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Über uns
Zur Katalogisierung von Bildern gibt es im deutschsprachigen Raum verschiedene Regelwerke, teilweise auch Hausregeln. Einige Institutionen, welche Bilder erschließen, waren bereits 2015 bei der Einführung der RDA im DACH-Raum von den RDA direkt betroffen. Sie stellten bereits erste Überlegungen zur Bildkatalogisierung nach RDA an oder beschäftigten sich mit der Interoperabilität ihrer Daten mit RDA. Diese Sammlungen (beispielsweise das Deutsche Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg, die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, die Schweizerische Nationalbibliothek und die Zentralbibliothek Zürich) äußersten den Wunsch nach einem gemeinsamen Standard zur Erschließung von Bildern auf Grundlage der RDA. Der Standardisierungsausschuss errichtete deshalb die Arbeitsgruppe Bild (AG Bild).
Diese hat den folgenden Arbeitsauftrag:
Erarbeiten von Standards und Arbeitshilfen für die Katalogisierung von Bildern auf Grundlage der RDA unter Einbezug der Erkenntnisse der Arbeitsgruppe, welche die DCRM(G) erneuert.
Erarbeitung von Übergangsregeln für die aktuelle Erschließung von Bildern in bereits nach RDA erschließenden Institutionen.
Allgemeines
Einleitung
Der Standardisierungsausschuss (STA) die Internationalisierung der deutschsprachigen Standards und die Vernetzung der bibliothekarischen Regelwerke mit den Erschließungsstandards weiterer Kultureinrichtungen erreichen. Die Implementierung des internationalen Regelwerks RDA im DACH-Raum im Jahr 2015 ist somit neben der Einführung von MARC 21 als Austauschformat im Jahr 2009 als wichtiger Meilenstein im Rahmen der Internationalisierung und der Interoperabilität von Metadaten zu sehen.
RDA
RDA hat zum Ziel, der Erschließungsstandard für alle Arten von Ressourcen in Bibliotheken und Kulturinstitutionen zu sein. RDA wurde als Nachfolger der Anglo-American Cataloguing Rules, Second Edition (AACR2) im Juni 2010 publiziert. Im deutschsprachigen Raum wird RDA zur Erfassung von Normdaten seit 2014 und zur Katalogisierung von bibliografischen Daten seit 2015 angewendet. Die starke Fokussierung der RDA auf anglo-amerikanische Bedürfnisse und auf die Erschließung traditioneller bibliothekarischer Sammlungen (gedruckte Monographien etc.) soll im Rahmen der Erneuerung der RDA mittels des RDA Restructuring and Redesign Project (3R Project) überwunden werden. Das 3R Project überführt den Standard in eine zeitgemässe Webanwendung; auch wird der Standard inhaltlich aufgebrochen, so dass die Bedürfnisse einer internationalen Katalogisierungsgemeinschaft und die Anforderungen von zu erschließendenen Ressourcen aller Art besser abgedeckt werden. Ebenfalls wurden die Neuerungen des Datenmodells IFLA LRM und der internationalen Katalogisierungsprinzipien ICP in RDA integriert. Somit werden die RDA zu einem Rahmenregelwerk, welches die Interoperabilität, die Vernetzung und den Austausch von bibliographischen Metadaten ermöglicht. Die Erschließung von Sondermaterialien wie Bilder oder Handschriften ist in den RDA nach wie vor nur minimal abgedeckt.
RDA DACH-Profil Bild
Ein RDA-Profil konkretisiert die RDA und macht sie in einem spezifischen Kontext anwendbar. Die Arbeitsgruppe Bild erarbeitet ein Application Profile (AP) und Regeln zur Erschließung von Bildern. Das Application Profile legt fest, welche Elemente (Titel, Herstellungsjahr etc.) zur Erschließung von Bildern erfasst werden müssen. Die Regeln präzisieren die bestehenden RDA-Bestimmungen und schliessen bestehende Lücken für die Bildkatalogisierung in RDA.
