Dokumentation des GND Forums NFDI, FID und Co
Auch wenn sich noch weitaus mehr Menschen für das GND Forum NFDI, FID & Co am 10. Dezember 2024 angemeldet hatten, so waren wir von den tatsächlich teilnehmenden 250 Menschen wirklich sehr angetan. Für die Teilnehmenden hatte das Team der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen und der Arbeitsstelle für Standardisierung der Deutschen Nationalbibliothek aus den Communities der geisteswissenschaftlichen Konsortien der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI), den Fachinformationsdiensten der Wissenschaften und weiteren Forschungsvorhaben einen Strauß an Vorträgen zu einem dichten Programm zusammengestellt.
Das GND Forum NFDI, FID & Co lud so alle Interessierten ein, sich über aktuelle Vorhaben zur Gemeinsamen Normdatei (GND) im deutschsprachigen Raum zu informieren. Da es sich im Wesentlichen um eine Informationsveranstaltung handelte, liegt der Schwerpunkt der Dokumentation auf der Bereitstellung der Folien zu den neun Vorträgen. Die Vorträge behandelten die unterschiedlichen Aspekte der Arbeit mit der GND aus verschiedenen Perspektiven und stellten die Rolle der GND für die unterschiedlichen Communities vor. Die meisten Vorträge kann man gut mit der Kategorie ”Werkstattbericht” beschreiben. Sie waren so heterogen in Inhalt und vorausgesetztem Wissen, wie das Publikum selbst. Der neunte Vortrag rundete das Programm mit einer Präsentation einer Pilotanwendung für eine KI-gestützte Inhaltserschließung ab. Nebenstehend das vollständige Programm.
Das Programm
GND-Serviceangebote für Forschende
Im ersten Block dominierten die Serviceangebote rund um die GND für Forschende spezifischer Fachrichtungen. Neben Beratung zum Mehrwert der Verknüpfung eigener Daten mit GND Identifikatoren im Sinne der FAIR Prinzipien und Recherche nach geeigneten Entitäten in der GND, umfasst das Angebot auch die Neuansetzung von GND Normdatensätzen “on demand”. Zentrale Frage aus dem Chat zu diesem Block war daher: “Diskutieren Sie mit den Forschenden Kriterien für die Aufnahme von Entitäten in die GND oder werden prinzipiell alle Wünsche umgesetzt?” Die Antwort auf die Frage orientiert sich einerseits an den Eignungskriterien der GND. Auch die Service-Angebote der Fachinformationsdienste wie die Forschungsprojekte RISM und Qalamos legen GND Datensätze regelkonform im Rahmen der bekannten Verbundstrukturen an. Zum anderen wächst die Einsicht in die Notwendigkeit, hier mit allen Stakeholdern sowohl communityseits als auch innerhalb der GND-Kooperative Lösungen zu finden, die den Bedarfen jeweils gerecht werden.
Vielversprechende Lösungen könnten sowohl die Entwicklung von Relevanzkriterien für den community-spezifischen Bedarf sein, als auch die Formulierung bestimmter Anwendungskontexte. Diese Anwendungskontexte betreffen z. B. die Normdatenerfassung für Produktionen und Ereignisse in den darstellenden Künsten, für Werke der Musik, die nicht (mehr) als Publikation existent sind, auf die dennoch referenziert werden soll oder für Textfragmente der Orientalistik.
Screenshot zur Vielfalt der Communities
Der erste Vortrag des Tages wurde vom FID-Netzwerk “Künste und Kultur” bestritten. Es trugen vor: Franziska Voss (FID Darstellende Kunst), Elisabeth Hufnagel (FID musiconn) und Maria Effinger (FID arthistoricum).
Der zweite Vortrag von Anett Krause und Christoph Rauch (beide Staatsbibliothek zu Berlin) galt dem Portal Qalamos, das Handschriften und historische Textobjekte aus dem Nahen Osten und Indien in Sammlungen in Deutschland repräsentieren möchte. Das Portal selbst verfügt über ein wachsendes Repositorium lokaler Normdaten. Von diesen werden in Zusammenarbeit mit dem FID Nahost die Daten in die GND übernommen, die den Eignungskriterien der GND entsprechen.
Vortrag zu dem Portal Qalamos
Den dritten Vortrag zu dem Projekt im Rahmen von NFDI4Culture, die Musikwerknormdatensätze aus dem Repositorium RISM mit der GND zu verknüpfen, hielten Desirée Mayer und Alexander Faschon (beide Sächsische Universitäts- und Landesbibliothek Dresden (SLUB)). Sie stellten neben dem eigentlichen Projekt den geplanten GND-Editor vor, der in die Erschließungsumgebung des Muscat integriert werden soll. Gemeinsam mit dem FID für Musikwissenschaften musiconn möchte man sich für die offene Diskussion zur Erfassung von Werknormdatensätzen der Musik in der GND und Regelungen dafür einsetzen.
