Das Ziel der RNAB ist es, die „Regeln zur Erschließung von Nachlässen und Autographen“ (RNA)1 an eine Welt neuer Standards anzupassen. Eine wesentliche Neuerung der RNAB besteht darin, dass die Beziehungen zwischen Ressourcen innerhalb eines Bestands transparent gemacht werden. Dabei werden die mit den Ressourcen in Beziehung stehenden Entitäten wie Akteurinnen/Akteure, Orte und Themen unter Zuhilfenahme von Normdaten bestimmt (vgl. Vorbemerkung zu B-2). Die Beziehungen selbst können durch Verwendung von kontrolliertem Vokabular dargestellt werden. Die RNAB schlägt Begriffe und Definitionen für die Kennzeichnung der Beziehungen von Akteurinnen und Akteuren zu Ressourcen (Beziehungskennzeichnung Akteurinnen/Akteure vgl. Anhang 3.1) und von Ressourcen zu Werken (Beziehungskennzeichnung Werke, vgl. Anhang 3.2) vor.
Die den RDA zugrundeliegende Aufteilung der Eigenschaften einer Ressource in die Werk-, Expression-, Manifestation- und Exemplar-Ebene (WEMI) ist für die in der RNAB behandelten Ressourcen nur bedingt sinnvoll. Da die Ressourcen in vielen Fällen unikalen Charakter haben oder auch gar kein Werk verkörpern, wird von dieser Aufteilung Abstand genommen. Beschrieben werden in der Regel Eigenschaften der Ressource auf allen vier WEMI-Ebenen:
Werk z. B. geistige Schöpferin/geistiger Schöpfer (Akteurin/Akteur)
Expression z. B. Sprache
Manifestation z. B. Schrift
Exemplar z. B. Signatur
Eine so starke Ausdifferenzierung in verschiedene Titelarten wie „Haupttitel“, „Nebentitel“ etc. ist in der RNAB nicht sinnvoll. Es werden hier nur die Begriffe „Titel“ und „Bevorzugter Titel“ verwendet.
Insgesamt hat sich bei der Erarbeitung der RNAB gezeigt, dass eine enge Zusammenarbeit bei der Weiterentwicklung der RDA und der GND für die beiden verwandten Archiv- und Bibliothekswelten sehr sinnvoll und unbedingt erforderlich ist. Die RNAB will mit ihren Regeln dort, wo es zweckmäßig ist, aktiv an dem Prozess teilnehmen.
Entsprechend den Prämissen der LRM (Table 3.1 User Tasks Summary) folgt die RNAB dem Ziel, dass die auf ihrer Grundlage erzeugten Daten (Beschreibungen von Entitäten) die Benutzenden beim Finden, Identifizieren, Auswählen, Konsultieren von Ressourcen und beim Herstellen von Bezügen dazu in die Lage versetzen:
gefundene Ressourcen zu verstehen und sie von anderen, ähnlichen Ressourcen zu unterscheiden (Identifizieren);
den Nutzen einer Ressource für ihre Fragestellung zu beurteilen und spezifische Ressourcen als möglicherweise relevant zu erkennen (Auswählen);
Zugriff auf den Inhalt einer Ressource zu erhalten (Benutzen);
Ressourcen aufgrund ihrer Beziehungen zueinander zu entdecken und Kontexte zu verstehen (Bezüge herstellen).