Auswahl- und Priorisierungsaspekte in Museen | Margit Rosen (ZKM)


FrageAntwort
LTO auf Stand 2004 ist ja heute nicht mehr lesbar. Wurden die alten Bänder auf die heute lesbare Generationen überführt?Die Bestände wurden 2014 auf LTO 6 migriert.
Hat das ZKM eine Möglichkeit, 5.25 '' Disketten (Floppies) auszulesen?Ja. 
Werden die Inventarblätter bzw. Inventardatensätze zu den Objekten der Sammlung ebenfalls in das LZA übernommen?Bisher wurden die Inventarblätter nicht mit das LZA übernommen, die Daten sind über eine ID mit der Verzeichnung in der Sammlungsdatenbank verbunden. Wie Metainformationen zusammen mit den Objekten gesichert werden können, wird derzeit evaluiert.
Machen Sie bei digitalen Kunstwerken den Künstlern bei der Beschaffung Vorgaben bzgl. der Formate oder sind solche Vorgaben völlig unrealistisch?Da die Werke bereits existieren, können hier nur begrenzt auf die Formate einwirken.

Eine kurze Erläuterung zur Akquisition: Das ZKM fragt bei den KünstlerInnen den unkompilierten, kommentierten Quellcode an. Dieser wird in seiner Umgebung (Betriebssystem, Treiber, Bibliothek usw.) gespeichert.
Es folgt ein Testaufbau, in Zusammenarbeit mit den KünstlerInnen. Zudem führen die RestauratorInnen ein Interview zu Fragen des langfristigen Erhalts und der Präsentation des Werks. 
Gibt es konzeptionelle Überlegungen wie man ggf. auf die archivierten Bestände zugreifen kann, insbesondere vor dem Hintergrund, dass techniche Begebenheiten sich ändern?Anstatt nur Backups, Archivkopien der Softwareumgebung des Kunstwerks auf unseren Servern und Magnetbändern zu speichern, implementieren wir diese zusätzlich auf Ersatzrechnern und erstellen somit mehrere, identische und funktionale Exemplare der gesamten Hardware/Software-Umgebung.
Die originalen, fragilen Versionen von Kunstwerken werden erhalten. Während die historischen Versionen noch funktionstüchtig sind, werden sie in der Regel mit Hilfe der KünstlerInnen migriert.
Wie wählen Sie die Dateiformate aus, die archiviert werden? Welche Metadaten werden verwaltet?Derzeit geben wir systematisch nur Digitalisate von Videos in die Langzeitarchivierung, die Daten computerbasierter Kunstwerke sowie die Produktionsdaten des Videostudios.

Die Videos werden in folgendem Format digitalisiert und abgespeichert: unkomprimiert, 10 bit, PAL/NTSC, mit Quicktime-Konvertierung.

Die Produktionen des Videostudios werden in folgenden Formaten gesichert: Rohmaterial wird im nativen Aufzeichnungsformat (AVC-Intra im MXF-Container) archiviert, Schnittergebnisse als ProRes422 im QuickTime-Container.

Die computerbasierten Werke werden in folgenden Formaten gesicher: "Unmountable" Disk-Images (erstellt z.B. mit Clonezilla), "Mountable"-Disk-Images oder in Ausnahmefällen als extrahierte Software.

Zur Frage nach den Metadaten – bitte kontaktieren Sie uns unter sammlung-und-archive@zkm.de.
Woher stammen die Geräte aus dem Labor für antiquierte Videosysteme und wer pflegt die Technik?Die Geräte stammen aus Vorlässen und Nachlässen von KünstlerInnen, wurden dem ZKM geschenkt oder von unterschiedlichen Händlern weltweit erworben. Ein als Fernsehtechniker ausgebildeter Mitarbeiter pflegt die historische Technik.  
Wie wird mit spezifischen Hardware-Software-Kombinationen umgegangen? Wie stellt man sicher, dass z.B. Mediekunst mit Robotik-Elementen auch in 20 Jahren wieder aktiviert werden kann?Anstatt nur Backups, Archivkopien der Softwareumgebung des Kunstwerks auf unseren Servern und Magnetbändern zu speichern, implementieren wir diese zusätzlich auf Ersatzrechnern und erstellen somit mehrere, identische und funktionale Exemplare der gesamten Hardware/Software-Umgebung.

Der unkompilierte, kommentierte Quellcode, den wir von den KünstlerInnen erhalten wird in seiner Umgebung (Betriebssystem, Treiber, Bibliothek usw.) gespeichert.

