- Erstellt von Fischer, Barbara, zuletzt geändert von Hemmer, Andrea am 2025-04-15
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5. GND-Forum Archiv: „Sichtbar machen“
Das inzwischen 5. GND-Forum Archiv fand am 4. April 2025 unter dem Motto „Sichtbar machen“ in bewährter virtuellen Form statt. Mit einer Gesamtzahl von bis zu 111 teilnehmenden Personen konnte das Niveau in etwa gehalten werden. Das Organisationsteam wurde nochmals erweitert und bestand dieses Mal aus Kolleginnen und Kollegen der Arbeitsstelle für Standardisierung an der DNB, dem Hessischen Landesarchiv, der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns, dem Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, dem Bundesarchiv, dem Landesarchiv Baden-Württemberg mit der dort angesiedelten GND-Agentur LEO-BW-Regional, dem Institut für Stadtgeschichte in Frankfurt und der Technischen Universität Dortmund.
Frau Dr. Mirjam Sprau (Institut für Stadtgeschichte Frankfurt) begrüßte zu Beginn die Teilnehmenden, stellte das Organisationsteam vor und erläuterte nochmals das Programm. Mit Hilfe einer Mentimeter-Umfrage wurde anschließend ein erstes Stimmungsbild unter den Teilnehmenden erhoben. Es zeigte sich, dass insbesondere neuer Input anhand praktischer Beispiele, Anregungen für die praktische Arbeit und das Vorantreiben archivischer Interessen für die GND gewünscht bzw. erwartet wurden.
GND-Update - Neues aus der GND-Kooperative
Barbara Fischer und Andrea Hemmer von der DND berichteten über die neuesten Entwicklungen seit dem 4. GND Forum Archiv am 23.09.2024: Unter anderem die Aktualisierung der GND-Website, acht neue Blogbeiträge, außerdem ist die GND nun auch auf LinkedIn vertreten. Der GND-Explorer befindet sich inzwischen in der Version 1.01 im Produktivbetrieb. Der Aktualisierungsgrad und die unterschiedlichen Anzeigen (v. a. Ort und Zeit) konnten dabei verbessert werden. Ende 2024 fanden das 2. GND-Forum Museen und Sammlungen und erstmalig das GND-Forum NFDI, FDI & Co. statt. Ein projektübergreifendes Agenturentreffen ist für den 30. September 2025 geplant. Der Standardisierungsausschuss hat eine neue Geschäftsordnung verabschiedet. Im STA-Community-Forum finden regelmäßige übergreifende Treffen statt. Zur GND stehen zwei neue E-Learning-Angebote für die Nutzung und die aktive Mitarbeit bereit. Der von OpenRefine unterstützte GND Reconciliation Service konnte in die GND-Plattform integriert werden. Auf der organisatorischen Seite hat sich der GND-Ausschuss um zwei neue Mitglieder erweitert. Die Agenturen LEO-BW regional und data4kulthura konnten in den Dauerbetrieb übergehen, während die Agentur Text+ den Pilotbetrieb aufgenommen hat. In Arbeit befindet sich derzeit die GND-Dokumentation auf der STA-Dokumentationsplattform. Ziel ist es auch, durch die Gründung eines Expertenteams die Mitwirkung an den Erfassungsregeln zu Körperschaften zu ermöglichen und diese gegebenenfalls zu vereinfachen. Die Öffnung der GND schreitet voran, indem sich diverse Communities für eine gelingende Integration in das GND-Netzwerk organisieren. Als Ziel soll die GND vielfältiger, umfassender, diverser, vernetzter und damit weit über den Kreis der Bibliotheken hinaus attraktiver und resilienter werden.
