Beitrag von Jens Lill am BSZ, Partnerinstitution von "GND4C - GND für Kulturdaten".

Während der Betrieb in der Staatsgalerie Stuttgart seinen alltäglichen Gang fand und sich Schlangen vor dem Banksy-Bild „Love is in the Bin“ bildeten, haben sich am 2. und 3. April 2019 im Metzler-Saal etwa 50 Fachleute zusammengefunden, um sich über Dinge auszutauschen, die für die Museumsbesucher vielleicht nicht sichtbar, aber für die Arbeit eines Museums essenziell sind…

Anlass war das 20. MusIS-Nutzertreffen, zu dem Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Museen und Dokumentationseinrichtungen in ganz Deutschland und der Schweiz angereist sind. Sie alle hat letztlich die Frage hergeführt, wie sie ihre Sammlungen wissenschaftlich dokumentieren und verwalten können oder wie sie ihre Daten qualitativ aufbereiten müssen, damit diese in Kultur-Portalen wie der Deutschen Digitalen Bibliothek bestmöglich aufgefunden werden können. Im Fokus steht dabei die Qualität der mitgelieferten Metadaten, die durch die umfängliche Verwendung von kontrolliertem Vokabular und Normdaten, wie der Gemeinsamen Normdatei (GND), zusätzlich verbessert werden kann.

Seit dem Jahr 2000 ist das Museums-Informations-System (MusIS) als fest institutionalisierter Kooperationsverbund der Staatlichen Museen in Baden-Württemberg beim Bibliotheksservice-Zentrum Baden-Württemberg (BSZ)angesiedelt und soll genau bei solchen Fragestellungen Unterstützung leisten. Das BSZ ist ein Dienstleister für Bibliotheken, Archive und Museen und fungiert als Koordinationsstelle für technische und dokumentarische Fragen, die sich in Zusammenhang mit der Museumsdokumentation sowie der Präsentation ihrer Ergebnisse im Internet stellen. Darüber hinaus hostet es für die Mehrheit der staatlichen und weiteren Museen deren Datenbanken und betreut diese im First-Level-Support. Weitere Informationen zum Portfolio der Dienstleistungen beim Sammlungsmanagement finden sich unter www.musis-service.de.

Museen und andere Einrichtungen des Kulturerbes sehen sich angesichts der digitalen Transformation vor große Herausforderungen gestellt, wenngleich sie schon seit Jahr(zehnt)en mit ihrem digitalen Sammlungsmanagement Basis und Ausgangspunkt von digitalen Angeboten unterhalten. Gleichwohl setzen Erschließungs- und Metadaten einen hohen Qualitätsgrad voraus, um erfolgreich in digitalen Angeboten verwendet und – ggf. zusammen mit Daten anderer Einrichtungen – recherchiert, vernetzt, assoziiert und visualisiert werden zu können. Hier spielen einmal mehr Normdaten und Standards eine wichtige Rolle, die das Rückgrat eines maschinenlesbaren, semantischen Netzes der Kultur und Wissenschaft bilden und inhaltliche Verbindungen aufzeigen können, die sonst im Verborgenen bleiben würden.

Stuttgart - Alte Staatsgalerie.

credit: Fred Romero, CC BY 2.0, via Flickr

GND für Kulturdaten stellt sich der Diskussion

In diesem Spannungsfeld waren dann auch die Präsentationen der Referentinnen und Referenten des zweitägigen Treffens angesiedelt. Im Einführungsvortrag erläuterte Dr. Elke Allgaier von der Staatsgalerie Stuttgart, wie aus den im Rahmen der Museumsdokumentation ermittelten Erschließungsdaten neues Wissen entstehen kann und welche Rolle dabei offene Lizenzen und offene Datenformate spielen. Herdis Kley und Chiara Marchini von der Fachstelle Museum der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB) stellten Neuerungen bei der DDB vor und zeigten am Beispiel der Personenseiten einige der Vorteile bei der Benutzung von Normdaten auf. Daran an schloss sich eine Einführung in das DFG-Projekt „GND für Kulturdaten“ (GND4C) von Barbara K. Fischer von der Deutschen Nationalbibliothek (DNB). Ziel des Projekts ist es, die spartenübergreifende Öffnung und Weiterentwicklung der GND für die Bedarfe nicht-bibliothekarischer Einrichtungen wie Archive, Mediatheken, Museen, Denkmalbehörden oder wissenschaftliche Institutionen voranzubringen. Museen und Archive sollen in Zukunft als gleichberechtigte Partner in der GND-Kooperative agieren. Abgerundet wurde der erste Veranstaltungstag mit einem GND4C-Workshop zu Personennormdaten: in Gruppenarbeit wurden anhand konkreter Fragestellungen Anforderungen und Wünsche aus der Museums-Community an Personennormdaten und deren Modellierung in der GND ermittelt. Als GND4C-Projektpartner kümmert sich das BSZ um die Belange von Museen insbesondere hinsichtlich der Personennormdaten.

Am zweiten Tag widmete sich das MusIS-Nutzertreffen vielfältigen Themen: der Weiterentwicklung einer verlässlichen Infrastruktur für die digitale Transformation von Museumsdaten in Form der am BSZ prototypisch aufgebauten ExpoDB, den Chancen und Herausforderungen von #LinkedOpenData, der dafür erforderlichen Datenqualität oder der Vorstellung von Neuerungen in der im MusIS-Verbund genutzten Objektdokumentationssoftware imdas pro seitens des Herstellers Joanneum Research aus Graz.

Diese und weitere Vorträge (auch zu früheren MusIS-Nutzertreffen) finden sich frei zugänglich im BSZ-Wiki, ergänzt um weiterführende Links.

Kontakt am BSZ zu GND4C und MusIS: Jens M. Lill

Eine der erarbeiteten Folien aus dem GND4C-Workshop mit Anforderungen und Wünschen aus der Museums-Community an Personennormdaten

Credit: BSZ/MusIS 2019, CC BY-SA 4.0