Bei der Akquisition werden folgende Informationen abgefragt:
1. Auflistung aller elektrischen/mechanischen Komponenten. Wenn möglich mit Bezugsquelle für Ersatzteile.
2. kommentierter Quellcode
3. bei selbstgebauten elektrischen Komponenten oder Platinen: einen Schaltplan mit Bezeichnung aller Bauteile.
4. Blockschaltbild
5. bei selbstgebauten mechanischen Komponenten: wenn möglich eine CAD-Zeichnung.
Gibt es bei den digitalen Anwendungen aus dem Ausstellungs- und vermittlungsbereich im Gegensatz zu den digitalen Kunstwerken ebenfalls eine komplette Erfassung, oder wird in diesem Bereich ausgewählt?Derzeit geben wir aus den Arbeitsbereichen Kommunikation und Museumspädagogik nur Videos in die Langzeitarchivierung. Die mitlerweile etwa 2.400 Produktionen wurden alle archiviert.
Andere digitale Formate (Instagram, Facebook etc.) werden derzeit nicht langzeitarchiviert. 
Gibt es für die Handhabeung von LZA und Wissenstransfer einen strategischen Rahmen/eine Strategie?Wir sind derzeit dabei, die Praxis der vergangenen Jahre zu verschriftlichen und eine Strategie für künftigen Wissenstransfer auszuarbeiten. 
Wenn ich es richtig verstehe, archivieren Sie nach dem Prinzip der Funktionserhaltung (und auch Substanzerhaltung). Archivieren Sie auch zeitgeschichtliche Kontextinformationen und Interaktionen mit BenutzerInnen etc., um das „Look and Feel“ zu dokumentieren?Die ergonomische Dokumentation und eine Dokumentation der Interaktivität werden auf der Grundlage des Caianiello-Moduls zur Dokumentation von Interaktion erstellt.

Bei jeder Iteration des Werkes wird die endgültige Umsetzung dokumentiert und dann zur Geschichte des Kunstwerks hinzugefügt. Diese Dokumentation kann in Form von Diagrammen, 3D-Modellen, Fotos, Videos usw. erfolgen. Wenn sich die Umsetzung von den Vorgaben unterscheidet, die unter den optimalen Bedingungen für die Präsentation des Werkes festgelegt wurden, werden die Begründungen dokumentiert. 

Im Rahmen der Rezeption interaktiver Werke (nicht nur Installationen oder sogar digitale Werke) erlaubt eine ergonomische Analyse, die Aktivität und Erfahrung der BesucherInnen einer Kunstausstellung zu analysieren. Die ergonomische Analyse berücksichtigt mehrere Faktoren: den emotionalen Faktor (alles, was mit Erfahrung zu tun hat), den interaktiven oder dialogischen Faktor (wie und mit welchen Medien die NutzerInnen in Kontakt kommen), den gestischen Faktor (Beschreibung der Gesten), den Reaktionsfaktor (wie das Kunstwerk reagiert) und den kausalen Faktor (Ursache-Wirkungs-Beziehung zwischen Geste und Reaktion).

Zusätzlich enthält die Dokumentation des künstlerischen und technologischen Kontextes die notwendigen Informationen über das technologische Umfeld zum Zeitpunkt der Entstehung des Werkes, das heißt, die damals verfügbaren Medien und die inhärenten Beschränkungen.

Es ist wichtig, die ursprüngliche Absicht und ihre Verwirklichung in ihrem ursprünglichen Kontext zu dokumentieren, um unnötige "Verbesserungen" des Werkes während der Konservierungsbehandlung zu vermeiden (z.B. Leistung der Hardware, Bildqualität usw.). (Morgane Stricot)
Wird LZA in allen Projekten des ZKM schon von Anfang an mitgedacht? Ist das bewusstsein für LZA bei allen Mitarbeiterinnen vorhanden?Im Bereich Sammlung & Restaurierung (Video/Audio, computerbasierte Werke) sowie dem Archiv wird Langzeitarchivierung bei allen Entscheidungen mitgedacht. Das Thema ist jedoch nicht in allen Abteilungen des Hauses gleichermaßen präsent.

Ein Hinweis: Für die Langzeitarchivierung des institutionellen Archivs von Museen gibt es derzeit ein Pilotprojekt des Landesarchivs Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit dem Landesmuseum Württemberg: LAZARMUS (Langzeitarchivierung von Museumsdaten).
Wie ist die Verbindung von LZA zum Objektdokumentationssystem? Werden LZA-Links ins Dokumentationssystem übernommen?In den Datenbanken werden die Identifier der LZA-Daten eingetragen. 
  • Keine Stichwörter