Erstmals fand am 14. November 2022 ein GND-Forum zum Thema Bauwerke statt. Veranstaltet wurde die virtuelle Konferenz von dem Deutschen Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte - Bildarchiv Foto Marburg (DDK), der Deutschen Nationalbibliothek (DNB), dem Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung, der Technischen Informationsbibliothek Hannover (TIB) und der Vereinigung der Denkmalfachämter in den Ländern (VDL). Es wurden dabei folgende Fragen diskutiert: Wie entstehen Normdaten? Wie können sie genutzt werden? Wie werden sie bereits genutzt? Welche Zwecke und Funktionen erfüllen sie im Netz der Daten zu Bauwerken?
Die Teilnehmenden am GND-Forum waren sich einig: Normdaten sind ein zentraler Schlüssel zur Interoperabilität im Datenraum Bauwerke. Zu den Erwartungen und Vorschlägen der Teilnehmenden, wie Normdaten zur Verbesserung der Qualität ihrer Daten eingesetzt werden können, lesen Sie bitte die nachstehende ausführliche Dokumentation.
Autor*innen des Beitrages: Christina Teufer-Hansen, Slawek Brzezicki, Martha Rosenkötter, Julia
RösslRössel, Susanne Arndt und Barbara Fischer
Dokumentation des GND-Forums zum Datenraum Architektur, Bauwerke und Denkmale
Wie entstehen Normdaten? Wie können sie genutzt werden und wie werden sie bereits genutzt? Welche Zwecke und Funktionen erfüllen sie im Netz der Daten zu Bauwerken?
Solche und viele andere Fragen waren Ausgangspunkt für die Diskussion beim ersten GND Forum Bauwerke. Mitte November kamen circa einhundert Teilnehmer*innen zu einem virtuellen Austausch zusammen. Die Veranstalter des Forums, namentlich das Deutsche Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte - Bildarchiv Foto Marburg (DDK), die Deutsche Nationalbibliothek (DNB), das Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung, die Technische Informationsbibliothek Hannover (TIB) und die Vereinigung der Denkmalfachämter in den Ländern (VDL), hatten eingeladen. Interdisziplinär diskutierte die Gemeinschaft derjenigen, die Forschung oder Dokumentation von Bauwerken und ortsfesten Werken betreiben, in diesem Kontext entsprechende Daten generieren, verarbeiten und nutzen, Fragen der Standardisierung und der Nutzung von Normdaten.
Ziel der Veranstaltung war es, einerseits über die GND zu informieren, aber auch zu zeigen, wie wichtig die Vernetzung und der Diskurs über das Thema Normdaten, deren Erstellung und Nutzung sein kann. Gerade für die aktive Beteiligung an der sich anderen Fachdisziplinen öffnenden GND ist es relevant, sich als Fachgemeinschaft zu finden, sich auszutauschen, Interessensschwerpunkte auszuloten, um die eigenen Interessen in Bezug auf Normdaten nachdrücklicher vertreten zu können.
Auf dem Programm der ganztägigen Veranstaltung, die von Barbara Fischer (DNB) und Julia Rössel (DDK) moderiert wurde, wechselten sich Vortragsblöcke mit intensiven Austausch in Arbeitsgruppen, sogenannten Break out Sessions zu unterschiedlichen Fragestellungen ab. Der Vormittag startete mit zwei einleitende Beiträgen. Angela Kailus (DDB) gab einen informativen Überblick über die Thematik der Normdaten, indem sie der Frage „Warum sollte man Normdaten verwenden?“ nachging. Es folgte ein Zwiegespräch zwischen Prof. Ina Blümel (TIB) und Dr. Christian Bracht (DDK), bei dem die heterogene Landschaft der bauwerksorientierten Fachgebiete, Projekte und Aktivitäten kartiert wurde.
Die im Aufbau befindliche Pilotagentur Bauwerke, angesiedelt am Deutschen Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg, ist einer der Akteure der wachsenden Interessengemeinschaft des Datenraums Bauwerke. Im Zuge des Projektes GND für Kulturdaten (GND4C) trägt sie aktiv zur Öffnung der GND bei und hat Anforderungen für die Erfassung von Normdaten zu Bauwerken für den Anwendungskontext der Bauwerke-Community ausgearbeitet. Diese wurde im zweiten Block der Veranstaltung von Martha Rosenkötter (DDK) und Matthias Manecke (DNB) vorgestellt. Hieran schloss sich unmittelbar eine Break out Session an, in der Fragen und Positionen zu den vorgestellten Erfassungsregeln ausgetauscht wurden. In weiteren Break out Sessions wurde unter anderem diskutiert, welche Barrieren und Bedarfe in der Community hinsichtlich der GND gesehen werden, welche Kriterien für die Erfassung von Bauwerken in der GND gelten und wie granular diese erfasst werden sollten. In einer weiteren Session befasste man sich mit den Möglichkeiten der Koreferenzierung in Fachthesauri wie AAT oder CONA und der GND. Am Ende des Tages wurden die wesentlichen Punkte aus den Diskussionsrunden im Plenum zusammengetragen und debattiert, wie man die Arbeit fortsetzen könnte.