Themen
Definition Bild
Um sicherzustellen, dass der Begriff Bild innerhalb der Gruppe einheitlich gebraucht wird, wurde «Bild» wie folgt definiert:
Das Bild, so wie es im Kontext des Arbeitsauftrags der AG Bild definiert ist, stellt eine nicht bewegliche Verteilung von Form, Ton und Farbe auf einer Fläche dar, die visuell wahrgenommen werden soll, aber nicht ausschließlich der Kommunikation über ein codiertes Zeichensystem (Schrift, Noten ...) dient. Eine wahrnehmbare dritte Dimension kann zur Erzeugung eines räumlichen Eindrucks (z.B. Relief, Prägedruck) oder aus technischen Gründen (z.B. Farbauftrag) vorhanden sein. Das Bild ist unabhängig vom Träger der Darstellung und von deren technischer Umsetzung.
WEMI-Beziehungen
Die Übertragung der WEMI-Entitäten (Werk, Expression, Manifestation, Exemplar) aus den Modellen FRBR und IFLA LRM auf Bilder erweist sich als komplex. Die Annäherung an die Modellierung der Bild-Metadaten gemäß den RDA-Vorgaben wird mittels Visualisierung der WEMI-Entitäten bei verschiedenen Bild-Gattungen erreicht. Besonders herausfordernd ist die Definition der Entität „Werk“ und die damit verbundene Abgrenzung von Werken; etwa bei Vorzeichnungen oder Reproduktionen. Ob die Entität „Expressionen“ bei Bildern ein konzeptionelles Hindernis für einen nutzerfreundlichen Katalog und die Erschliessung darstellt, wird diskutiert.
Die folgenden Schaubilder sind Versuche, Kriterien zur Identifizierung der Entitäten Werk und Expression zu zeigen.
Schema Übersicht "Expression - Werk" in der "Bildwelt": erster Versuch.
RDA-Bildregeln
Über 40 RDA-Regeln, welche für die Bilderschließung besonders relevant sind, wurden im RDA Toolkit identifiziert. In einem geschlossenen Bereich des Wikis der DNB wird darüber diskutiert, wie weit bei diesen Regeln Anpassungsbedarf besteht. Diese Arbeiten ruhen momentan bis bekannt ist, welche inhaltlichen Neuerungen das Restrukturierungsprojekt der RDA (3R Project) bringt.
Sacherschliessung Bild
Bei der Erschliessung von Bildern wird die inhaltliche Erschließung als integraler Teil der Katalogisierung betrachtet. Die in Bibliotheken übliche strenge Unterscheidung zwischen formaler und sachlicher Erschließung ist hier also nicht zielführend. Deswegen befasst sich die AG Bild auch mit Sacherschließung, selbst wenn RDA diesen Bereich nicht mehr behandeln.
«Die Erschließung von Bildern umfasst das Beschreiben, Analysieren, Bewerten und Interpretieren von visuellen und kontextualisierten Informationen. Um einen informationellen Mehrwert zu schaffen, werden Informationen zum visuellen Werk mittels beschreibender Texte, verbaler und klassifikatorischer Bezeichnungen (Benennungen, Notationen), Bezeichner (Identifier ...) als strukturierte Daten erhoben. Sie beziehen sich beispielsweise auf:
die Übernahme / Zuweisung eines Titels zur Ressource
die Beschreibung von Texten, Zeichen, Farben, Formen, Motiven: Akteure, Objekte, Orte, Ereignisse, ...
die Zuweisung einer Bedeutung des Dargestellten wie Allegorien, Symbole, Motive
die Bewertung / Interpretation des dargestellten Inhaltes.