Material zum Einführungteil des Programms
Screenshots der 1. Mentimeter Umfrage (zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken)
Vortrag "Neues aus der GND" Barbara Fischer und Andrea Hemmer (DNB)
Block 1: Standortbestimmung und Planung
Informationen zur IG Archiv
Zu Beginn des ersten Vortragsblocks wandten Frau Dr. Mirjam Sprau, Andrea Langner (Hessisches Landesarchiv) und Frau Dr. Stephanie Marra (Archiv der Technischen Universität Dortmund) sich mit einem Überblick zur Arbeitsweise und Ziele der Interessengruppe Archiv und ihre Arbeitgruppen vor allem an Neueinsteiger:innen. Die Gruppe möchte Erfahrungen mit Normdaten teilen und Lust auf die Arbeit mit der GND wecken. Die geschieht z. B. durch die Verbreitung archivspezifischer Kenntnisse und die Erarbeitung von Materialien für archivische Zwecke. Die archivische Community soll vernetzt, archivische Bedarfe eingebracht werden, z. B. durch die Ermöglichung von Dateneinspielungen. Auf archivischen Veranstaltungen (BKK, KLA, Archivtage) soll die Nutzung und Mitarbeit in der GND aktiv beworben und andere damit zur Mitarbeit und zur Übernahme von Verantwortung angeregt werden. Die regelmäßig stattfindenden GND-Foren dienen zum Austausch, zur Information und zur Vernetzung. Sie finden derzeit bisher 2x jährlich in einem Zeitrahmen von ungefähr 3 Stunden statt. Das erste GND-Forum fand in Präsenz statt, alle weiteren virtuell. Es stellt ein Großtreffen aller Interessierten, Profis und Einsteiger*innen mit ungefähr 130 Teilnehmenden dar, bietet Raum für Diskussionen und nutzt Methoden für digitale Beteiligungen. Wiederkehrende Elemente sind Informationen aus der GND-Kooperative und zur Infrastruktur, Impulsvorträge zur GND-Nutzung aus allen Archivsparten und Breakout-Sessions für den intensiveren Austausch.
Innerhalb der IG Archiv gibt es mehrere Arbeitsgruppen, die ca. alle 3 Monate in digitaler Form tagen. Die Einladung erfolgt über die E-Mail-Liste der IG-Archiv. Sie bestehen jeweils aus 15-30 Teilnehmenden. Eine vertiefte Weiterarbeit erfolgt in Kleingruppen. Ihre Arbeitsweise ist an der Praxis ausgerichtet. Sie bieten Einblick in die Vorgehensweise anderer Archive und diesen daneben dem offenen Austausch und der Diskussion zu Ressourcen- und Organisationsfragen. Durch die Erarbeitung von Praxisleitfäden soll Archivarinnen und Archivaren Hilfe und Unterstützung angeboten werden. Im IG-Wiki, einem Bereich des STA Community Wikis, wird auf Veröffentlichungen, Vorträge und Veranstaltungen hingewiesen und teilnehmende Institutionen aufgelistet.
Neues aus den einzelnen Arbeitsgruppen
Die AG Information und Wissensvermittlung hat ihre Handreichung „GND im Archiv“ veröffentlicht. Sie wird derzeit über diverse Gremien und Informationskanäle verbreitet. Geplant ist auch die Erstellung und Verbreitung einer englischen Fassung.
Auch die AG Archivische Erschließung mit der GND hat ihr Positionspapier „Archivische Relevanzkriterien“ veröffentlicht. Es soll als Aufsatz in „Archiv. Theorie und Praxis, Heft 3/2025 erscheinen und im GND-Ausschuss vorgestellt werden. Auch die Lobbyarbeit soll durch die Arbeitsgruppe abgestimmt werden, indem etwa ein Austausch über geplante größere Projekte stattfindet. Hierfür werden weiterhin Interessenten gesucht, die sich in den regelmäßigen Treffen (2-3 x im Jahr) einbringen möchten.
Für die AG Tools und Technik berichten Dr. Johannes Haslauer (Staatsarchiv Bamberg) und Verena Mack (Landesarchiv Baden-Württemberg) über die Fertigstellung der neuen Handreichung. Sie soll noch im April 2025 als PDF-Download auf dem GND-Blog und anderen Plattformen veröffentlicht werden. Die Entstehung reicht bis März 2023 zurück, als nach Eruierung der Bedarfe innerhalb der AG im Mai 2024 ein Projektteam gebildet wurde. Ziel und Zweck der Handreichung ist eine Übersicht über vorhandene Tools, Funktionalitäten und deren Einsatzmöglichkeiten. Sie ist als „lebendes Dokument“ offen für mögliche Aktualisierungen. Ein erster Entwurf war bereits beim 4. GND-Forum Archiv im September 2024 präsentiert und zur Diskussion gestellt worden.
Anschließend stellten beide die konkreten Inhalte der Handreichung kurz vor. Den Schwerpunkt bilden der Abgleich von Personen und Orten mit OpenRefine, die Einbindung von GND-Identifikatoren in ein AFIS, die Einspielung in Portale, Suchanfragen an die Lobid-API, Regelwerk und Lieferwege für Dateneinspielungen.
