Aufgaben und Ziele

Im Zentrum performativer Praktiken sowie der darauf bezogenen wissenschaftlichen Forschung stehen Ereignisse und Prozesse, die mit Begriffen wie Probe, Inszenierung, Aufführung, Performance etc. umschrieben werden. Diese Ereignisse müssen – um quellenbasiert erforscht und eindeutig referenziert werden zu können – kontextualisiert werden. Unter Performing Arts werden alle Bereiche der szenischen Praxis verstanden, also Schauspiel, Musiktheater, Figuren- und Objekttheater, Tanz, Kabarett, Performance und Medienkunst und viele mehr. Dafür sollen auch der Austausch und die Zusammenarbeit mit anderen STA-AGs (zum Beispiel zu Musik, Bild und AV-Ressourcen) etabliert werden.
Im Bereich der Performing Arts sind es vor allem die GLAM-Institutionen und die wissenschaftliche Forschung, daneben aber auch weitere Stakeholder wie Theater, Veranstalter, Verbände et cetera, die strukturierte Daten, Standardisierung und Interoperabilität benötigen, um damit den Datenaustausch zu verbessern und Voraussetzungen für den freien Zugang zu Information und Beständen zu schaffen. Langfristig soll die Entwicklung hin zu vernetzten Daten – Linked Open Data – ermöglicht werden. Hierfür ist es unter anderem erforderlich, Minimalstandards für eine eindeutige Identifizierung, zum Beispiel von Ereignissen und Produktionen, und zur Disambiguierung zu bestimmen. Übergeordnetes Ziel der AG ist die gemeinsame Verständigung über Begriffe, Vokabulare und die Modellierung von Normdaten für Ereignisse, um die Datenqualität für eine nachhaltige Erforschung der Performing Arts zu sichern. Die Standards und Regelwerke müssen daher laufend an die Entwicklungen angepasst werden. 
Insbesondere gilt es, die in den GLAM-Institutionen zum Thema Theater und Tanz aufbewahrten Materialien und Dokumente nachvollziehbar zu verbinden und miteinander zu vernetzen. In vielen Erschließungsumgebungen – sowohl in den Gedächtnisinstitutionen als auch in einzelnen Forschungsprojekten – wird die Entität „Ereignis“ noch nicht, rudimentär und zumeist in unsystematischer Form (zum Beispiel in Freitextfeldern) erfasst. Zu diesem Desiderat werden Lösungsvorschläge zu entwickeln sein, die für das breite Spektrum ereignisbasierter Prozesse anwendbar sind. 
Konkrete Arbeitsvorhaben der AG Performing Arts sind effiziente Erschließungs-Handreichungen, eine fachlich adäquate und nachhaltige Datenmodellierung sowie die Erweiterung von GND-Daten in Hinblick auf die Performing Arts. Dazu werden Kommunikationsstrukturen etabliert, die auch über die einzelnen Institutionen hinaus einen nachhaltigen Dialog der Stakeholder sicherstellen, so dass die Arbeitspakete der AG sowohl theoretisch fundiert als auch praktisch anwendbar sind. Über ihre Mitglieder ist eine enge Verzahnung zwischen den Gedächtnisinstitutionen, den Forschenden / Lehrenden sowie mit der künstlerischen Praxis und anderen national wie international agierenden Initiativen und Gremien gewährleistet.
Im Folgenden werden die einzelnen aus den Bedarfen der Performing Arts heraus und im Hinblick auf die GND entwickelten Arbeitspakete skizziert, die als Meilensteine gelten können auf dem Weg hin zu einer effizienten Datenmodellierung und -vernetzung.