Die Eigenschaften bildhafter Ressourcen unterscheiden sich von denen textlicher Materialien, die bereits textbasierte Informationen in strukturierter Form überliefern und wiederum textlich repräsentiert werden. Dafür werden ebenfalls verbale, klassifikatorische Dokumentationssprachen genutzt: (noch) über die Bildung von Schlagwortketten unter Anwendung von kontrolliertem Vokabular mit thesaurusartiger Struktur sowie von Klassifikationen. »
Die inhaltliche Erschließung kann sich auf verschiedene Ebenen des Bildes (Ofness, Aboutness) beziehen. Dieses Konzept, das von Erwin Panofsky entwickelt wurde, wird von der AG Bild in einer vereinfachten Form verwendet, um die verschiedenen Merkmale und Elemente eines Bildes zu ordnen und zu kategorisieren. Die Ofness-Ebene beschäftigt sich vorwiegend mit der präikonografischen Ebene und der Welt der primären Objekte; dazu gehören auch Farben, Technik, Maße und Größe des Bildes. Die Aboutness-Ebene beschäftigt sich mit der Interpretation auf der ikonografischen Ebene und analysiert das Bild ikonografisch. Die Aboutness-Ebene gibt Antwort auf die Frage: What is the picture about? Bei einem Bild, das einen Sonnenuntergang in den Bergen zeigt, beschäftigt sich die Ofness-Ebene mit Technik und Stil, mit Maßen und Farben, mit den Namen der Berge und der Landschaft; die Aboutness-Ebene würde sich mit Deutungen des Bildes, dem Werden und Vergehen der Zeit und des Lebens auseinandersetzen und würde das Bild in einen größeren (ikonographischen) Kontext stellen.
Werke
Im Model IFLA LRM und in den RDA ist die Entität Werk von zentraler Bedeutung. Das „Werk“ wird hier als abstraktes Produkt einer intellektuellen oder künstlerischen Schöpfung verstanden. Die Bezeichnung des Werkes ist denn auch vom Titel des vorliegenden Bildes (Manifestation) zu unterscheiden. Die Frage, wie verschiedene Werke voneinander abgegrenzt werden, wie diese zueinander in Beziehung stehen und wann ein Werk als eigenständig gilt, wird für Bilder nicht beantwortet.
Beispiel 1: Bei Fotos gilt es etwa ein Lösung für die folgende „Werkgruppe“ zu erarbeiten: Farbnegativ à Vintage Print à späterer Abzug à gedruckter Abzug (als Buchillustration, Postkarte, Kunstblatt etc.) à Schwarz-Weiß-Druck des Fotos à Verfremdung oder Karikatur des Fotos.
Beispiel 2:
Aquarell der Kirche von Amsoldingen von Jakob Samuel Weibel, 1822. Bild Schweizerische Nationalbibliothek
Druck (Aquatinta) des Aquarells der Kirche von Amsoldingen von Jakob Samuel Weibel, 1822. Bild Schweizerische Nationalbibliothek
Reproduktion als Braundruck des Aquarells der Kirche von Amsoldingen von Jakob Samuel Weibel, in der „Sammlung sämtlicher Land-Pfarreyen des Cantons Bern», 1822. Bild Schweizerische Nationalbibliothek
Normdaten
Die Erschließung von Bildern soll, so weit möglich, mit Hilfe der Gemeinsamen Normdatei (GND) erfolgen. Die Nutzung der GND bringt den Bildsammlungen außerhalb der Bibliothekswelt, die in Bibliotheken längst bekannten Vorteile:
Synergien und ökonomische Vorteile durch Zusammenarbeit und gemeinsames Pflegen des Vokabulars,
Kontrolle der Sucheinstiege in den Katalogen mit den für die Benutzer wichtigen Aspekten:
zusammenführen, was zusammengehört
trennen, was nicht zusammengehört,
miteinander in Beziehung setzen, was verwandt ist,
Identifier zur permanenten Adressierung von Entitäten und Sucheinstiegen,
Identifier zur stabilen Verlinkung über die (lokale) Datenbank hinaus.