die im archivalischen Umfeld vorkommen.

Die GND öffnet sich über die Bibliotheken hinaus für den GLAM-Bereich. Damit auch die Archive an der Öffnung teilhaben, Linked Data schaffen, Normdaten verknüpfen und selbst ansetzen können, braucht es GND-Agenturen und Redaktionen, die sie dabei unterstützen.

Um all diese Ziele erreichen zu können, benötigt es zum einen die Verständigung innerhalb der Archivwelt zu Aspekten wie Verknüpfung und Ansetzung von Normdaten oder die Definition von technischen und organisatorischen Voraussetzungen für die GND-Nutzung. Neben der Verständigung über die Themen selbst, braucht es aber auch einen organisatorischen Rahmen, in dem diese Verständigung stattfinden kann. Das Forum Archiv kann an dieser Stelle eine dauerhafte Plattform für den Austausch bieten. Die Bedarfe der Archiv-Community, die sich beim ersten Forum deutlich wahrnehmbar herausgebildet haben, finden sich im zweiten Forum in vier Arbeitsgruppen wieder: "Agentur und Redaktion", "Information und Wissensvermittlung", "Tools und Technik" und "Archivische Erschließung".

Die Arbeitsgruppe „Agentur und Redaktion“ wird sich beispielsweise mit der Frage beschäftigen, wie eine Redaktionslandschaft für Archive aussehen könnte und wie sich Agenturen und Redaktionen gegenseitig unterstützen können. Auch die Frage nach der Informationsfindung und Unterstützung neuer Agenturen mit dem Ziel des selbstbefähigten Arbeitens stellt eine mögliche Diskussionsgrundlage dar.

Ein weiteres Beispiel ist der Dialog zur technischen Umsetzung in der Arbeitsgruppe „Tools und Technik“. Hier könnten die Frage nach der Funktionsweise des GND-Webformulars oder die Schnittstellen der GND und deren Einbindungsmöglichkeiten von Bedeutung sein. Zudem könnte der Austausch zu vorhandenen Softwarelösungen in den verschiedenen Archiven angestoßen werden.

Das G in GND macht es vor - nur gemeinsam können Erfolge erzielt und die Vernetzung von Archiven mit der GND vorangebracht werden.

Auftaktveranstaltung: Das GND-Forum Archiv fand im Oktober 2022 an der DNB in Frankfurt statt.
Credits: Deutsche Nationalbibliothek, CC BY SA












Die Relationen rund um den Archiv-Begriff in der Ansicht des GND-Explorers