Berichte aus den Breakout Sessions
Staatliche Archive
Anliegen der Teilnehmenden aus den staatlichen Archiven in der von Silke Jagodzinski (Geheimes Staatsarchiv Berlin) und Andrea Langner (Hessisches Landesarchiv) moderierten Breakout Session war insbesondere die strategische Zusammenführung der Datenflüsse von Bibliotheken und Archiven und die Stärkung des Einflusses der Archive auf die GND. Archivische Standards sollten hierfür in die GND aufgenommen werden. Die IG Archiv kann die archiveigenen Bedarfe jeweils an die GND weiterleiten. Auch kam die Idee auf, Idee, Online-Tutorials zu veranstalten, um die Handreichungen vorzustellen oder dafür Feedback einzuholen, um diese im zwischenmenschlichen Austausch zu erproben. Es wurde außerdem ein Papier zur Unterstützung der Lobbyarbeit im eigenen Haus angeregt. Auch wird es als notwendig erachtet, die Schulungen zur Nutzung des Webformulars auszuweiten, gerade auch für Bearbeiter:innen von Erschließungsprojekten. Voraussetzung ist allerdings, dass es genügend Personen mit der „Lizenz zum Schulen“ gibt, was das Vorhandensein einer GND-Agentur in angemessener räumlicher Entfernung voraussetzt. In der Praxis sind jedoch auch verbesserte zeitliche Ressourcen für die archivische Erschließung notwendig, um den notwendigen Input für die Arbeit mit der GND zu erhalten. Eine wichtige Grundlage wäre auch die feste Verankerung der GND in der archivarischen Ausbildung, sowohl innerhalb der Ausbildungsarchive als auch an den archivischen Ausbildungsstätten in Marburg, München und Potsdam. In der Diskussion wurde auch betont, dass die Anlage neuer Normdaten alleine kein Indikator für die breite Nutzung der GND darstellt, da die Nachnutzung vorhandener GND-Datensätze eine mindestens ebenso große Rolle spielt. Wünschenswert wäre in diesem Zusammenhang eine Statistik über die Einbindung vorhandener Normdaten in die Erschließung. Vor dem Hintergrund des Inkrafttretens des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes am 28. Juni 2025 ist auch die Erstellung eines Papiers zum Thema barrierefreie Metadaten und kontrollierter Vokabulare für barrierefreie Inhalte sinnvoll sein.
Kommunale Archive
In der von Dr. Mirjam Sprau und Dr. Patrick Leiske (Landesarchiv Baden-Württemberg) moderierten Session zeigte sich, dass angesichts der in kommunalen Archiven oftmals besonders knappen personellen Ressourcen diese nach Ansicht der Teilnehmenden für eine konstruktive Arbeit mit der GND besonders effizient eingeteilt werden müssen. Oftmals wird ein Auseinanderlaufen von GND-Relevanz und archivischer Relevanz festgestellt. GND-Schulungen können hier i. d. R. nicht intern stattfinden, sondern müssen von außen erfolgen. Ein intensiver Bedarf an Schulungen für Archivar:innen und an Lobbyarbeit wird allerdings auch hier gesehen. Im Umgang mit den vorhandenen GND-Daten wurde festgestellt, dass gerade auch bei „nicht alltäglichen“ oder mittelalterlichen Personen die notwendige Disambiguierung fehlt, Datensätze mehrfach vorhanden oder nicht ausreichend mit Zusatzangaben versehen sind. Angeregt wurde das Format eines GND-Stammtisches ohne festgelegte Tagesordnung, in dessen Rahmen vorhandene Papiere verstärkt in den Gruppen diskutiert werden können. Probleme in kommunalen Archiven sind neben den mangelnden Personalressourcen auch der große Aufwand oder die Schwierigkeit, eine passende Agentur zu finden.
