Die Idee
Der GND Community Space (GNDcs) baut eine Brücke zwischen der öffentlich zugänglichen GND und Community-Bedürfnissen für die Arbeit an Normdaten. Er schafft einen Raum für die Zusammenarbeit jenseits der Systemumgebung der GND. Mit diesem Angebot soll die Schwelle zur aktiven Mitarbeit gesenkt und zusätzliche Expertise für die Sicherung der Verlässlichkeit von Normdaten gewonnen werden. Gleichzeitig wird gewährleistet, dass die Regelkonformität der Datensätze – eine zentrale Voraussetzung für ihre Qualität – auch bei der späteren Übernahme in das Produktivsystem der GND gewahrt bleibt.
Im Sinne des im GND-Entwicklungsprogramm formulierten Öffnungsansatzes wird die GND auf allen Ebenen weiterentwickelt: organisatorisch durch die GND-Agenturen und die Interessengruppen im STA-Netzwerk, regelwerkseitig durch die GND-Dokumentation, kommunikativ über die Angebote der GND-Website und den Kommunikationsräume, wie den GND-Foren, und technisch durch Werkzeuge wie den GND Explorer, den GND Reconciliation Service und nun den GNDcs. Mit dem GNDcs werden die technischen Grundlagen für eine moderne, offene und integrative GND weiter ausgebaut. Die Mitarbeit wird vereinfacht, ohne die Integrität der Normdaten zu gefährden
Der GNDcs dient erstens als Inkubator für neue GND-Normdatensätze und zweitens als Bereich, um Informationen zu ergänzen, die allgemein hilfreich für die Bedarfe einer Community sein mögen, aber über die Grundfunktion eines GND-Normdatensatzes hinausgehen. Der Feedback-Dienst ist ein von der Plattform unterstütztes Angebot, um Wünschen zu allen Entitätstypen nach Ergänzung oder Korrektur, in Einklang mit den Regeln der GND, stattgeben zu können. Die Informationen können nach einem Qualitätssicherungsprozess durch Redakteure in die GND übernommen, aber auch verworfen werden; in diesem Fall stünden sie dennoch dauerhaft den Beitragenden als GNDcs-Entitäten zur Verfügung. Technisch handelt es sich beim GNDcs um ein eigenständiges System. Zum Verwalten der Daten wird ein eigenes Backend verwendet, die dort erstellten Entitäten erhalten eine persistente Identifikationsnummer und werden als GNDcs gekennzeichnet.
Die Eckpunkte
Der GND Community Space (GNDcs) ist ein partizipativer Datenraum rund um die Gemeinsame Normdatei (GND), Dort haben User des GNDcs folgende Möglichkeiten:
1.) Inkubator: neue Entitäten anlegen, diskutieren und zur Aufnahme in die GND vorschlagen.
2.) Feedback-Dienst: Änderungsvorschläge für bestehende GND-Entitäten anlegen.
3.) Anreicherungsdienst: Zusatzinformationen zu Entitäten anlegen.
Der GND Community Space wendet sich an Mitarbeitende in Institutionen wie Bibliotheken, Archiven, Museen, Sammlungen und Einrichtungen der Wissenschaft und Forschung.
Der Nutzen für die GND-Community
- Aktualität: Schnellere Integration neuer Entwicklungen
- Qualität: Community-basierte Fehlerkorrektur
- Anreicherung: Zusatzinformationen ohne Kernstruktur-Belastung
- Partizipation: Aktive Einbindung der Nutzergemeinschaft
Zum Inkubator
Beispiel
In einem Forschungsprojekt sollen Normsätze zu historischen Personen angelegt werden.
Weitere Aspekte:
- Zielgruppe für die erste Umsetzung des Dienstes sind FIDs und Forschungsprojekte.
- Die Zuständigkeiten für die Daten sind wie bei konventionellen GND-Datensätzen klar zu regeln.
- Langfristig sollen alle Entitätstypen unterstützt werden.
- GNDcs-Entitäten sind im GND Explorer recherchierbar, sind aber klar von den eigentlichen GND-Sätzen abgegrenzt.
- GNDcs-Entitäten können (aber müssen nicht) in die GND übernommen werden.
- Für das Anlegen von GNDcs-Entitäten ist eine spezielle Berechtigung erforderlich.
- Auch für GNDcs-Entitäten gilt es, Dubletten zu vermeiden. Weder in der GND noch im GNDcs darf die Entität bereits existieren. Vor dem Neuanlegen muss entsprechend recherchiert werden. (Fehler können natürlich passieren.)
- Für GNDcs-Entitäten gelten dieselben Erfassungsregeln wie für die GND.
- GNDcs-Entitäten können seitens der GND-Hauptredaktion oder der zuständigen GND-Agenturen gelöscht werden. Die Regeln und Workflows hierfür gilt es noch zu klären.
