47. Sitzung des Standardisierungsausschusses am 10. Juli 2025

Sachstandsbericht der AG Handschriften

Berichtszeitraum

Dezember 2024 - Juni 2025

Hintergrund

Die Arbeitsgruppe ist aus Vertreter_innen der handschriftenkatalogisierenden Community im DACH-Bereich (Handschriftensammlungen großer Bibliotheken in Deutschland, Österreich und der Schweiz, AG der Handschriftenzentren, Handschriftencensus, Handschriftenportal) zusammengesetzt. Ziel ihrer Arbeit ist es, den RDA-konformen Nachweis von Handschriften als Manifestationen/Exemplare und von deren Digitalisaten in bibliothekarischen Systemen zu ermöglichen.

Aktuelle Arbeiten

Die AG hat am 2. Dezember 2024, 6. März und 2. Juni 2025 getagt.

  • Der konkreten Formulierung spezifischer Regeln für Handschriften waren Überlegungen über die Ziele, Nutzen und Anwendungsszenarien der Erschließung von Handschriften nach RDA vorauszuschicken, da die Handschriftenkatalogisierung auf eine lange Tradition der Katalogisierung und Beschreibung nach Regelwerken zurückblickt, die sich in Umfang und Methodik von der bibliothekarischen Formalerschließung deutlich unterscheidet.
  • Im Hinblick auf die Ressourcentypbeschreibung Handschrift wurde ein Papier als Arbeits- und Selbstverständigungsdokument erstellt, in dem der Versuch unternommen wird zu definieren, was eine Handschrift unter formalen, chronologischen, medialen, sammlungstektonischen Aspekten ist. Dieses Arbeitspapier dient der kontinuierlichen Weiterarbeit. So wurde zuletzt der Bereich der orientalischen Handschriften, der im ersten Entwurf noch keine Berücksichtigung gefunden hatte, ergänzt und eingearbeitet.
  • Grundsätzlich zu diskutieren war die Frage, in welchem Umfang und in welcher Form sich die Beschreibungskriterien der DFG Richtlinien Handschriftenkatalogisierung, die in der Praxis breite Anwendung finden und in DFG-geförderten Projekten verbindlich sind, auf den WEMI-Ebenen abgebildet werden können. Ein grundlegendes Problem sind dabei die Beziehungen der Werk- und Expressionebene mit der Manifestations- und Exemplarebene, da die konventionelle Perspektive auf Handschriften fundamental verschieden vom FRBR-Modell ist.
  • Ziel ist ein kaskadierendes Modell, das den verschiedenen Bedürfnisse in den Institutionen gerecht wird:
    • Modellierung von Minimal- und Kern-Daten, die zum Auffinden von Handschriftenbeschreibungen über Bibliothekskataloge als Knotenpunkte notwendig sind
    • Normdaten der GND als Anknüpfungspunkte
    • Synopse/Kurzaufnahme für die Präsentation von Digitalisaten
    • Neuerstellung oder Abbildung vorhandener vollständiger Handschriftenbeschreibungen
  • Die AG hat sich über ein Minimaldatenset für die Erschließung von Handschriften abgestimmt. Dieses umfasst die RDA-Elemente
    • Manifestationstitel bestehend aus Ort, Institution, Signatur
    • Identifikator für ein Exemplar
    • Art des Inhalts: Handschrift

Diese verpflichtenden Elemente können dann durch sog. Kerndaten erweitert werden.

  • Aktuell arbeitet die AG an einer spezifischen Regel für den Titel einer Manifestation (RDA-E-M003)
  • Gleichzeitig werden derzeit in einer Arbeitsgruppe der Handschriftenzentren in enger Abstimmung mit dem Datenmodell des Handschriftenportals die DFG-Richtlinien (in der Fassung von 1993) überarbeitet. Nachdem über eine Umfrage bei den Katalogisierenden und einer Diskussion auf dem Workshop der Handschriftenbearbeiter in Wolfenbüttel (10./11. April 2024) die Bearbeitungsbedarfe ermittelt wurden, liegt numehr ein Entwurf vor, der innerhalb der Arbeitsgruppe zu einem konkreten regelwerk ausformuliert wird. Die Arbeitsergebnisse dieses work in progress werden selbstverständlich in der AG Handschriften berücksichtigt.

Planungen/Offene Themen

  • Weiterarbeit an der Ressourcentypbeschreibung Handschriften
  • Abstimmung in der AG über orientalische Handschriften
  • Definition eines Kerndatensets
  • Beteiligung von Vertreter_innen aus Archiv (Staatsarchiv, Literaturarchiv) und dem Bereich Musik
  • Formulierung spezifischer Regeln für handschriftenrelevante RDA-Elemente auf der Manifestations-/Exemplarebene
  • Sammel- und Hybridbände, d. h. Exemplare, die aus mehreren Einheiten und gegebenenfalls aus Handschriften und Drucken zusammengesetzt sind (in Abstimmung mit der AG Alte Drucke)

Zusammenarbeit mit anderen Arbeitsgruppen

Aus der AG Handschriften ist Herr Hakelberg (FB Gotha) festes Mitglied und Herr Limbeck (HAB Wolfenbüttel ständiger Gast in der AG Provenienzen, in der an den spezifischen Regeln auf der Exemplarebene gearbeitet wird. Dies sind essentielle Beschreibungselemente von Handschriften.

Öffentlichkeitsarbeit

entfällt

Sonstiges

entfällt

Name/Datum

Sven Limbeck, 17. Juni 2025