Auswahl- und Priorisierungsaspekte in Bibliotheken | Michelle Lindlar (TIB) und Natascha Schumann (HeBIS-Verbundzentrale)


FrageAntwort
Wer arbeitet beim Preingest zusammen? Werden Forschende eingebunden oder werden die Daten bereits von der jeweiligen Hochschule vorbereitet bzw. kuratiert?Im LaVaH-Projekt werden in dieser Phase keine Forschungsdaten berücksichtigt. Die Kuratierung erfolgt an den Partnerinstitutionen. Das sind aktuell die fünf hessischen Universitäten, die ihre lokalen Datenkuratoren zumeist an den UBs angesiedelt haben.
Zielt die verteilte Archivierung auf bestimmte Datentypen oder spezifische Angebote für spezifische Disziplinen?Im LaVaH Projekt bezieht sich die verteilte Infrastruktur nicht auf die Speicherung der Objekte, die erfolgt zentral. Die Partnerinstitutionen bereiten „ihre“ Objekte jeweils vor. 
Es scheint, dass LaVah weniger auf Forschungsdaten ausgerichtet ist. Es geht eher um Archivierung von Dokumenten, Digitalisaten etc. richtig?Ja, in der ersten Projektphase werden Textformate, Bilder, Audio- und Videoformate berücksichtigt.
Wer sind die Datenkurator*nnen von LaVaH an den Hochschulen? Welches Qualifikationsprofil wird benötigt?Mitarbeiter*innen an den Partnerhochschulen, aktuell oft an den UBs angesiedelt, mit bibliothekarisch/archivarischen Kenntnissen und Schnittstellenkompetenz.
Warum wird die Frage nach der Archivierung der Bachelor-/Masterarbeiten aufgeworfen? Es gibt eine Hess. Immatrikulationsverordnung, die 5 Jahre Aufbewahrung vorsieht, danach kassabel. Zudem müsste man auf dieser Qualifikationsstufe die Einwilligung der Urheber einholen.Mit Verweis auf den Vortrag von Micky Lindlar war hier nicht das „Müssen“ gemeint, sondern ein mögliches „Wollen“. 
Warum sollten Doppelüberlieferungen angelegt werden? Wer entscheidet über "besonders wertvolle Bestände"? Denkbar wäre, "technisch schwierige Bestände" für eine befristete Zeit in zwei Formen aufzubewahren.

N. Schumann: Die Sicherung in veschiedenen Formaten ist eine gängige Möglichkeit, zum Beispiel die Erstellung einer Nutzungskopie, die für die Nutzer*innen zur Verfügung gestellt werden. Für besondere Bestände ist es aber denkbar, diese redundant an verschiedenen Standorten zu sichern, falls zum Beispiel der eine vollständig ausfallen sollte o.ä.


M. Lindlar: Doppelüberlieferungen an die gleiche Institution werden nicht archiviert; wohl aber ggf. eine „doppelte“ Archiverung zu einer bereits bestehenden Archivierung durch eine andere Institution. Dies kann z.B. der Fall sein, wenn im gleichen Rechtsraum / innerhalb von Deutschland archiviert werden soll (z.B. in Abgrenzung zu Portico) oder aber mit einem bestimmten Archivierungsanspruch (nur-Datenstrom im Gegensatz zu funktionaler LZA) langzeitarchiviert werden soll. Die Entscheidung bzgl. „besonders wertvoller Bestände“ obliegt den jeweiligen Erwerbungs- / Bestandsverantwortlichem im Haus, bzw. dem Management.

Werden auch bei der Datenkuratierung in der Pre-Ingest-Phase Auswahlkritieren angewendet? Werden z.B. abhängig von der Besonderheit der Werke aufwändigere Preservation-Events vorgenommen oder die Daten nur auf Ebene des Bitstreams archiviert und wer trifft jeweils diese Entscheidungen?

N. Schumann: Für die Auswahl werden Kriterien erarbeitet, die sich nach verschiedenen Aspekten richten. Dabei spielen u. a. die signifikanten Eigenschaften eine Rolle, Nutzungsszenarien der Zielgruppen und auch die verschiedene Preservation Level sind angedacht. Die Entscheidung liegt bei den Partnerinstitutionen. Grundsätzlich geht es über die reine Bitstream Preservation hinaus.


M. Lindlar: Aktuell wird alles mit dem gleichen Anspruch der funktionalen Langzeitarchivierung in das Archiv aufgenommen. Ausgeschlossen sind davon nur Objekte, bei denen dies technisch nicht möglich ist, z.B. durch Passwortschutz, der zukünftige Migration in ein neues Format verhindert. Für diese Objekte wird, wie auch in der TIB Preservation Policy beschrieben, nur bitstream preservation eingesetzt.

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