Ein Werkstattbericht




Der Sommer neigt sich dem Ende zu. Auf den Schreibtischen mehren sich wieder die offenen To-Do-Listen, das erste Jahr Text+ ist schon fast vorbei und in wenigen Tagen trifft sich die Text+ Community analog und vor Ort in Mannheim. Zeit für ein Update aus dem Bereich Text+ und der Gemeinsamen Normdatei (GND). 

Im Juni kamen über hundert Menschen aus allen Arbeitsbereichen von Text+ zur Auftaktveranstaltung des GND Forums Text+ und tauschten sich zu Bedarfen und Barrieren die GND betreffend aus. Die Vorträge zu den Anwendungsmöglichkeiten der GND im Text+ Umfeld und die Impulse aus den Diskussionsrunden sind über die ausführliche Dokumentation zur Veranstaltung online verfügbar. Das GND-Forum Text+ ist der zweite Dialograum, den die Arbeitsstelle für Standardisierung an der Deutschen Nationalbibliothek (DNB) mit verschiedenen Partnern zum Austausch mit spezifischen Communities eingerichtet hat. Im Januar startete das neue Format mit dem Forum Performing Arts, im Herbst folgen das Forum Archiv und das Forum Bauwerke. Im kommenden Jahr geht es weiter mit dem Forum Museum. Ziel eines jeden GND-Forums ist es, über den Kontext von digitaler Transformation und GND zu informieren, zusammen mit der Community Bedarfe und Barrieren zu identifizieren und gegebenenfalls eine Allianz derjenigen zu schmieden, die sich aktiv in die GND-Arbeit einbringen wollen. Wir starten jeweils mit einer Auftaktveranstaltung und führen dann das GND-Forum in der jeweiligen Community durch Angebote wie Workshops und Schulungen fort oder vertiefen Themen in Arbeitsgruppen.

Auf der Auftaktveranstaltung des GND-Forum Text+ haben wir einerseits mit den Teilnehmenden diskutiert, welche Schwerpunkte wir in den drei Arbeitsfeldern setzen wollen: 

  • Ausbau eines GND Text+-Netzwerks

  • Aufbau einer operativen Infrastruktur für Text+ 

  • Ausbau der technischen Infrastruktur der GND

Hauptziel ist somit die verbesserte Nutzung und Modernisierung der GND aus der Perspektive der text- und sprachbasierten Wissenschaften. Andererseits haben wir vereinbart, den Dialog fortzusetzen und auszubauen. Und genau das tun wir.

Credit: Newton’s cradle by DemonDeLuxe (Dominique Toussaint),
 CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons


Laufende Arbeit und neue Impulse

Der Arbeitsauftrag an Text+ für die mit sprach- und textbasierten Forschungsdaten arbeitenden Geistes- und Kulturwissenschaften eine GND-Agentur Text+ aufzubauen, leitet sich aus dem Arbeitsplan des NFDI-Konsortiums ab und ist eine wesentliche Säule der Normdaten Aktivitäten des Konsortiums. Die Ausgestaltung der GND-Agentur Text+ wird während der Projektlaufzeit im Dialog mit der Community geschehen. Als Community stehen dabei am Anfang vor allem die über die Datendomänen in Text+ repräsentierten Forschenden im Vordergrund: Editionen, Lexikalische Ressourcen sowie Sammlungen. Darüber hinaus sind mittelfristig weitere, nicht direkt mit Text+ verbundene Stakeholder wichtig für die Agentur. Dies werden in erster Linie mit sprach- und textbasierten Forschungsdaten befasste Einrichtungen und Forschende sein, aber auch institutionelle Partner, wie Fachinformationsdienste, Einrichtungen mit einschlägigen Sammlungen sowie andere NFDI-Konsortien.

Strukturen aufbauen

Ein Team an der SUB Göttingen - bestehend aus der Gruppe Metadaten und Datenkonversion sowie der Abteilung Forschung und Entwicklung -  unterstützt durch Kolleg*innen der DNB erarbeitet in der Task Area Infrastructure/Operations unter der Überschrift “GND-Agentur Text+” die Grundlagen für die Schaffung einer operativen Infrastruktur, die die Nutzung der GND und ihre aktive Anwendung für Forschende aus den in Text+ vertretenen Datendomänen erleichtern soll. Konkret bedeutet dies, dass die Kolleg*innen im Austausch mit den Mitarbeitenden in drei ausgewählten Editionsprojekten testen, welche Informationen zur GND, ihren Regeln und ihrer Organisationsstruktur benötigt werden, und wie die Arbeitsprozesse zur Mitarbeit aussehen könnten. Dazu wird bspw. ein Leitfaden für die Erstberatung erstellt, der später für alle Datendomänen des Text+ Konsortiums zur Verfügung steht. Es wird ermittelt, welche der bekannten GND-Satzarten besonders in der Anreicherung der Daten zu den Editionen gefragt sind. Schließlich definieren die SUB- und DNB-Kolleg*innen, wie schlanke Workflows zum Import neuer GND-Datensätze definiert sein könnten.