Weitere Archivsparten
Die dritte Gruppe der „weitere Archivsparten“ wurde von Dr. Stephanie Marra und Gudrun Hoinkis (Geheimes Staatsarchiv >Berlin) moderiert. Auch hier hoben die Teilnehmenden den Schulungsbedarf als zentralen Punkt hervor. Es gibt einerseits großen Auffrischungs- und Aktualisierungsbedarf, aber auch den Wunsch nach Angeboten speziell für Anfänger:innen. Für das GND-Webformular zu Personen gibt es mehrere Desiderate: Nicht immer können die Beziehungen mehrerer Personen untereinander durch Verknüpfungen abgebildet werden, Provenienzen oder konkrete Themengebiete etc. sind im Webformular nicht direkt verknüpfbar, teilweise werden auch Lücken bei den Entitäten festgestellt (z. B. Heiligengedenktage). Die Terminierung der GND-Foren wird insbesondere in dieser Gruppe weiterhin 2x jährlich favorisiert, ebenso besteht ein Wunsch nach zentraleren Oberthemen. Außerdem sollte es weitere Austauschformate innerhalb der Fachgruppen des VdA geben. Gegenüber den der Unterhaltsträger:innen besteht weiterhin Überzeugungsbedarf, ausreichend Kapazitäten zur Verfügung zu stellten. Außerdem wurde der Wunsch nach Nachschlagewerken und einem aktuellen Toolkit zur Verwendung der GND betont. Dieser Aspekt betrifft diejenigen Archive, die eine eigene Agentur im Haus haben (z.B. Hochschularchive) oder selber als eigene Agentur agieren (z.B. DLA Marbach).
Folien zum Block 1: Standortbestimmung und Planung
Beitrag von Dr. Mirjam Sprau, Andrea Langner (Hessisches Landesarchiv) und Dr. Stephanie Marra (Archiv der Technischen Universität Dortmund) zur IG Archiv und den Ergebnissen der AG Wissensvermittlung und Erschließung
Beitrag von Dr. Jahannes Haslauer (Staatliche Archive Bamberg) und Verena Mack (Landesarchiv Baden-Württemberg) zur Arbeit der AG Tools und Technik
Block 2: Vom Nutzen zum Anwenden zum Nutzen - Berichte aus der Praxis:
GND in kleinen Archiven? Rückblick auf das erste “Normdaten-Experiment” im Alice Salomon Archiv (Friederike Mehl, Alice Salomon Archiv Berlin)
Im ersten von insgesamt drei Impulsvorträgen berichtete Friederike Mehl vom Alice-Salomon-Archiv in Berlin über ein Digitalisierungsprojekt zur Familiengeschichte der Frauenrechtlerin Alice Salomon. Zu Projektbeginn im Jahr 2022 musste zunächst der Normdatenbegriff und deren praktischer Nutzen sowohl für die Institution selbst als auch für die Designated Community sowie die technische Umsetzung in der Archivdatenbank (Faust 9) geklärt werden. Die Inspiration erfolgte durch verschiedene Fachartikel. Neben den Vorteilen für die Nutzung war auch die Nachhaltigkeit des Projekts ein wichtiges Kriterium. Die gewonnenen Kenntnisse sollen in künftigen Erschließungsprojekten nachgenutzt und erweitert werden. Das gewonnene quellenbasierte Wissen soll in der eigenen Institution, aber auch in großen Datenportalen sichtbar gemacht werden. Wichtiges Ziel des Projekts war auch die Reduzierung der im GND-Kosmos nach wie vor deutlich feststellbaren Gender Data Gap durch die Sichtbarkeit und Repräsentation marginalisierten Wissens.
Am Ende des Projekts waren diesbezüglich einige Erfolge zu verzeichnen: Für die lokale Datenbank entstand nicht nur eine neue Objektmaske, es wurden auch 160 neue Datensätze für Personen und Körperschaften neu aufgenommen, darunter auch jeweils mindestens zwei Personendatensätze in GND und Wikidata. Weiteres Produkt war ein in Open Access veröffentlichter Projektartikel. Der Fachaustausch mit anderen Einrichtungen wurde durch den Einstieg des ASA in die IG Archive intensiviert, außerdem fanden bis Ende 2024 mehrere Arbeitstreffen mit Wikidata statt.
