Auswahl- und Priorisierungsaspekte in Forschungsdatenarchiven | Jonas Recker (GESIS)




FrageAntwort
Stehen die angesprochenen Videoaufnahmen auch für Forschenden zur Nutzung zur Verfügung? Wenn ja, wie ist die Nutzung möglich - onsite oder per download? Wie werden sie anonymisiert? Erläuterung: Im Vortrag wurden Videos von Unterrichtsbeobachtungen als Beispiel für Forschungsdaten genannt, die nur mit großen Aufwänden für eine Archivierung und Nachnutzung aufbereitet werden können.
GESIS selbst archiviert solche Videos nicht. Das DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation hat aber z.B. Erfahrung mit audiovisuellen Forschungsdaten.

Grundsätzlich: Ob und wie solche Daten dann genutzt werden können, muss von Fall zu Fall entschieden werden. Eine reine Onsite-Nutzung mit einem entsprechenden Nutzungsvetrag ist eine Möglichkeit, sensitive Daten zugänglich zu machen. 
Lässt sich das GESIS-Datenarchiv Nutzungsrechte bei der Übernahme einräumen?Ja, GESIS lässt sich ein einfaches Nutzungsrecht übertragen, damit wir die Daten speichern, vervielfältigen (z.B. im Rahmen von Sicherungskopien) und unter den vertraglich vereinbarten Zugangsbedingungen zur Nutzung anbieten können.
Wie lässt sich die Frage nach dem machtvollen Auswahlprozess in der Institution abbilden? Also eher weg von der indivudiuellen Archivar*in. Geht das ohne die Forschungscommunities?Erläuterung: die Frage bezog sich auf das Thema "Auswahlpraxis kritisch reflektieren" und das Konzept von "Feminist standpoint appraisal".

Forschungsdatenarchive sind bei der Festlegung von Kriterien für die Auswahl von Daten für die Archivierung unbedingt auf die Forschungscommunities angewiesen (wie auch alle anderen Archive sich ja an ihren Designated Communities orientieren). Aber auch wir als Archivar*innen, die die Auswahlkriterien ja anwenden, müssen uns und unsere Positionierung reflektieren. Ich denke also, der Prozess muss von mehreren Seiten her angestoßen werden. 
Wie dokumentieren Sie Ihre Bewertungsentscheidungen?Wir arbeiten bei GESIS mit einer Ingest-Checkliste, in der wir Entscheidungen (auch Ablehnungsentscheidungen) dokumentieren. 
Wie geht ihr mit sich entwickelnden Rechten und Einstellungen um. Es ändern sich Gesetze, aber auch beispielsweise Ideen, wie beispielsweise ethischen Problemstellungen wie informed consent aussieht.Das ist tatsächlich eine große Herausforderung. Zum Beispiel stehen im Internet immer größere Datenbestände zur Verfügung, die man mit Umfragedaten kombinieren kann. Dies kann dazu führen, dass man die Anonymisierung der Daten anpassen muss.
Ein Beispiel aus den Sozialwissenschaften ist die Einbeziehung von Geodaten in die Analysen. Dies birgt neue De-Anonymisierungsrisiken und stellt eine neue Arbeitsweise dar, auf die wir als Achiv reagieren müssen.
Das Problem verdeutlicht, wie wichtig es ist, den Bestand regelmäßig unter Berücksichtigung der aktuell geltenden Auswahlkriterien erneut zu überprüfen und hier ggf. tätig zu werden. Hierzu ist eine gute Einbindung in die Forschungscommunity notwendig - es ist z.B. wichtig, dass fachspezifische Archive eine gute Kenntnis der Standard-Forschungsmethoden haben, mit der die Desginated Community arbeitet. 
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