Worum geht es?

Die Gemeinsame Normdatei (GND) ist ein wichtige Ressource für die semantische Verknüpfung von ganz unterschiedlichen Datenbeständen. In der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur und dort insbesondere innerhalb der geistes- und kulturwissenschaftlichen Forschung wie auch allgemein im Kulturbereich. Die einschlägigen Konsortien der nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI), die neuen GND-Agenturen aber auch die Verbünde selbst, haben daher ein großes Interesse nicht nur mehr Datensätze für die GND zu erschließen, sondern vor allem auch mehr Menschen zu vermitteln, wie man die GND nutzen und wie man bei der GND mitmachen kann. Wissensvermittlung ist das zentrale Stichwort.

Information, Schulungen, Workshops - gemeinsam vorgehen?

Immer wieder wird in Gesprächen mit den Kolleg*innen der Bedarf nach Informationsangeboten, Schulungen und Workshops diskutiert. Insbesondere auch unter dem Gesichtspunkt der Integration neuer Communities, die mit der GND bisher keine Berührungspunkte hatten. Dabei geht es sowohl um die Vermittlung von Kenntnissen, wie man die GND besser nutzen kann – Recherche, Abgleich, Verknüpfung mit den eigenen Daten, GND Einführung, Einführung in die GND-Erfassungsregeln – als auch um Schulungen für potenzielle Anwender/innen, die zum Beispiel neue GND Datensätze anlegen, die Webformulare nutzen oder wissen wollen, wie sie ihre Bedarfe an das Regelwerk adressieren können  – Beteiligungswege, Eignungskriterien. Es soll aber auch allgemein um Meta- und Normdaten gehen, denn auch hier bestehen Informationslücken. In dem Designworkshop haben wir uns gemeinsam überlegt, wie ein modularer Baukasten von Informationsmaterial, Workshops und Schulungen zum Community-Empowerment aussehen könnte und welche Teile sich zum Selbststudium eignen.


Wer war dabei?


Wichtig ist dabei, die spezifischen Bedingungen in den jeweiligen Datendomänen zu berücksichtigen. Um dem gerecht zu werden und um eine möglichst breite Perspektive auf die Problemstellung zu gewinnen, haben wir vier Zielgruppen als Experten angesprochen. Es waren sowohl erfahrene GND-Trainer*innen aus den GND-Redaktionen eingeladen, als auch Mitarbeitende aus den neu gegründeten GND-Agenturen im DFG-Projekt GND4C. Sie brachten ihre Erfahrungen aus Denkmalpflege, Museum und Archiv ein. Deren Sicht ergänzten wiederum die Beiträge der Kolleg*innen aus NFDI4Culture und Text+, die die Bedarfe der Forschung repräsentierten. Vor diesem zum Teil sehr unterschiedlichen Erfahrungshorizont wollten wir eine Grundlage für ein konzertiertes Vorgehen schaffen. Insgesamt beteiligten sich gut zwei Dutzend Menschen an der Schaffung eines gemeinsamen Bildes, wie wir künftig gemeinsam und effektiver Wissensvermittlung für die GND-Community stemmen können.


Die Fragen… und einige Ergebnisse


In gut zwei Stunden haben wir uns intensiv mit folgenden Fragen befasst:


  • Wie stellen wir uns die Angebotspalette grundsätzlich vor?

  • Welche Angebote braucht es für welche Zielgruppe?

  • Was sollten wir priorisieren und was können wir leisten?


In schon bewährter Weise bei derartigen Onlineworkshops wechselten Phasen von Arbeit im kleinen Kreis mit der Ergebnissicherung im Plenum ab. Grundsätzlich wurde klar, dass wir ein modulares und zielgruppenorientiertes Angebot ausarbeiten wollen, aber immer auch Fragen des Zeitmanagements (Arbeitszeit als kritische Ressource!) und der Interoperabilität (Anwendbarkeit in verschiedenen Datendomänen) beachtet werden sollten.

Die Beteiligten des Designworkshops zum Community Empowerment am 06. Dezember 2022 online



Ziele für das Community Empowerment

Schulungs- und Wissensmodule können, müssen aber nicht aufeinander aufbauen. Wichtiger schien es uns, festzuhalten, dass wir einen guten und flexiblen Überblick zu den Angeboten machen müssen. Hier schienen uns Userstories, bzw. Anwendungsszenarien hilfreich. Die Entwicklung von Personas im eigentlichen Sinne wurde eher zurückgestellt, solange es gelänge, die unterschiedlichen Zielgruppen wie GND-ID Nachnutzende (User) von GND-Anwender*innen (GND Datensatz Editoren) zu differenzieren. Diskutiert wurde auch, ob es leistbar sei, innerhalb eines Formats - zum Beispiel eine Handreichung - einen bestimmten einheitlichen Standard zur Anwendung zu bringen, der die Orientierung für die Leser*innen erleichtert. Doch letztlich bestimmen die zu vermittelnden Inhalte die anzuwendende Vermittlungsmethode, daher kann es kein einheitliches Format für alle Fragestellungen geben: Form follows Function.

Neben den Ideen, was inhaltlich wem vermittelt werden sollte, notierten wir auch Impulse für technische Anpassungen, die die Mitarbeit in der GND erleichtern sollen. Das Spektrum reicht hier vom GND-Inkubator als eine Art redaktioneller Vorraum für neue GND-Datensätze bis zur Forderung nach Webformularen für alle GND-Entitäten. Diese Diskussion sollte jedoch an anderer Stelle vertieft werden.


