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Forschungsdaten und digitale Langzeitarchivierung - Überschneidungen und Unterschiede in den Perspektiven der Communities | Michelle Lindlar (TIB) und Natascha Schumann (HeBIS-Verbundzentrale)
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Auswahl- und Priorisierungsaspekte in Archiven | Lutz Bannert (Bundesarchiv)
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Auswahl- und Priorisierungsaspekte in Museen | Margit Rosen (ZKM)
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Auswahl- und Priorisierungsaspekte in Forschungsdatenarchiven | Jonas Recker (GESIS)
Vortrag | Frage | Antwort |
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Forschungsdaten und digitale Langzeitarchivierung - Überschneidungen und Unterschiede in den Perspektiven der Communities (Michelle Lindlar - TIB, Natascha Schumann - HeBIS-Verbundzentrale) | Wurden die vorgestellten Unterschiede im Verständnis auch imZusammenhang mit der Lizensierung von Ressourcen festgestellt? | Ja, Unterschiede im Verständis bzgl. Archivierungsgegenstand / Umfang,zu erhaltene Eigenschaften, etc. bestehen auch im Zusammenhang bzgl. Lizenzierung von Ressourcen. Hier sollte explizit auf Archivierungsprozesse mit eingegangen werden, bzw. diese Fragestellungen direkt im Lizenzierungsprozess eingebettet werden. |
Welche Erfahrungen haben Sie mit der Lesbarkeit langfristig gespeicherter Forschungsdaten, die länger als 10 Jahre aufbewahrt werden müssen? | Die Frage stellt sich eher auf der Ebene des Dateiformats als auf der Ebene von „Forschungsdaten“ / „nicht-Forschungsdaten“. Ein Risiko für die Lesbarkeit stellt nicht unbedingt das Alter des Objekts oder Dateiformats dar, sondern die Komplexität und Verbreitung. Für langfristige Verfügbarkeit muss ein digitales Archiv Wissen um die Dateiformate aufbauen. | |
Wäre es möglich, eine UAG Forschungsdaten/Langzeitarchivierung in nestor zu etablieren? | Es gibt bereits die DINI/nestor AG Forschungsdaten - wir könnten überlegen, ob man in diesem Kontext eine UAG mit Schwerpunkt LZA gründet. | |
Gibt es eine Übersicht aller digitalen Langzeitarchive? (Deutschland, Europa, weltweit?) | Eine gewisse Übersicht bieten die Listen zertifizierter Archive, z.B. auf der Seite des nestor-Siegels oder auf der Core Trust Seal Seite |
Auswahl- und Priorisierungsaspekte in Bibliotheken
(Michelle Lindlar - TIB, Natascha Schumann - HeBIS-Verbundzentrale)
N. Schumann: Die Sicherung in veschiedenen Formaten ist eine gängige Möglichkeit, zum Beispiel die Erstellung einer Nutzungskopie, die für die Nutzer*innen zur Verfügung gestellt werden. Für besondere Bestände ist es aber denkbar, diese redundant an verschiedenen Standorten zu sichern, falls zum Beispiel der eine vollständig ausfallen sollte o.ä.
M. Lindlar: Doppelüberlieferungen an die gleiche Institution werden nicht archiviert; wohl aber ggf. eine „doppelte“ Archiverung zu einer bereits bestehenden Archivierung durch eine andere Institution. Dies kann z.B. der Fall sein, wenn im gleichen Rechtsraum / innerhalb von Deutschland archiviert werden soll (z.B. in Abgrenzung zu Portico) oder aber mit einem bestimmten Archivierungsanspruch (nur-Datenstrom im Gegensatz zu funktionaler LZA) langzeitarchiviert werden soll. Die Entscheidung bzgl. „besonders wertvoller Bestände“ obliegt den jeweiligen Erwerbungs- / Bestandsverantwortlichem im Haus, bzw. dem Management.
N. Schumann: Für die Auswahl werden Kriterien erarbeitet, die sich nach verschiedenen Aspekten richten. Dabei spielen u. a. die signifikanten Eigenschaften eine Rolle, Nutzungsszenarien der Zielgruppen und auch die verschiedene Preservation Level sind angedacht. Die Entscheidung liegt bei den Partnerinstitutionen. Grundsätzlich geht es über die reine Bitstream Preservation hinaus.
M. Lindlar: Aktuell wird alles mit dem gleichen Anspruch der funktionalen Langzeitarchivierung in das Archiv aufgenommen. Ausgeschlossen sind davon nur Objekte, bei denen dies technisch nicht möglich ist, z.B. durch Passwortschutz, der zukünftige Migration in ein neues Format verhindert. Für diese Objekte wird, wie auch in der TIB Preservation Policy beschrieben, nur bitstream preservation eingesetzt.