Im Ergebnis kann festgestellt werden, dass das ASA als bestandserhaltende Institution sichtbarer gemacht werden konnte. Weitere Beiträge zur GND sind jedoch abhängig von Schulungen und der Erteilung von Zugängen. Eine aktive Mitgestaltung der GND für kleine Archive wird als unrealistisch angesehen. Entscheidungen innerhalb der GND-Community wiederum werden von außen als intransparent wahrgenommen. Es wird dazu aufgerufen, Leerstellen und Diskriminierungsstrukturen in der GND zu beseitigen. Das ASA möchte infolge des hier beschriebenen Projekts erste Schritt zu einem Normdatenkonzept gehen. Eine Chance wird durch das Projekt GND4C und die dadurch mögliche Vernetzung mit anderen Einrichtungen gesehen. Das ASA verfolgt eine Strategie zur stärkeren Verortung von Wissen, ist dabei aber auch auf ehrenamtliches Engagement bzw. „Datenaktivismus“ angewiesen.
Die GND im Archivportal-D (Verena Mack, Landesarchiv Baden-Württemberg & Mirjam Sprau, Institut f. Stadtgeschichte, Frankfurt a. M.)
Im Archivportal-D waren Normdaten von Anfang an ein essenzieller Bestandteil. Genutzt werden im Hauptportal der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB) Normdaten für Personen und Körperschaften, während im Subportal „Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten“ auch auf Getty Vokabulare und Geonames zurückgegriffen wurde. Für die Eintragung der Normschlagworte gibt es die Felder „Personennamen“ und „Provenienzen“. Inzwischen erfolgt eine automatische Generierung von Personen- und Organisationsseiten. Hierfür werden Text und Bilder aus der GND und verlinkten Services gezogen. Im Filter wird jeweils die GND-Vorzugsbenennung, in den Daten selbst jedoch der gelieferte Freitext verwendet. Das Archivportal-D ist kein formatreines Portal, sondern verwendet verschiedene Standards. Die Disambiguierung wird wiederum durch Verlinkungen gewährleistet, so dass die Suchfilter entsprechende Ergebnisse liefern können.
In verschiedenen Themenportalen werden außerdem sachthematische Zugänge angeboten, wobei ebenfalls Normdaten zum Einsatz kommen. Bereits produktiv arbeiten die Themenportale „Weimarer Republik“ und „Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts“. Demnächst soll zusätzlich das Themenportal „Kurpfälzische Urkunden“ freigeschaltet werden. Ein weiteres Themenportal zu rechter Gewalt ist in Planung. Die archivübergreifende digitale Zusammenführung erfolgt jeweils durch die sachthematische Zuordnung anhand eines externen Markers (Verschlagwortung). Die Themenportale verstehen sich als ergänzendes Angebot zur tektonischen Darstellung in den verwahrenden Archiven. Die verwendeten Schlagworte sind Teil eines kontrollierten, normdatenbasierten Vokabulars. Nutzungsorientierte Unterthemen dienen der sachthematischen Präsentation und verwenden disambiguierte, eindeutige Begriffe. Die Sichtbarmachung erfolgt im Verwaltungsportal Digicult.
Herausforderungen ergeben sich im Umgang mit diskriminierenden Begriffen und der daraus resultierenden und notwendigen Distanz zur „Sprache“ der Provenienzstelle. Es handelt sich letztlich um eine Gratwanderung an der Grenze zur historischen Auswertung. Beim Einsatz von Normdaten ist eine größere Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit feststellbar. Der Aufwand erfordert neue Arbeitsweisen. Wichtig sind daher die beiden Guidelines zum Aufbau von Systematiken und zur Aufbereitung von Archivobjekten im Archivportal-D.
Personen, Schadensformen, Haftorte – Standardisierung und Normdateneinsatz im Themenportal Wiedergutmachung (Nastasja Pilz, Landesarchiv Baden-Württemberg)
Das Themenportal Wiedergutmachung ist ein gemeinsames Projekt zahlreicher Partner. Es wurde von Nastasja Pilz (Landesarchiv Baden-Württemberg) präsentiert. Der Themenkomplex Wiedergutmachung soll damit sichtbar, begreifbar und erforschbar gemacht werden. Es startete am 1. Juni 2022 und wird vom Bundesministerium der Finanzen drittmittelfinanziert. Ziel ist ein zentraler digitaler Zugang zum Thema zu allen in (staatlichen und kommunalen) Archiven verwahrten einschlägigen Unterlagen. Für das Projekt werden nicht nur die betreffenden Einzelfallakten unter Einsatz von Normdaten tiefenerschlossen, sondern auch vollständig digitalisiert und damit Zugang zu den Volltexten ermöglicht. Sachakten werden verschlagwortet, um themenbezogene Zugänge zu ermöglichen. Außerdem werden verschiedene Projekte der Bildungs- und Vermittlungsarbeit durchgeführt. Im weiteren Fokus steht eine Personensuche, die nicht über die Akten, sondern über mit Metadaten angereicherte Personenseiten erfolgt, die mit Hilfe einer eigenen WGM-ID disambiguiert wurden. Die standardisierten Metadatenkataloge enthalten persönliche Angaben zu verfolgten bzw. antragstellenden Personen. Außerdem finden sich dort eindeutige IDs, Angaben zu Gründen und Maßnahmen der Verfolgung, zu erlittenen Schäden oder zum entzogenen Vermögen, dazu formale Angaben und Verweise zu den betreffenden Archivalien. Der Einsatz von GND-Normdaten ist an verschiedenen Stellen denkbar: Berufe/Berufsbezeichnungen, Orte, Körperschaften/Behörden, Schadensformen oder NS-Haftstätten, insbesondere Konzentrationslager oder Ghettos. Seitens des BMF bestand ein ausdrücklicher Wunsch nach strukturierten Auswertungsmöglichkeiten und Recherchefunktionen.