Einen ersten Eindruck der Ideenvielfalt zu Angeboten und Konzepten aus der Perspektive der User*innen (blaue Post-its), Editor*innen bzw. Anwender*innen (rote Post-its) und der Anbieter*innen der Schulungen und Infomaterialien (orangene Post-its) vermittelt der Screenshot der Synopsis aus drei Arbeitsgruppen.

Angesichts der Komplexität der Materie überrascht sicher nicht das Nebeneinander von sehr unterschiedlichen Anregungen, wie eine gute Antwort auf die Frage ”Was leistet die GND und was nicht?” oder eine Anleitung zum GND-Explorer, oder dass gefordert wird knapp und konzise zu vermitteln, wie man sich in einer “Schritt für Schritt”-Anleitung für die Mitarbeit in der GND rüstet, bis hin zu dem Wunsch nach einer transparenten Darstellung der redaktionellen und technischen Workflows in einer GND-Agentur. Die genannten Bedarfe sind divers, komplex und zum Teil sehr fragmentiert. Deutlich wird hingegen mittels der Sammlung auch in diesem Kreis, dass einerseits die vorhandenen Informationsangebote, sei es über die GND.network Seite oder über die entsprechenden Wikiseiten zur GND-Anwendung noch nicht bekannt genug sind, und andererseits, dass wir arbeitsteilig und priorisiert arbeiten müssen, um vor dem Umfang der Aufgabe nicht zu verzagen.

Im Abschnitt zu den Ergebnissen des Workshops werden wir dann die Ideen herausstellen, die als erste angegangen werden sollen.




Abbildung: Screenshot des Jamboards


Zum Abschluss des Input-Sammelns ging es um Priorisierung und Machbarkeit. Die Größe der Post-its ist willkürlich und hat keine semantische Bedeutung. Wenn man die Antworten liest, merkt man schnell, wie unterschiedlich die Fragen aufgefasst wurden. Aber dennoch, gewisse gemeinsame Linien schälen sich heraus. In der Auswertung überlegten wir daher, welche Angebote in den Fokus rücken, wenn wir versuchen, alle vier Fragen zugleich anzuwenden. Letztlich ist solch ein Auswertungsergebnis stets dem Augenblick geschuldet und keineswegs zu einem anderen Zeitpunkt dasselbe.

Was ist herausgekommen?

Konsens herrschte hinsichtlich der Modularität der Angebote in der Wissensvermittlung in Bezug auf die Nutzung und Anwendung der GND. Wichtiger als ein einheitliches Erscheinungsbild erscheint den Teilnehmenden des Workshops die leichte Auffindbarkeit der Angebote, gegebenenfalls gelingt es, ein gemeinsames Verzeichnis zu erstellen. Publiziertes Material aller beteiligten Partner kann natürlich auf die GND.network Seite eingestellt werden, sobald es frei lizenziert ist. Ebenso bieten die Agenturen und die NFDI-Sektionen Training & Education, Meta(daten), Terminologien, Provenienz und die Working Group Cookbooks, Guidance and Best Practice Gelegenheiten zur Distribution. Die Wahl des Mediums, des Formats und der jeweiligen Vermittlungsmethodik hänge sehr von den Inhalten ab und bedingt damit ein ebenso diverses wie auch differenziertes Angebot. Als wichtig wurde erachtet, mittels “Erfolgsstories” zur GND-Nutzung zu motivieren. Solche Narrative vorzulegen, wäre daher ein Anfang. Entscheidend sei zudem die Koordination und Vernetzung der diversen Anbieter auch über den Kreis der Anwesenden hinaus. Einig war man sich in dem Punkt zunächst die Zielgruppe der GND-Nutzenden aus den Geisteswissenschaften und dem Kulturbereich in den Blick zu nehmen, die anders als die bibliothekarische Zielgruppe anzusprechen sind, die meist schon zur Zielgruppe der GND-Anwender*innen gehören. Mit Spannung erwarten wir den  Infoclip von NFDI4Culture zur Frage “Was sind Normdaten”, der im Januar veröffentlicht werden soll. Große Priorität wurde einem Angebot eingeräumt, das ansprechend und zielgruppengerecht erläutert, wie man GND-IDs recherchiert. Als mögliches Format bietet sich hier eine Reihe in kurzen E-Lectures an zu den verschiedenen Rechercheoberflächen oder Tools. Wo es sinnvoll ist, wolle man versuchen, innerhalb eines Formats Einheitlichkeit walten zu lassen, um den Adressaten die Nutzung zu erleichtern. Als Richtschnur gilt jedoch das Keep It Simple Prinzip, d.h. lieber mit Open Source und Bordmitteln Angebote schnell auf den Markt bringen, als lange Produktionswege in Kauf zu nehmen.

Wie geht es weiter?

Die Gruppe will weiterhin im Austausch bleiben. Um die gemeinsame Arbeit besser zu koordinieren, soll eine Customer Journey entwickelt werden, die den roten Faden für die Angebotsentwicklung bilden könnte. Mit diesem To Do beginnen wir das neue Jahr.  Mit der GND und den im Aufbau befindlichen GND-Agenturen (bspw. in den NFDI-Konsortien) ist eine gewisse institutionelle Struktur bereits gegeben und wir haben damit eine gute Voraussetzung das Community Empowerment in unserem jeweiligen Kontext aktiv vorantreiben.


Ein kollaborativer Beitrag von Marie Annisius, Stefan Buddenbohm und Barbara Fischer.

Abbildung: Screenshot des Jamboards