Ideen aufgreifen

Beim Auftakt im Juni wurden sechs Ideen zu Themen aufgeworfen, die zu einer vertieften Beschäftigung einladen. Ein Thema war der Wunsch nach mehr Mehrsprachigkeit in der GND. Wie kann die Text+ Community hier an bestehende Projekte und Arbeiten des GND-Netzwerkes anknüpfen und mit eigenen Lösungsansätzen beitragen? Ein anderes Thema war der Wunsch nach mehr Sichtbarkeit der eigenen Forschungsdaten mittels der GND. Sowie die Klärung der Grenzen, Relevanz und Granularität der Forschungsdaten im Verhältnis zu den Normdatensätzen in der GND. Die GND hat erst 2020 Eignungskriterien für neue GND-Datensätze formuliert. Danach kann alles ein Normdatensatz werden, was die Community braucht und pflegen kann. Daraus folgt jedoch, dass die Community selbst abwägen muss, wie sie ihre Bedarfe mit den ihr zur Verfügung stehenden Ressourcen ausbalanciert. Für all diese Themen suchen wir für den Herbst 2022 Interessierte, die die Themen verdichten, diskutieren und erste Ergebnisse zurück in die Community tragen wollen. Wir werden auf Sie zukommen, aber freuen uns natürlich auch, wenn Sie uns direkt Ihr Interesse an Mitwirkung mitteilen oder vielleicht auch Ideen für Formate haben.

Angebote entwickeln

Die GND wird bislang noch größtenteils von Mitarbeitenden in Bibliotheken gepflegt und genutzt. Es ist daher klar, dass Menschen, die GND-Datensätze nutzen und deren Identifikatoren in ihre eigenen Datenbanken übernehmen wollen, aber über keinen bibliothekarischen Hintergrund verfügen, Angebote wie Workshops, Tutorials, Handreichungen und Webinare zur GND und deren Kontext begrüßen werden. Das gilt nicht nur für Forschende der Text+ Community, sondern ebenso für Forschende aus dem Kreis von NFDI4Culture, oder Mitarbeitende in den Bereichen Sammlung, Museen oder Archiven. Vertretende eben dieser Bereiche planen daher mit Spezialist*innen für Trainingsangebote zu Meta-, Normdaten und die GND einen modularen Baukasten. Dieser soll Angebote zum Selbststudium, Online- oder Präsenzveranstaltungen, Webinare und Video Tutorials enthalten. Wie der Baukasten ausschauen könnte, was er beinhalten sollte und vor allem wer zu seiner Befüllung beitragen kann, soll noch in diesem Jahr auf einem projektübergreifenden Arbeitstreffen skizziert werden. Über die bekannten Informationskanäle der jeweiligen Communities sowie über die Veranstaltungsseite von GND.Network werden wir rechtzeitig zu den konkreten Angeboten informieren. Wir hoffen, mit den ersten Terminen Anfang 2023 starten zu können. 

Des Weiteren planen wir eine Umfrage unter den Forschenden rund um die GND und sammeln Feedback zur im Mai veröffentlichten ersten Version des GND-Explorers. Die Anwendung visualisiert in unterschiedlichen Ansichten die in den GND-Datensätzen enthaltene Information. Der GND-Explorer verführt den Nutzenden, von einem Attribut eines Datensatzes zu damit verknüpften weiteren Datensätzen zu springen und sich so fast spielerisch das Netzwerk der Daten zu erschließen. Wir möchten die Anwendung nicht ohne Ihre Hinweise weiterentwickeln, schreiben Sie einfach eine entsprechende E-Mail an unsere Kontaktadresse


Der Herbst kann beginnen. Wir freuen uns darauf! Denn am Ende der geschilderten Arbeit steht ein neues Treffen mit der Text+ Community im GND-Forum. Wir planen die Online-Veranstaltung für Februar 2023. Aber vorher treffen wir hoffentlich einige der Leser*innen dieses Blog auf dem Text+-Plenary am 12. September in Mannheim. Vielleicht kommen wir in der Poster Session am GND Poster miteinander ins Gespräch. Interessierte können sich noch unter diesem Link anmelden.