Was ist Wikibase und (wie) kann die GND zusätzlich zur gewohnten Umgebung in Wikibase ein weiteres Zuhause finden, um den Zugang und die Mitarbeit in der GND zu erleichtern? Wie kann die Dokumentation relevanter Regeln und Eigenschaften für die Erfassung und Pflege von GND-Daten in Wikibase aussehen? Wie kann beides zusammenwirken? Welche Synergien erhoffen wir uns?
Die Öffnung der GND für alle Kultursparten, die nahtlose Zusammenarbeit mit offenen Community-Projekten wie Wikidata und Wikipedia sowie die Entwicklung von zeitgemäßen Werkzeugen für das Editieren von Normdaten sind erklärte Ziele des GND-Entwicklungsprogramms. Neben organisatorischen und fachlichen Fragestellungen spielen dabei auch infrastrukturelle Entwicklungen eine entscheidende Rolle. Es werden Lösungen benötigt, die eine spartenübergreifende Datenhaltung und Datenpflege unterstützen – also Ansätze, bei denen das Thema „kooperative Datenpflege“ im Mittelpunkt steht. Hier scheint Wikibase eine geeignete Kandidatin, um die GND-Umgebung entsprechend zu erweitern. Ein möglicher Ansatz könnte sein, die GND künftig zusätzlich zur gewohnten Umgebung in einer Wikibase-Instanz zu verwalten -, sozusagen als Zweitwohnsitz und Außenposten für Erweiterungen, die in der bisherigen Umgebung nur schwer umzusetzen sind, und als erweiterter Zugang zur GND für Interessengruppen, für die die bibliothekarischen Redaktionsoberflächen nicht geeignet sind. Bei der praktischen Umsetzung der Öffnung der GND müssen überzeugende Lösungen unter anderem für folgende Herausforderungen gefunden werden: - Gegenwärtig sind die Voraussetzungen zur aktiven Mitarbeit in der GND stark auf bibliothekarische Schnittstellen und Formate ausgerichtet. In Museen, Archiven und Dokumentations- und Forschungseinrichtungen sind diese Systeme weitgehend unbekannt.
- Zwischen Datenmodell und Datenformat bestehen z. T. starke Abhängigkeiten, sodass die Möglichkeiten zur Erweiterung des Datenmodells für neue Anwendungskontexte eingeschränkt sind.
- Die auf dem Datenmodell basierenden Regeln sind formatspezifisch formuliert und auf die jeweilige Anwendung der GND in der bibliothekarischen Erschließungspraxis fokussiert. Daraus ergeben sich Hürden für das Verständnis und die Akzeptanz der Regeln außerhalb der Bibliothekswelt. Niederschwellige Einstiegsseiten auch für Nichtbibliothekar*innen sind ebenso ein Desiderat wie Möglichkeiten, spartenspezifische Konkretisierungen allgemeiner Regeln, sog. PLUS-Regeln, zu hinterlegen. Solche sparten- und ressourcenspezifischen Regelergänzungen werden bisher nur wenig koordiniert in den teilnehmenden Institutionen in unterschiedlichen Formaten und auf verschiedenen Plattformen gehalten.
Wikibase vereint die Vorzüge einer Datenbank für die Strukturierung von Inhalten mit den Möglichkeiten zur Präsentation von Inhalten in einem Wiki. Wikibase-Instanzen sind in der Regel frei zugänglich und verfügen sowohl über eine konfigurierbare Benutzerverwaltung als auch über Erfassungsschnittstellen für die Datenbankinhalte. Damit scheint Wikibase das geeignete Werkzeug zu sein, die beschriebenen Herausforderungen anzugehen. Im Projekt "GND meets Wikibase" sollen nun alle Daten der GND in eine Wikibase-Instanz importiert werden, um den Betrieb als „Zweitwohnsitz“ der GND prototypisch zu testen und den Zugang zur GND und die Mitarbeit in der GND zu erleichtern. In einer weiteren Instanz sollen das Datenmodell (also die in der GND modellierten Entitätentypen und deren Eigenschaften) und die auf dem Datenmodell basierenden Regeln für die Erfassung und Pflege von GND-Daten dokumentiert werden. Wie kann eine solche datenbankgestützte Dokumentation i n Wikibase aussehen? Wie kann diese Art der Dokumentation möglichst multivalent genutzt werden? Welche Synergien erhoffen wir uns? Ist es möglich, die Datenelemente der Dokumentation für die Struktur der Zweitwohnsitz-Instanz, für das Mapping zwischen dem Erst- und dem Zweitwohnsitz, für die kontextsensitive Hilfe bei der Datenerfassung, für die Generierung niederschwelliger Einstiegsseiten usw. gleichermaßen zu verwenden? Die bisherigen Überlegungen und Entwicklungen zu diesen Themen werden auf der GNDCon vorgestellt und diskutiert.
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