- Mittelfristig soll der Inkubator einen automatischen EntityXML-Import unterstützen.
Zum Feedback-Dienst
Beispiele
- Eine Autorin findet eine unzutreffende Angabe in ihrem GND-Satz und möchte diesen korrigiert sehen.
- Ein Forschender möchte eine fehlende Angabe in einem GND-Werksatz ergänzen.
Weitere Aspekte:
- Die Vorschläge können (aber müssen nicht) in die GND übernommen werden.
- Vorschläge können öffentlich und nicht-öffentlich eingereicht werden.
- Nicht-öffentliche Vorschläge können ausschließlich von dafür freigeschalteten Hauptredakteuren eingesehen und bearbeitet werden.
- Öffentliche Vorschläge können im GND-Explorer eingeblendet werden.
Zum Anreicherungsdienst
Beispiele
- zusätzliche Identifier
- detaillierte Geoinformationen (Polygonzüge)
- Informationen aus BEACON-Dateien
- Bilddaten wie Wasserzeichen oder Stempel zum Zwecke der Disambiguierung
Weitere Aspekte:
- Die Informationen verbleiben dauerhaft außerhalb der GND.
- Die Zuständigkeiten für die Daten sind wie bei konventionellen GND-Sätzen klar zu regeln.
- Die Informationen können als "Community Daten" im GND Explorer eingeblendet werden.
Planung und Status
Das Vorhaben wird schrittweise im Rahmen unterschiedlicher Projekte umgesetzt. Die Priorisierung der Umsetzungsschritte erfolgt konsequent nach Bedarf und Finanzierungslage. Das geschilderte Gesamtkonzept fungiert als Rahmen, damit Einzelentwicklungen für Projekte zum Erreichen spezielle Funktionalitäten miteinander harmonieren und ein integriertes Gesamtsystem ergeben.
Erste Grundlagen wurden im Rahmen der Projekte ORCID DE und ORCID DE 2 mit dem Aufbau eines GND-Claiming- und Feedbackservice gelegt, Diese Grundlagen werden aktuell im Rahmen verschiedener NFDI-Projekte erweitert. Ein erster Release von Teilfunktionalitäten des GND-Community Space für das 1. Halbjahr 2026 geplant. Hier wird es insbesondere um die Möglichkeit zur Anreichung von geografischen Informationen gehen.

2 Kommentare
Pohl, Adrian sagt:
2025-11-20Ich bin über die Wiki-Benachrichtigungen auf dieses Konzept gestoßen. Es fällt mir auf, dass immer weitere zusätzliche Systeme gebaut werden zur Interaktion mit GND-Daten: zum DNB OPAC, GND Explorer, EntityFacts, lobid-gnd, OGND etc. kam kürzlich noch https://sparql.dnb.de/ dazu, jetzt kommt noch GNDcs. Prinzipiell bringt das die beispielhafte Offenheit der GND-Daten und -Community mit sich und ist zu begrüßen. Auf der anderen Seite ist es keine gute User Experience für Menschen, die das Ökosystem nicht schon kennen. Ich fänd es gut, wenn wir perspektivisch über eine Konsolidierung nachdenken würden.
Im konkreten Fall könnte ich mir vorstellen, dass GNDcs an die existierenden GND-URIs anknüpft, etwa durch die Nutzung entsprechender Web-Standards wie z.B. Linked Data Notifications (https://www.w3.org/TR/ldn/) oder auch ActivityPub. Viele Prozesse (Änderungsvorschläge, kommentieren etc.) könnten im Hintergrund über eine Inbox geregelt werden, die einem jeden GND-Eintrag zugewiesen wird. Dadurch bestünde auch die Möglichkeit auf existierendes Tooling zurückzugreifen. Kurz, ich wünsche mir: Evaluierung existierender Social-Web-Protokolle für die Umsetzung dieses techno-sozialen GNDcs-Systems, um langfristig Interoperabilität zu gewährleisten und von der dahinterliegenden technischen Implementierung zu Abstrahieren.
(Mein Vorschlag wird für Kett, Jürgen wenig überraschend sein, da wir sowas ja bereits in der Vergangenheit diskutiert haben.)
Kett, Jürgen sagt:
2025-11-20Das sind alles richtige Punkte. Die soziale und fachliche Interaktion rund um bestehende Daten ist ein Teilaspekt. Bei diesem bin ich ganz deiner Meinung (und habe auch unsere Gespräche dazu in der Tat nicht vergessen).
Zur Produktvielfalt: In deiner Aufzählungen fehlten noch die verschiedenen Webformulare, die WinIBW, die Schnittstellen SCUSI, SRU/SRU-Update, OAI, etc. Um hier langfristig für mehr Übersicht und eine bessere User Experience zu sorgen, soll der Community-Space möglichst viele der noch benötigten Funktionen bündeln und manche der bestehenden Angebote integrieren.