Arbeitspaket 1: Abgleichen mit der GND-Entität “Werk” (wit)
Bisher liegt der Schwerpunkt der Nutzung der GND - aufgrund ihrer eigenen Tradition - bei Bibliotheken und der Erschließung von gedruckten Werken beziehungsweise Texten. Im AP 1 wird geprüft, wie das WEMI-Modell (Work – Expression – Manifestation – Item) auf der Work-Ebene für die Werke der Performing Arts aussehen müsste, ob und inwieweit man sich dafür am Entitätstyp “Werke der Musik”(wim) orientieren könnte und an welchen Stellen Anpassungen oder Erweiterungen notwendig sind.
1.1 Analysieren des Entitätstyps “Werke der Musik” (wim)
1.2 Erfassungsmöglichkeiten für Produktionen/Inszenierungswerke der Performing Arts prüfen
1.3 Erfassungsbedarfe für die Verzeichnung von Werken der Performing Arts in der GND klären und mit den benachbarten Arbeitsgruppen, darunter AG AV-Ressourcen und AG-Musik, diskutieren
Arbeitspaket 2: Sachbegriffe und Formangaben der GND
In Abstimmung mit den Arbeitspaketen 1 und 4 geht es hier pragmatisch um die zeitnahe Ergänzung und Erweiterung der GND zunächst in bestimmten Teilbereichen – so bei normierten Sachbegriffen und Formangaben für die Performing Arts, um die aktuelle Erfassungsarbeit zu erleichtern und inhaltlich differenzierter zu gestalten. Ergänzt werden hierbei insbesondere Berufs- und Funktionsbezeichnungen für beteiligte Personen sowie Beziehungsbezeichnungen (Code-relator-types) innerhalb der Performing Arts.
2.1. Sachbegriffe und ihre Beziehungen für den Bereich der Performing Arts definieren, community-basiert priorisieren und in die GND einbringen; [Vorschlag A.B.] Begriffe prüfen, die aus der Community dem Redaktionsteam Formangaben als Bedarfe gemeldet wurden.
2.2 Korrekturarbeit an den schon in der GND vorhandenen Sachbegriffen
2.3 Einbringen von Code-relator-types für die Beziehungsbezeichnung bei Personen
Arbeitspaket 3: Prüfen vorhandener Datenmodelle
Im Bereich der Performing Arts wurden in unterschiedlichen Kontexten/Projekten Erfassungsmodelle und Datenbanken erarbeitet, die in Hinblick auf ihre jeweiligen Zwecke, Gemeinsamkeiten, Unterschiede sowie bisher noch fehlende Elemente geprüft werden müssen. Neben der Analyse von Datenmodellen als gemeinsamer Referenzpunkt für die diversen Bedürfnisse der Performing Arts ist das Ziel dieses Arbeitspaketes die Vorbereitung einer verbesserten Datenstrukturierung und -modellierung (in Abstimmung mit Arbeitspaket 4).
3.1 Erfassung vorhandener Datenmodelle zur Strukturierung von Daten der Performing Arts
3.2 Analyse und Auswertung der Datenmodelle, zum Beispiel hinsichtlich ihrer Eignung für die Beschreibung von Objekten oder Events
3.3 Herausarbeitung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden im Hinblick auf das Mapping von Datenmodellen beziehungsweise die Bereitsstellung von Schnittstellen und Austauschformaten
Arbeitspaket 4: Prüfen und Definieren von Kerninformationen (normierte Vokabulare). Erarbeitung von Standards zur Erfassung von Produktionen/Inszenierungswerken
Zur Weiterentwicklung existierender Normdaten und Datenmodelle sind sowohl fachwissenschaftliche Perspektiven als auch Bedarfe der Theaterpraxis zu berücksichtigen: Welche Kerninformationen sind notwendig, um Produktionen/Inszenierungswerke eindeutig zu identifizieren? Welche Daten braucht es darüber hinaus, um den Bedarfen von Forschung und Sammlungen gerecht zu werden? Die zu erarbeitenden Kerninformationen sollen geeignet sein, sowohl historische als auch aktuelle performative Praktiken, Prozesse und Ereignisse zu erfassen. Zu klären ist – in Abstimmung mit den Arbeitspaketen 1 und 3 – welche dieser definierten Kerninformationen in der GND referenziert werden können.
4.1 Analyse und Definition zentraler fachwissenschaftlicher Begriffe und ihrer Beziehungen zueinander
4.2 Festlegung der Kerninformationen in einem integrativen Datenmodell zur Beschreibung von Produktionen/Inszenierungswerken
4.3 Definition eines erweiterten Datensatzes für Produktionen/Inszenierungswerke in umfassenden Datenbanken
4.4 Erstellung von Leitlinien und Handreichungen (best practices, Q&A, et cetera) für Erfassung und Erschließung
Arbeitspaket 5:
Hier handelt es sich um Querschnittsaufgaben, die alle anderen Arbeitspakete begleiten bzw. von diesen mit bearbeitet werden. Diese Arbeit wird gemeinsam zwischen den GLAM-Institutionen und der Community der Performing Arts (Praxis & Wissenschaft) erfolgen, um eine möglichst breite Akzeptanz und Anwendung zu erreichen und darüber hinaus die Performing Arts und ihre Dokumentation stärker im Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit zu verankern.
Ziele:
5.1 Transfer von fachlicher Expertise und entsprechenden Kompetenzen
5.2 Stärkung der Informationsinfrastruktur für die Performing Arts
5.3 Kommunikation von Forschungsergebnissen und Normdaten

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