Das Feld auf dem wir uns bewegen - die Entwicklung der GND im Kreis ihrer "Nachbarn"
Im Zwiegespräch zwischen Ina Blümel (TIB) und Christian Bracht (DDK) wurde das Umfeld der GND im Kontext der Open-Science-Bewegung diskutiert. Normdaten und kontrollierte Vokabulare bieten bei der Auszeichnung des eigenen Datenbestandes einen wichtigen Vorteil, denn sie gewährleisten die "Eindeutigkeit von Dingen der Welt im Netz". Hierbei spielt vor allem die Vernetzung einzelner Vokabulare (z.B. Arts and Architecture Thesaurus, Wortnetz Kultur, Wikidata oder lokale Systeme) untereinander eine wichtige Rolle. In der zugehörigen Break out Session "Koreferenzierungen in der GND - Was brauchen wir und wie kann es klappen?" wurden Mappings und Konkordanzen entsprechend als "Weichenstellung für die Zukunft" verstanden.
Die GND könnte Zielentitäten für diese Vernetzung liefern, allerdings müssen solche Entitäten zunächst in die GND eingebracht werden. Noch sind die Beteiligungswege zur Einbringung von Entitäten in die GND einem Teil der Bauwerke-Community nicht deutlich genug. Insgesamt wurde ein Bedarf zur Vermittlung von Basiskenntnissen im Umgang mit GND-Daten und anderen Vokabularen erkannt, z.B. über
- Beteiligungswege (GND Network),
- geeignete Tools (Open Refine, cocoda, GND-Schnittstellen),
- Anforderungen an die Vorbereitung von Daten zur semi-automatischen Einspielung in die GND.
Einem anderen Teil der Bauwerke-Community sind die Beteiligungswege zu indirekt: die zur Qualitätssicherung notwendige redaktionelle Einbindung über die GND-Kooperative erfordert den Umweg über Bibliotheken, Agenturen und Verbundzentralen, so dass hier Hürden für eine unmittelbare und forschungsnahe Erweiterung der GND bestehen. Eine konkrete Forderung bestand in einer vereinfachten und direkteren Einbringung von Normdatensätzen in die GND durch die Community. Generell wurde eine stärkere Öffnung des Redaktionsworkflows nach dem Modell Wikidata als wünschenswert erachtet, wobei jedoch der Aspekt der Qualitätssicherung nicht außer acht gelassen werden darf.
Ein weiteres Hindernis für die Beteiligung an der Entwicklung von Normdaten wurde darüber hinaus in den erforderlichen Personalressourcen gesehen, die oftmals nicht vorhanden sind - Erschließungsarbeit in datensammelnden Einrichtungen wird meist nicht hinreichend und nachhaltig gefördert. Dies ist eine kulturpolitische Aufgabe, die die Community konstant anmahnen muss, um ihr Gehör zu verschaffen.
Wie es weitergehen kann, ein Ausblick.
Bei einem abschließenden Plenum wurden die zentralen Themengebiete des Treffens zusammengebracht und zugehörige Punkte gemeinsam diskutiert. Allgemein konnte für die Auftaktveranstaltung die positive Bilanz gezogen werden, dass innerhalb der Community großes Interesse und Bedarf an Normdaten für Bauwerke besteht. Umso relevanter erscheint es, die Bemühungen zur Verstetigung der Pilotagentur Bauwerke, die im Rahmen des GND4C-Projektes erste Erfolge erzielen konnte, weiter zu führen und so eine Anlaufstelle für die Community zu bilden.
Im Zuge dessen könnte etwa dem mehrfach geäußerten Wunsch nach Schulungsangeboten und informative Publikationen zu technischen Infrastrukturen für die Nutzung von Normdaten im eigenen lokalen System nachgekommen werden. Darüber hinaus kann sie zu Anforderungen und Qualität von Bauwerksdaten beraten, die in der GND als Normdaten publiziert werden sollen.