Für die Erfassung der NS-Lager und Haftstätten wurde ein eigenes Projekt gestartet. Datenbasis hierfür ist eine Datenbank mit ca. 2292 georeferenzierten NS-Lagerstätten, Außenlagern und –kommandos sowie Ghettos, die auf einem EHRI-Projekt aufbauen. Die Konzentrationslager werden derzeit mit Hilfe des GND-Webformulars als Körperschaften in die GND aufgenommen, bereits vorhandene Einträge ggf. korrigiert oder ergänzt. Dies soll in voraussichtlich 4-6 Wochen abgeschlossen sein. Erfasst werden auf Bestandszeitraum, Organisationszugehörigkeit, geografische Referenzen und Quellennachweise. Perspektivisch sollen auch Geokoordinaten ergänzt werden. Die Ghettos werden aktuell als Kombination eines Geografikums mit dem Sachschlagwort „Ghetto“ erfasst. Eine eigenständige strukturierte Abbildung als Gebietskörperschaft ist derzeit in der GND nicht vorgesehen, obwohl es sich eigentlich um feststehende Begriffe handelt. Daher wurde inzwischen ein Antrag für die Erfassung als „kleinräumiges Geografikum“ beim GND-Ausschuss eingereicht, dessen Ergebnis derzeit noch aussteht.
In Zukunft soll auch ein Austausch mit dem NFDI4Memory-Projekt „NS-Haftstätten“ stattfinden und eine Anbindung an FactGrid mit dem Ziel der perspektivischen Erweiterung der Datenbank erfolgen. Ebenfalls in die GND aufgenommen werden sollen die Schadensarten und die Wiedergutmachungsbehörden.
Folien zum Block 2: Vom Nutzen zum Anwenden zum Nutzen – Berichte aus der Praxis
Beitrag von Friederike Mehl zum Alice-Salomon-Archiv
Beitrag von Verena Mack und Dr. Mirjam Sprau zum Archivportal D
Beitrag von Nastasja Pilz (Landesarchiv Baden-Württemberg) zum Themenportal Wiedergutmachung
Abschließende Bemerkungen
Für die Veranstaltung waren dieses Mal 3 ½ Stunden veranschlagt, welche durch die engagierten Vorträge und lebhaften Diskussionen sowohl im Plenum als auch in den Breakout-Sessions völlig ausgeschöpft wurden. Der nächste wichtige Termin ist das Treffen der AG Archivische Erschließung mit der GND, das für Freitag, den 9. Mai 2025 von 10:00 – 12:00 Uhr geplant ist. Die IG Archiv hat inzwischen die Gelegenheit erhalten, ihre Arbeit beim Deutschen Archivtag in Fulda (7. – 9. Oktober 2025) vorzustellen. Eine weitere Mentimeterumfrage über die Veranstaltung ergab eine durchweg positive Resonanz. Unter den Teilnehmenden wird mehrheitlich weiterhin ein zweimaliges GND-Forum pro Jahr befürwortet. Ein Termin für das 6. GND-Forum wurde allerdings noch nicht festgelegt.
Material zum Schluss des Programms
Screenshots der 2. Mentimeter Umfrage (zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken)
Alle Vorträge und Unterlagen in einem Folienset sind hier verlinkt.
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