Rückblick

Bibliotheken vor den Fragen der Zeit

Die diesjährige BiblioCon mit ihren 4000 Gästen im sonnigen Hamburg kreiste vornehmlich um zwei aktuelle Themenschwerpunkte: Künstliche Intelligenz und die Demokratie in unruhigen Zeiten. Beides Themen, die natürlich die Bibliotheken als “dritte Orte” und ihre Aufgabe als Informationsvermittlerin und Wissensmanagerin direkt betreffen. Ja, beide Themen hängen noch miteinander zusammen, wie die Keynote von Arne Semsrott von “Frag-den-Staat” betonte. Letztlich leistet auch die GND hier ihren Beitrag, indem sie unter anderem eindeutige Sucheinstiege zu Informationen bietet und wir mit der Modernisierung und Öffnung der GND für Wissen Schaffende quer durch Forschung und Kultur dieses Werkzeug zugänglicher machen, auch für die Nutzung in KI-basierten Anwendungen.

Vier Beiträge aus der GND-Zentrale veranschaulichten dies. Zum einen braucht es für jedes Werkzeug eine gute Anleitung zu seinem Gebrauch. Die Vorträge Neue Wege der Wissensvermittlung - Die GND als Thema für E-Learning-Angebote von Barbara Fischer (DNB, AfS) und Gemeinsame Plattform des Standardisierungsausschusses für Standards rund um die Erschließung von Ressourcen von Michaela Edelmann (DNB) stellten zwei aktuelle Produkte zur Gebrauchsanleitung im Portfolio der GND Gemeinschaft vor. Die auf der Plattform abgelegten strukturierten Regeln sind zum einen dadurch auch maschinenlesbar und können mit den eigentlichen Normdaten der GND KI-basierte Anwendungen gegen betriebsimmanente Halluzinationen feien und deren Retrieval verbessern. Zum anderen präsentierte sich die so genannte STA-Community mit ihren Arbeitsgruppen und Expertenteams als Orte des Austausch und Weiterentwicklung der Standards, die für die Erstellung von Normdaten und allgemein zur Erschließung von Kultur- und Forschungsressourcen nötig sind. Aufschlussreichster Moment in dieser Session war für mich die Erkenntnis einer Teilnehmerin, dass die Standards und Regeln überhaupt veränderbar sind und im Konsens der Mitwirkenden gestaltet werden. Damit gewissermaßen die Macht der Legislative in die Hände vieler zu legen, ist das Kennzeichnen einer demokratischen Einrichtung. Wunderbar, dass im deutschsprachigen Raum die “authority files” ebenso gemeinsam erarbeitet werden. Am letzten Tag diskutierten die Panelist*innen die Neuen Anforderungen an Universitätsbibliotheken, Verbundzentralen und die GND durch die Erschließung von Forschungsdaten. Natürlich braucht es für die neuen Aufgaben für alle Beteiligten, ob Forschende, Universitätsbibliotheken, Verbundzentralen oder die Gremien der GND, einerseits entsprechend dauerhaft angelegte Strukturen und Stellen, aber vor allem, braucht es noch mehr Austausch und Verständigung. Mit der Hoffnung, die Künstliche Intelligenz könne uns allen vielleicht hierfür die erforderlichen zeitlichen Freiräume schaffen, endete die #112BiblioCon aus der Perspektive der GND.  Eine Zusammenfassung der Diskussion findet sich als Post im DNB Blog.

Vorankündigung

Vom 4. bis zum 7. Juno findet die diesjährige BliblioCon in Hamburg statt. Auch wer nicht vor Ort dabei sein kann, kann sich noch zum kostenpflichtigen Streaming anmelden oder sich im Nachgang eine Auswahl der Beiträge als Mitschnitt kostenfrei über das TIB AV Portal anschauen. Die Vorträge werden in der Regel im Anschluss allen über den OPUS-Server zu Verfügung gestellt. Es gibt viele spannende Beiträge und Diskussionen nicht nur für Menschen der Bibliothekswelt. Die Themen Standardisierung, Wissensmanagement und Informationsstrukturen betreffen schließlich den gesamten Kultur- und Forschungsbereich.

Im Folgenden verweisen wir auf die Beiträge im Programm, die sich schwerpunktmäßig mit Themen rund um die GND befassen. Unter den Links können jeweils die kurzen Ankündigungstexte und Informationen zu den Referent*innen abgerufen werden.

Alle Angaben vorbehaltlich Änderungen durch die Konferenzleitung.


1) 4.6. Session “Standards als Gemeinschaftsaufgabe” 16:00 bis 18:00 Uhr

Saal G.1 / 2. OG (Streaming)

Normdaten als gemeinsame Aufgabe von FID und NFDI  von Volker Adam (FID Nahost) und Susanne Al-Eryani (Text+)

Community Empowerment am Beispiel der AG Performing Arts des Standardisierungsausschuss (STA) von Franziska Voß (FID DK) und  Melanie Gruß (NFDI4Culture)

Persistent Identifier in Deutschland – Umfrageergebnisse zur Verbreitung und Nutzung an Kultur- und Wissenseinrichtungen von Andreas Czerniak (UB Bielefeld)

Neue Wege der Wissensvermittlung - Die GND als Thema für E-Learning-Angebote von Barbara Fischer (DNB, AfS)

2) 4.6. in der Session “KI und Erschließung: Hilfe oder Sackgasse?” 16:00 bis 18:00 Uhr

Saal C.2 / 1. OG

Gemeinsame Plattform des Standardisierungsausschusses für Standards rund um die Erschließung von Ressourcen von Michaela Edelmann (DNB)

3) 5.6. in der Session “Vernetzung von Sammlungen” 11:00 bis 12:30 Uhr 

Saal G.2 / 2. OG (Streaming)

Die Normierung des Mittelalters – Wie Linked Open Data die kollaborative Forschung und Vernetzung unterstützt von Bernhard Runzheimer (UB Marburg)

4) 5.6. & 6.6. Postersession jeweils 12:45 bis 13:45 Uhr

Ausstellung Halle H

Persistente Identifikatoren – Bekanntes und Neues für Bibliotheken mit Marc Lange (PID Network Deutschland)

5) 6.6.  #Freiraum 11:30 bis 12:30 Uhr

Ausstellung Halle H

Meet the STA Community   mit  Sprecher*innen der STA-AGs, Expertenteams und Interessengruppen und Barbara Fischer (DNB, AfS)

6) 7.6. Diskussionspanel 09:00 bis 10:30 Uhr

Saal 4 / EG

Neue Anforderungen an Universitätsbibliotheken, Verbundzentralen und die GND durch die Erschließung von Forschungsdaten mit Dirk Wintergrün (NFDI4Objects), Antje Theise (UB Rostock); Eike Spielberg (UB Essen), Barbara Fischer (DNB, AfS) und Frank Dührkohp (VZG)

Bildnachweis: Hamburger Rathaus von 'o' wie obacht, CC BY 2.0 , via Wikimedia Commons

Außerdem verweisen wir gern auf den Text+ Blog, dort wird eine Synopsis der Beiträge mit Fokus auf die Nationale Forschungsdaten Infrastruktur und des Konsortiums Text+ zu text- und sprachbasierten Wissenschaften gelegt.