Die Formierung einer Interessengruppe kann zukünftig dazu verhelfen, der Dringlichkeit weiterer beim Forum formulierter Bedarfe, wie etwa eine stärkere Beteilung der Gemeinschaft an der Eingabe der Datensätze über eine Eingabemaske für Bauwerke, mehr Gewicht zu verleihen. Für diese müssen allerdings auch genügend GND-Redaktionen in der Lage sein, die eingegebenen Daten auf ihre formale und inhaltliche Korrektheit in zu prüfen um letztlich qualitativ hochwertige Normdaten zur Verfügung zu stellen. Aber auch fachliche Fragen, etwa nach der Abbildung von Beziehungen zwischen Vorgänger- und Nachfolgebauten oder der Aufnahme von nicht realisierten Bauwerken als Werke in der GND müssen innerhalb der Interessengruppe weitergeführt werden.
Noch gibt es viele Barrieren, die eine Mitarbeit an der GND für die Bauwerke-Communtiy erschweren: Neben den vielfach fehlenden finanziellen und personellen Mitteln auf allen Seiten, erschwert der notwendige Fokus der GND auf Institutionen als dauerhafte Mitglieder ihres Netzwerks die Partizipation kleinerer oder weniger langfristig arbeitender Akteure, wie etwa Forschungsprojekte. Da die Anreicherung der GND um Bauwerksnormdaten ein interdisziplinäres Arbeiten erfordert, ist es zudem notwendig eine gemeinsame Sprache für die Erfassungsregeln zu finden, die derzeit für Personen ohne bibliothekarische Ausbildung mitunter schwer verständlich sind. Zudem ist vielfach unklar, an wen man sich mit Anfragen zur Anpassung oder Korrektur von bestehenden Normdaten zu Bauwerken wenden kann.
Leider wird die Relevanz der Nutzung von Normdaten für die Erzeugung eigener Bauwerksdaten von Entscheidungsträgern oft als nachrangig beurteilt. Dabei sprechen viele Leitlinien, wie z.B. die FAIR-Prinzipien, davon, dass die Qualität von Daten mit ihrer Interoperabilität gewinnt. Normdaten sind ein zentraler Schlüssel hierzu. Um sie besser nutzen zu können und die Menge an Bauwerksdaten zu steigern, die wiederum die Nutzungsmöglichkeiten erhöht, ist eine aktive Beteiligung der Community notwendig. Dass viele zum gemeinsamen Engagement und zur Mitarbeit an der GND motiviert sind und somit auch die Diskussion um die Gründung und Schwerpunkte einer Interessengruppe weitergeführt werden möchte, ergab das Stimmungsbild am Ende des Plenums (Abbildung 4).
Ziel ist es, sich weiter zu treffen und auf dem nächsten GND-Forum Bauwerke die stärkere Beteiligung der Bauwerke-Community an der GND und ihre Anreicherung mit Normdaten zu Bauwerken zu konkretisieren.
Ergänzendes Material zum GND-Forum Bauwerke
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Vortrag "Warum sollte man Normdaten verwenden?", von Angela Kailus (DDK)
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Vortrag "Sammlung bauwerksbezogener Anforderungen an die GND", von Martha Rosenkötter (DDK)
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Vortrag "Werkstattbericht: Die GND Erfassungsregeln für Bauwerke in der neuen STA-Dokumentationsplattform", von Mathias Manecke (DNB)
Der Tweet bildet das Stimmungsbild der Community ab. (Abbildung 4)
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Die Veranstalter des GND Forum Bauwerke - Dialog rund um Bauwerksdaten und Standardisierung
am 14. November 2022
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Fragen und Antworten auf dem GND-Forum BauwerkeIm Laufe der Veranstaltung wurden erfreulich viele Fragen gestellt. Viele Antworten bietet bereits die FAQ-Seite der GND-Website. Im Rahmen der Dokumentation nehmen wir daher besonders solche Fragen auf, die dort nicht beantwortet werden. Wir haben die Fragen nach vier Bereichen kategorisiert. |
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Wie stellt sich die GND-Kooperative konkret die Mitarbeit vor? Wir haben alle wenig Kapazitäten. Ist auch an Stellen gedacht worden?
Muss man sich für ein Vokabular entscheiden?
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Wer kann GND-Datensätze schreiben und wie erhält man diese Rechte?
Welche Rolle spielen die GND-Agenturen bei der Senkung der Einstiegshürden beziehungsweise für die Partizipation?
Besteht die Möglichkeit zur ehrenamtlichen Teilhabe?
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Wie lauten die Relevanzkriterien für Bauwerke in der GND?
Warum definiert man die „Identität“ eines Gebäudes nicht einfach über die Geokoordinaten?
Wie können Vorarbeiten aussehen, um Daten besser für die GND vorzubreiten?
Wie ist der Diskussionsstand hinsichtlich der Einbindung von Vokabularen wie AAT und anderen in die GND?
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Wie kommen die Wissenschaftler*innen schnell an die richtigen Normdaten in der GND?
Wird es möglich sein, über ein Webformular Daten zu Bauwerken einzugeben?
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