Vortrag zu RISM
Den Abschluss machte folgerichtig Barbara Fischer (DNB), indem sie auf die beiden kurz vor der Veröffentlichung stehenden einführenden E-Learnings für Forschende im GLAM-Bereich zur GND-Nutzung und Mitarbeit in der GND in einem kurzen Impuls verwies. Die beiden Module werden es sicherlich allen Interessenten der zuvor vorgestellten Serviceangebote erleichtern, diese wahrzunehmen, da die Module das dazu erforderliche Basiswissen zum Selbststudium vermitteln.
Impuls zu den GND-E-Learnings
Anja Gerber (Klassik Stiftung Weimar) schilderte in ihrem Vortrag die schon weit gediehenen Überlegungen des NFDI4Objects Konsortiums zur Standardisierung der doch sehr differenten Daten dieser Community.
Vortrag zu NFDI4Objects
Sophie Rölle (SLUB) und Domenic Städtler (Institut für Museumsforschung) warben für die Nutzung der Empfehlungen des Minimaldatensatzes für Museen und Sammlungen und den dort gesetzten Verweisen auf die GND als PID-System.
Vortrag zur Minimaldatensatzempfehlung
Für Hanna Meiners, die leider ihren Vortrag nicht selbst halten konnte, sprangen ihre Kolleg*innen Klaus Bulle und Julia Rössl (alle drei Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte (DDK)) ein. Die Folien erläutern detailliert und textreich, die teilautomatisierten Arbeitsprozesse am DDK zur Anreicherung der Daten im Bildindex mit Normdaten aus der GND und Wikidata.
Vortrag zur Datenanreicherung
In Sinne einer schrittweisen Annäherung an die GND böte sich jetzt der dreiteilige Vortrag von Christine Erfurth (Bayerische Staatsbibliothek), Johannes Haslauer (Staatsarchiv Bamberg) und Uwe Sikora (GND Agentur Text+ ) zu einem Vorhaben im Rahmen von NFDI4Memory an. Im Programm stand er jedoch an dritter Stelle des zweiten Blockes. Ein über Deutschland verteiltes Team ging gemeinsam vor, um Daten zu selektieren, aufzubereiten und in die GND einzubringen. Denn während man in Bamberg die nötige inhaltliche Expertise zu den historischen Personen hatte und die Daten in die nun schon bekannte Anwendung openRefine einspielte, konnte man mit der Expertise der GND-Agentur in München die Personen identifizieren, die noch nicht in der GND enthalten waren, und so weit die Daten strukturieren und ergänzen, dass sie für regelkonforme Personendatensätze in der GND geeignet waren. Diese wurden nun mit Hilfe der Göttinger und der Anwendung entityXML in das Datenformat MarcXML konvertiert. Der Arbeitsprozess ist im GitLab der GWDG zur Nachnutzung dokumentiert. Im letzten Schritt wird man die Daten an die GND-Zentrale in Frankfurt übergeben, die sie nach einem Validierungsprozess in die GND aufnimmt.
Vortrag zum Arbeitsprozess
Ein Ressourcen sparender Ansatz
Den letzten Vortrag hielt Cecilia Maas (Aureka). Sie stellte ausführlich bis in die technisch-mathematischen Details dar, wie sie prototypisch und mit guten Ergebnissen mittels Künstlicher Intelligenz gestützter Verfahren dem Stadtmuseum Berlin bei der automatisierten Inhaltserschließung von Zeitzeugeninterviews helfen konnten. Die Anwendung wird konstant weiterentwickelt und ist bereits jetzt generell für die meisten textbasierten Ressourcen einsetzbar.
Vortrag zur KI gestützten Erschließung
Die Veranstaltung war ein Versuch, im Rahmen des Dialogformats der GND-Foren quer über die Communities hinweg zu aktuellen Vorhaben zu informieren. Herausgekommen ist eine kleine GNDCon. Die Teilnehmerzahlen belegen das große Interesse an solchen Informationsangeboten durchaus neben den mehr interaktiven Formaten der Veranstaltungen im Rahmen der community-spezifischen GND-Foren oder den deutlich kleineren projektübergreifenden Arbeitsgruppen “Community-Empowerment” und “Agenturentreffen”.
Doch wir wollen es gern etwas genauer wissen, und laden Sie daher ein, unseren kurzen Fragebogen zu beantworten. Ihre Antworten dienen uns als Orientierung, welche Angebote wir im kommenden Jahr machen werden. Bleiben Sie uns gewogen und genießen Sie die Festtage.
Weiterführende Links aus dem Chat
(sofern nicht bereits im Fließtext integriert)
- Die GND Website zur Information und Orientierung.
- Der GND Explorer für die Recherche von GND Identifikatoren und der GND Reconciliation Service für den Abgleich der eigenen Daten zu Entitäten wie Personen, Körperschaften etc. mit der GND.
- Das offene Metadaten Community Forum für Fragen und Ansätze zum Schlagwort GND https://metadaten.community/tags/c/gnd/26/gnd
- Ein OpenRefine Workshop zum Nachlesen/-arbeiten https://fdmlab.landesarchiv-bw.de/workshop/openrefine-einsteiger/warum-openrefine/
- Das Handbuch zu entityXML: https://entities.pages.gwdg.de/entityxml/
- Zum Thema constraints in Wikidata im Vortrag von Hanna Meiners https://www.wikidata.org/wiki/Help:Property_constraints_portal/de