Auswahl- und Priorisierungsaspekte in Archiven
(Lutz Bannert - Bundesarchiv)
Auswahl- und Priorisierungsaspekte in Museen
(Margit Rosen - ZKM)
Eine kurze Erläuterung zur Akquisition: Das ZKM fragt bei den KünstlerInnen den unkompilierten, kommentierten Quellcode an. Dieser wird in seiner Umgebung (Betriebssystem, Treiber, Bibliothek usw.) gespeichert.
Es folgt ein Testaufbau, in Zusammenarbeit mit den KünstlerInnen. Zudem führen die RestauratorInnen ein Interview zu Fragen des langfristigen Erhalts und der Präsentation des Werks.
Die originalen, fragilen Versionen von Kunstwerken werden erhalten. Während die historischen Versionen noch funktionstüchtig sind, werden sie in der Regel mit Hilfe der KünstlerInnen migriert.
Die Videos werden in folgendem Format digitalisiert und abgespeichert: unkomprimiert, 10 bit, PAL/NTSC, mit Quicktime-Konvertierung.
Die Produktionen des Videostudios werden in folgenden Formaten gesichert: Rohmaterial wird im nativen Aufzeichnungsformat (AVC-Intra im MXF-Container) archiviert, Schnittergebnisse als ProRes422 im QuickTime-Container.
Die computerbasierten Werke werden in folgenden Formaten gesicher: "Unmountable" Disk-Images (erstellt z.B. mit Clonezilla), "Mountable"-Disk-Images oder in Ausnahmefällen als extrahierte Software.
Zur Frage nach den Metadaten – bitte kontaktieren Sie uns unter sammlung-und-archive@zkm.de.
Der unkompilierte, kommentierte Quellcode, den wir von den KünstlerInnen erhalten wird in seiner Umgebung (Betriebssystem, Treiber, Bibliothek usw.) gespeichert.
Bei der Akquisition werden folgende Informationen abgefragt:
1. Auflistung aller elektrischen/mechanischen Komponenten. Wenn möglich mit Bezugsquelle für Ersatzteile.
2. kommentierter Quellcode
3. bei selbstgebauten elektrischen Komponenten oder Platinen: einen Schaltplan mit Bezeichnung aller Bauteile.
4. Blockschaltbild
5. bei selbstgebauten mechanischen Komponenten: wenn möglich eine CAD-Zeichnung.
Andere digitale Formate (Instagram, Facebook etc.) werden derzeit nicht langzeitarchiviert.
Bei jeder Iteration des Werkes wird die endgültige Umsetzung dokumentiert und dann zur Geschichte des Kunstwerks hinzugefügt. Diese Dokumentation kann in Form von Diagrammen, 3D-Modellen, Fotos, Videos usw. erfolgen. Wenn sich die Umsetzung von den Vorgaben unterscheidet, die unter den optimalen Bedingungen für die Präsentation des Werkes festgelegt wurden, werden die Begründungen dokumentiert.
Im Rahmen der Rezeption interaktiver Werke (nicht nur Installationen oder sogar digitale Werke) erlaubt eine ergonomische Analyse, die Aktivität und Erfahrung der BesucherInnen einer Kunstausstellung zu analysieren. Die ergonomische Analyse berücksichtigt mehrere Faktoren: den emotionalen Faktor (alles, was mit Erfahrung zu tun hat), den interaktiven oder dialogischen Faktor (wie und mit welchen Medien die NutzerInnen in Kontakt kommen), den gestischen Faktor (Beschreibung der Gesten), den Reaktionsfaktor (wie das Kunstwerk reagiert) und den kausalen Faktor (Ursache-Wirkungs-Beziehung zwischen Geste und Reaktion).
Zusätzlich enthält die Dokumentation des künstlerischen und technologischen Kontextes die notwendigen Informationen über das technologische Umfeld zum Zeitpunkt der Entstehung des Werkes, das heißt, die damals verfügbaren Medien und die inhärenten Beschränkungen.
Es ist wichtig, die ursprüngliche Absicht und ihre Verwirklichung in ihrem ursprünglichen Kontext zu dokumentieren, um unnötige "Verbesserungen" des Werkes während der Konservierungsbehandlung zu vermeiden (z.B. Leistung der Hardware, Bildqualität usw.). (Morgane Stricot)
Ein Hinweis: Für die Langzeitarchivierung des institutionellen Archivs von Museen gibt es derzeit ein Pilotprojekt des Landesarchivs Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit dem Landesmuseum Württemberg: LAZARMUS (Langzeitarchivierung von Museumsdaten).
Auswahl- und Priorisierungsaspekte in Forschungsdatenarchiven
(Jonas Recker - GESIS)